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Kommentar

Was kostet mein Leben
„Mein Bankberater will mit mir den Vermögensaufbau planen. Jetzt weiß ich auch nicht“

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Lesezeit 3 Minuten
ILLUSTRATION - 24.11.2023, Berlin: Zahlreiche Euro-Banknoten liegen auf einem Tisch. (zu dpa: «Nutzlose Gerüste und Uralt-Telefonie: Steuergeld verplempert») Foto: Hannes P Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Wie viel kostet ihr Leben?

Das Leben in Köln ist teuer. Erst recht, wenn man mehrere Kinder hat. Und dazu ein paar kostspielige Schwächen. Wofür geben Sie Ihr Geld aus?

Als ich 18 Jahre alt war, besaß ich ein Büchlein mit marmoriertem Einband, in das ich all meine Ausgaben notierte. „Nussschnecke 1,50 DM“ stand da. Oder „Kino Meisengeige 10 DM“, „Hose 59 DM“, oder „Kirschwein Markgraf 5 DM“. Ich habe beim Ziehen des Zusammenrechenstriches ein Lineal benutzt. Ich habe selbstverständlich immer viel weniger ausgegeben als ich auf der anderen Seite unter „Arbeit Second-Hand-Laden“ und „Taschengeld“ eingenommen habe.

Machen Sie sich keine Sorgen. So streberhaft ging mein Leben nicht weiter. Ein paar Jahre später saß ich heulend auf den Stufen des Studentenwohnheims, weil ich eine Handyrechnung von über 200 Euro erhalten hatte (etwa eine Monatsmiete). Auf dem Weg zum Praktikum in Helsinki zeigte die Flughafenwaage derart viel Übergepäck an, dass ich weit mehr als 100 Euro Strafgebühr zahlen musste. Und das sind nur die ganz harmlosen Geschichten meiner Finanzkarriere.

Yogastudio, Fußballverein, Streaming-Abos, Reisen, Essen

Heute beträgt mein Anteil an der Kölner Miete gut 1200 Euro, dazu kommen Strom und Wasser, ich zahle viel zu viel Geld für pflegende Kosmetik (oft 50 Euro pro Tiegel, bin damit aber sparsam), dafür sehr wenig für dekorative sowie den Friseur (höchstens dreimal im Jahr), nichts für Schmuck. Mein Yogastudio ist sündhaft teuer (70 Euro), vor allem wenn man bedenkt, dass ich viel zu selten Zeit habe hinzugehen.

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Wir stecken viel Geld in die Kinder (zwei minderjährige Jungs/beide lieben Fußball aktiv wie passiv/zur gar nicht mal niedrigen Vereinsgebühr sowie regelmäßig neuen Schuhen, Trikots, Stutzen, usw. kommen deshalb natürlich gleich zwei Fußball-Streaming-Abos/einen würde ich als modeaffin bezeichnen, einer besucht die OGTS/eine volljährige Tochter, ebenfalls mit Hang zu neuen Kleidungsstücken sowie Drogerieprodukten, inklusive Enkelkind/alle vier sind „gute Esser“, wie meine Großmutter das nicht ohne Stolz, aber auch mit etwas Sorge vor dem finanziellen Ruin bezeichnet hätte/das summiert sich). Wir leisten uns einen Schrebergarten, jeden Samstag und Sonntag Brötchen vom Bäcker, verfügen über Deutschlandtickets, eine Carsharing-Mitgliedschaft. Außerdem lieben wir Ausflüge und reisen sehr gern, was bei den zahlreichen Köpfen gerade zur Ferienzeit ziemlich ins Geld geht.

Claudia Lehnen

Claudia Lehnen

Claudia Lehnen, geboren 1978, ist Chefreporterin Story/NRW. Nach der Geburt ihres ersten Kindes begann sie 2005 als Feste Freie beim Kölner Stadt-Anzeiger. Später war sie Online-Redakteurin und leitet...

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Dazu kommen natürlich Mobilfunkkosten, Versicherungen, Bücher (ich komme selten unter 50 Euro aus einer Buchhandlung raus), diverse Zeitungsabos, viel zu teure Wolle (ich stricke gerne, werde aber selten fertig). Essen gehen wir quasi nie, weil man in Köln mit zwei bis vier Kindern auch beim Italiener an der Ecke schnell die 100 Euro crasht, zum Ausgehen oder für Konzerte sind wir Gott sei Dank zu müde.

Jüngst klingelte mein Bankberater durch und bot mir an, mit mir meinen Vermögensaufbau zu planen. Jetzt weiß ich auch nicht. Wir haben genug für ein schönes Leben für uns und die Kinder, sogar für einen Notgroschen, aber sicher zu wenig für so ein derart großes Wort wie Vermögensaufbau. Vielleicht reicht es erstmal, wenn ich mein marmoriertes Büchlein weiterführe. Ich würde sogar ein Lineal verwenden. Wie sieht es bei Ihnen aus? Was kostet ihr Leben? Wo sparen Sie und bei welchen Investitionen werden Sie schwach? Schreiben Sie meiner Kollegin Anna Friedrich und teilen Sie Ihre Geschichte mit uns!