Etwa 600 Schiffe passieren die deutsch-holländische Grenze täglich über den Rhein. Der Fluss, den schon die Römer für ihre Flotte nutzten, gehört damit zu den wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Die größten Schiffe, die hier herumschippern, sind rund 135 Meter lang und gut 17 Meter breit – kein Vergleich zu Ozeanriesen, aber doch kleine Transportwunder.
„Zara“-Häfen werden derzeit ausgebaut
Die Bedeutung des Rheins und der Binnenschifffahrt dürfte sogar weiter wachsen. Denn die „Zara“-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) werden derzeit kräftig ausgebaut. Was in den belgischen und niederländischen Seehäfen ankommt, wird dort umgeschlagen und oft auf Rheinschiffen nach Deutschland transportiert – und umgekehrt. Der Warenverkehr zwischen Holland und Deutschland gehört mit einem Umfang von jährlich 160 Milliarden Euro zu den größten Handelsvolumina in der Welt.
Ein nicht geringer Teil dieser gigantischen Gütermengen kommt per Schiff über den Rhein. Am Fluss – von Basel bis zur Nordsee (Rotterdam) befahrbar – liegen viele wirtschaftlich bedeutende Ballungsräume. Der größte deutsche Binnenhafen am Rhein ist Duisburg, vor Köln, Mannheim, Ludwigshafen und Düsseldorf-Neuss.
Wie auf den Weltmeeren sieht man auch auf dem Rhein immer mehr und größere Containerschiffe. Heute werden 2,5 Mal so viele Container per Binnenschiff befördert wie noch im Jahr 1998. Allein im ersten Quartal legte dieser Bereich in NRW um 13 Prozent zu, während das Güteraufkommen in den Häfen an Rhein und Ruhr insgesamt lediglich auf ein Plus von 1,9 Prozent kam.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: NRW-Häfen fast auf dem Umschlagsvolumen von Hamburg
NRW-Häfen fast auf dem Umschlagsvolumen von Hamburg
„Unsere Region braucht funktionierende Häfen, auch um das Verkehrsaufkommen auf der Straße zu mindern“, meint Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Durch den Ausbau des Godorfer Hafens mit einem Container-Terminal könnten jährlich 50.000 Lastwagen-Fahrten durch die Stadt verhindert werden.
Zwar stieg auch in den Kölner Häfen das Umschlagsvolumen im ersten Halbjahr um 200.000 Tonnen, doch der Zuwachs blieb mit 1,1 Prozent auf 6,72 Millionen Tonnen unter dem Schnitt. Deutlich stärker legte Duisburg zu – plus 3,8 Prozent auf 27,5 Millionen. Aber: Die NRW-Häfen zusammen kommen fast auf das Umschlagsvolumen von Hamburg.
Im deutschen Güterverkehr dominiert die Straße mit einem Transportvolumen von 1300 Millionen Tonnen, mit weitem Abstand gefolgt von der Schiene (365 Millionen). Die Binnen-Wasserstraßen kommen nur auf 228,5 Millionen Tonnen. Allerdings: Könnten diese Menge nicht auf den Binnenschiffen transportiert werden, wären hierfür rund zehn Millionen Lkw-Fahrten erforderlich. Dafür müssten nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes jeden Tag 28.500 Lastwagen zusätzlich eingesetzt werden – dies entspricht einer Lkw-Kolonne von Köln bis München.
Ford verschifft Neuwagen ins Ausland
Trotz einiger aufsehenerregender Havarien gehört das Binnenschiff zu den sichersten Transportmitteln. Fast ein Viertel der darauf im ersten Halbjahr 2015 beförderten Güter fiel deshalb in den Bereich Gefahrgut wie Benzin, Heizöl, Methanol, Säuren, Ammoniak. Am häufigsten verschifft werden auf dem Rhein aber Erze, Steine und Erden. Es folgen Kokerei- und Mineralölerzeugnisse sowie Kohle, Rohöl, Gas und chemische Produkte. Ford lässt per Schiff Neuwagen ins Ausland verfrachten.
Doch Anrainer wissen auch von spektakulären Transporten wie Panzern, riesigen Tanks für eine Kölner Brauerei oder der 385 Tonnen schweren Gasturbine für das Kraftwerk Niehl 3. Und vor ein paar Jahren brachte die Schiffsreise der russischen Raumfähre „Buran“ vorbei an Köln ins Museum nach Speyer manchen Schaulustigen ans Rheinufer.