Nach der Ankündigung eines immensen Stellenabbaus bei Ford in Köln, fordert der Ministerpräsident sozialverträgliche Lösungen für die Beschäftigten. Die Opposition gibt der Regierung Mitverantwortung.
StellenabbauHendrik Wüst fordert Klarheit für Ford-Beschäftigte in Köln
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat vom Ford-Konzern Klarheit für die Zukunft des Kölner Ford-Standorts gefordert. „Die Unsicherheit für die Beschäftigen bei Ford in Köln ist eine schwere Belastung. Hier muss Ford rasch Klarheit schaffen“, sagte der CDU-Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und dem „Express“.
„Wir brauchen sozialverträgliche Lösungen und belastbare Perspektiven für die Beschäftigten“, betonte Wüst. Hierzu stehe er bereits „persönlich in Kontakt mit Ford“. Die Investitionen von Ford in das „Cologne Electrification Center“ und die dort geplante Fertigung von elektrischen Fahrzeugen seien immerhin gute Signale für den Standort. Die Transformation zur Elektromobilität werde durch die Landesregierung unterstützt. „So steuert das Land etwa für den Aufbau der Forschungsfabrik Batteriezelle in Münster 180 Millionen Euro für Grundstücke und Gebäude bei“, sagt der Ministerpräsident.
Wandel zur Elektromobilität fordere alle heraus
Die Automobilindustrie stehe weltweit vor großen Aufgaben. „Besonders der Wandel zur Elektromobilität ist eine gewaltige Herausforderung – für Hersteller wie auch für Beschäftigte“, sagte Wüst. Hinzu kämen ein gestiegener Wettbewerbsdruck und neue Anforderungen an die Gestaltung von globalen Lieferketten. Beim ambitionierten Umbau Nordrhein-Westfalens zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas setzte die Landesregierung auch weiterhin auf den Schulterschluss mit Wirtschaft und Gewerkschaften.
Arbeitnehmervertreter befürchten, dass durch geplante Umstrukturierungen bis zu 3200 Jobs wegfallen könnten. Anfang des Jahres arbeiteten am Kölner Ford-Standort noch 14.000 Beschäftigte.
NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur erklärte, die bisher durch den Betriebsrat und die IG Metall geäußerten Befürchtungen gäben „Anlass zur Sorge“. Sie hoffe, „dass es nicht zu diesen tiefgreifenden Einschnitten kommen wird“. Für den Standort Nordrhein-Westfalen und insbesondere die Region Köln/Aachen sei wichtig, dass Ford auch künftig maßgebliche Schritte bei der Entwicklung seiner vollelektrischen Fahrzeuge in Köln und Aachen plane und umsetzte. „Wir sind in Kontakt mit Ford Deutschland und haben im Rahmen des Möglichen Unterstützung dabei angeboten, so viele Arbeitsplätze wie möglich in Nordrhein-Westfalen zu erhalten“, sagte die Politikerin der Grünen. „Letztlich ist es eine unternehmerische Entscheidung, die zu einem nicht unwesentlichen Teil in der US-Konzernzentrale von Ford getroffen wird“, fügte Neubaur hinzu.
FDP moniert schlechte Standortbedingungen in NRW
Dietmar Brockes, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP im Düsseldorfer Landtag, erklärte, der angekündigte Stellenabbau bei Ford bezeuge leider „die momentan schlechten Standortbedingungen“ in NRW: „Mit erhöhten Energiekosten, steuerlichen Belastungen und fehlenden Innovationsanreizen ist man gegenüber den USA und im harten europäischen Wettbewerb nicht konkurrenzfähig genug“, kritisierte der Liberale. Die schwarz-grüne Landesregierung müsse mit der Konzernführung eine tragfähige Zukunftsperspektive für Standort und Beschäftigte entwickeln, „statt wie bei Vallourec, Hakle und HKM die Industriebetriebe allein im Regen stehen zu lassen“, sagte Brockes. Mehr Einsatz von Schwarz-Grün für gute Standortbedingungen sei dringend geboten: „Sonst bricht uns hier nach und nach die Wohlstandsmaschine Industrie weg.“
Kutschaty erwartet Rettung des Standorts in Köln
Auch die SPD nimmt die Landesregierung in die Mitverantwortung. „Bei Ford steht die Situation auf Messers Schneide“, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wüst müsse als Regierungschef von NRW jetzt alles daran setzen, den Standort in Köln zu halten. „Ich erwarte von ihm, dass er jetzt Gespräche mit der Unternehmensleitung in den USA sucht und sich für die Forderungen des Betriebsrats stark macht. Die Kölner Produktentwicklung muss mit nachhaltigen Aufgaben und entsprechender Belegschaftszahl in die globale Entwicklungswelt von Ford eingebunden werden“, so Kutschaty.
Bis zum 31. Dezember 2032 dürfe es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Neubaur und Wüst müssten jetzt beweisen, dass sie „in der Lage sind, die Transformation sozialverträglich und mit Erhalt von Arbeitsplätzen zu gestalten“. Der Umstieg vom Verbrenner zum E-Auto sei eine der größten Herausforderungen in der Automobilindustrie. „Wenn dieser Wandel jetzt nicht gelingt, dann ist der Standort Köln perspektivisch in großer Gefahr“, warnte Kutschaty.