Die Deutsche Bahn legt ein neues Angebot an die EVG vor – erfüllt deren Forderungen aber nach wie vor nicht. Weitere Streiks sind nicht endgültig vom Tisch
TarifstreitDeutsche Bahn legt neues Angebot vor – EVG äußert sich zu Streiks in den nächsten Tagen
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat von der Deutschen Bahn am Donnerstag, dem vorerst letzten Verhandlungstag der vierten Tarif-Runde, ein neues Angebot vorgelegt bekommen. Die Delegationen des Unternehmens und der Gewerkschaft EVG trafen sich am Vormittag in einem Trainingszentrum des Konzerns in Fulda. Eine Einigung wurde bislang aber noch nicht erzielt – sollte es wieder nicht zu einem Kompromiss kommen, drohen sogar neue Streiks.
Tarifstreit zwischen Deutscher Bahn und EVG: Gewerkschaft skeptisch bei Einigung
Eine Annäherung hatte sich in den vergangenen Tagen bereits angedeutet. Das neue Angebot der Deutschen Bahn garantiert zwölf Prozent mehr Lohn für untere, zehn Prozent mehr für mittlere und acht Prozent mehr für obere Einkommen.
Die Erhöhung läuft in zwei Schritten: Die erste Erhöhung erfolgt im Dezember 2023. Außerdem soll 2023 noch zusätzlich eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2850 Euro in zwei Schritten ausgezahlt werden. Der Tarifvertrag soll 24 Monate laufen.
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Tarifstreit: Angebot der Deutschen Bahn weiter unter Forderungen der EVG
Die Deutsche Bahn liegt damit nach wie vor unter den Forderungen der EVG, die unter zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro mehr pro Monat für ihre Mitglieder bereits ab Juni 2023 gefordert hatte. Die Gewerkschaft fordert zudem eine Laufzeit von nur zwölf Monaten, um im kommenden Jahr neu zu verhandeln.
„Wir haben seit Dienstag konstruktive Verhandlungen mit der DB AG geführt. Im Ergebnis wurde uns ein neues, verbessertes Angebot vorgelegt. Dieses werden wir nun in Ruhe bewerten und uns dann dazu äußern“, erklärte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn sollen in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Bis dahin werde es keine weiteren Streiks geben.
Deutsche Bahn zu neuem Angebot an EVG: „Wir strecken uns gewaltig“
„Wir strecken uns gewaltig. Damit muss jetzt ein Abschluss möglich sein. Das ist ein mehr als attraktives und nie dagewesenes Paket für unsere Mitarbeitenden. Durch den Dreiklang hat das Angebot eine sehr starke soziale Komponente, also genau das, was die Gewerkschaft fordert. [...]“, erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler.
Das Angebot der Deutschen Bahn löst bei der EVG zumindest nicht unmittelbar Begeisterung aus. Ein erneutes Scheitern der Verhandlungen könnte neue Warnstreiks oder sogar einen unbefristeten Streik bereits ab Juni bedeuten. Die Deutsche Bahn hat der EVG eine Frist bis zum 30. Mai gesetzt, um sich zu entscheiden.
Noch am Dienstag, dem ersten Verhandlungstag zwischen Gewerkschaft und Deutscher Bahn, hatten die EVG-Verhandlungsführer erklärt: „Wenn die Deutsche Bahn kein besseres Angebot vorlegt, sind weitere Warnstreiks und auch eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik möglich.“
EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch ergänzte am Dienstag ebenfalls: „Es liegt allein beim Arbeitgeber, konstruktiv und zielführend zu verhandeln. Wir erwarten, dass schnell echte Fortschritte erkennbar werden, sonst kann ich für nichts garantieren.“
Zeichen der Einigung: EVG und Deutsche Bahn stimmten Vergleich nach Eilantrag zu
In den Tarifkonflikt war Anfang der vergangenen Woche Bewegung gekommen, nachdem die EVG einen zum Wochenbeginn geplanten 50-Stunden-Warnstreik kurzfristig abgesagt hatte. Zuvor hatte die Gewerkschaft mit der Bahn unter Vermittlung des Arbeitsgerichts Frankfurt einen Vergleich beim Knackpunkt Mindestlohn geschlossen. Das Thema galt als Hürde für den Einstieg in die konkreten Tarifverhandlungen. Dieses erste Zeichen der Einigung stellte die Weichen für die vierte, dreitägige Verhandlungsrunde.
Die EVG wollte ursprünglich bei der Deutschen Bahn und Dutzenden weiteren Eisenbahn-Unternehmen unter anderem 650 Euro mehr pro Monat oder 12 Prozent bei den oberen Einkommen durchsetzen, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Bahn hatte zuvor neben einer Inflationsausgleichsprämie prozentuale Steigerungen von insgesamt 10 Prozent bei den unteren und mittleren sowie 8 Prozent bei den oberen Einkommen in Aussicht gestellt. Bei der Laufzeit sieht der Konzern 27 Monate vor.
Neben den Streiks bei der EVG rief auch die Gewerkschaft Verdi mehrfach zum Arbeitskampf bei Verkehrs- unter Transportunternehmen auf. So wurden unter anderem im März auch die Häfen und Güterverkehr AG Köln oder die OVAG Oberbergische Verkehrsgesellschaft bestreikt. (mit dpa)