Der US-Mutter-Konzern fährt mit Stromern hohe Verluste ein, kappt das Budget und verschiebt Modelle.
Hohe VerlusteFord tritt bei E-Mobilität auf die Bremse – Was das für den Standort Köln bedeutet
Der US-Autobauer Ford vollzieht in den USA eine Kehrtwende in der Elektromobilität. Grund ist die schwache Nachfrage nach batteriegetriebenen Fahrzeugen. Deswegen wird der Konzern kein E-SUV mit drei Sitzreihen bauen. Die Kehrtwende wird den US-Autoriesen bis zu 1,9 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) kosten. Der SUV war bereits von 2025 auf 2027 verschoben worden.
Ford fährt dauerhaft hohe Verluste in seiner Elektroauto-Sparte ein. Allein im vergangenen Quartal verbuchte der US-Autoriese in dem Geschäftsbereich einen Verlust von 1,14 Milliarden Dollar. Während dessen verdient der Konzern Geld mit Verbrenner-Modellen sowie dem Nutzfahrzeug-Bereich. Besonders stark war zuletzt die Nachfrage nach Fahrzeugen mit Hybrid-Antrieben in den USA.
Verbrenner und Hybride schreiben schwarze Zahlen
Ford konnte zwar für das vergangenen Jahr trotzdem starke Zahlen vorgelegen – aber eben ausschließlich dank des Geschäfts mit Verbrennungsmotoren. Der Verlust der Elektrosparte stieg 2023 auf insgesamt 4,7 Milliarden Dollar. Deswegen wurden die Schichten im Werk für Elektroautos in Rouge auf nur noch eine zurückzufahren. 1400 Mitarbeiter werden nicht mehr gebraucht, gehen in die Verbrennermontage oder in den Vorruhestand.
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Bei der Vorlage der Bilanz im Februar war die Botschaft bereits klar: Ford überdenke seine Elektrostrategie, erklärte Jim Farley, Chef des größten US-Autobauers. Schon damals kein Wort mehr von der großen Elektrowende. „Wir sind der einzige Hersteller, der seinen Kunden eine große Auswahl an Benzin-, Hybrid- und Elektrofahrzeugen bietet“, und dabei bleibe es auch, betonte Farley. Ford zieht nun ganz grundsätzliche Konsequenzen: Die Kapitalausgaben für Elektromodelle werden von zuvor 40 Prozent des jährlichen Budgets auf 30 Prozent gekappt. Das Nachfolgemodell für den großen Elektro-Pickup F-150 Lightning soll nun erst Ende 2027 statt 2025 auf den Markt kommen. In der Zwischenzeit will Ford unter anderem die Batterien günstiger machen.
Modelle müssen schnell rentabel sein
Jedes neue Modell soll künftig in den ersten zwölf Monaten schwarze Zahlen abwerfen, betonte Finanzchef John Lawler bei der Ankündigung. Priorität bei den Elektro-Modellen haben jetzt ein Lieferwagen, der 2026 in die Produktion gehen soll, sowie ein für 2027 geplanter mittelgroßer Pickup.
Der Verkaufsschub vor allem beim Marktführer Tesla während der Corona-Pandemie hatte die großen Autokonzerne dazu animiert, Milliarden in den Ausbau des Elektroauto-Geschäfts zu stecken. Zuletzt schwächte sich die Nachfrage jedoch deutlich ab, was auch Tesla zu spüren bekommt. Auch der Ford-Konkurrent General Motors trat jüngst bei seinen Elektroauto-Plänen auf die Bremse.
Ford-Chef Jim Farley sagte dem Finanzdienst Bloomberg, er sei sehr zufrieden mit dem geplanten großen Elektro-SUV gewesen, „aber es gab einfach keinen Weg, dass er jemals unsere Rentabilitätskriterien erfüllen könnte“.
Für Ford in Europa vor allem am Standort Köln soll sich aber vorerst nichts ändern. Das bestätigte eine Ford-Sprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Autobauer hatte schon im Jahr 2021 erklärt, ab 2030 in Europa nur noch elektrische Pkw verkaufen zu wollen. Bei den Nutzfahrzeugen sollten zwei Drittel der Verkäufe vollelektrisch oder mit Plug-in-Hybridantrieb erfolgen.
Das Stammwerk in Köln wurde im Zuge dessen komplett auf den Bau von Pkw-Stromern umgerüstet. Zwei Milliarden Dollar hat Ford in den Umbau des Werks in das neue Cologne Electric-Vehicle-Center investiert, in dem künftig ausschließlich die beiden E-Autos Explorer und Capri vom Band rollen werden. Das war die größte Investition in der Unternehmensgeschichte des Kölner Ford-Werks.
Die technische Basis sowohl des Capri als auch seines Kölner Schwestermodells kommt aus Wolfsburg von VW, auf dessen Elektroauto-Baukasten MEB beide gebaut werden. 1,2 Millionen dieser Plattformen kann Ford in sechs Jahren nutzen. Konzipiert wurden die Modelle aber im Ford-Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich.
Jüngst hatte aber Ford-Chef Martin Sander, der das Unternehmen Anfang Juni völlig überraschend Richtung VW-Konzern verlassen hatte, angedeutet, man werde wohl auch nach 2030 noch Verbrenner in Europa verkaufen – wenn die Kundschaft sie will. „Wenn wir eine starke Nachfrage sehen, zum Beispiel nach Plug-in-Hybridfahrzeugen, werden wir diese anbieten“, sagte Sander laut Automobilwoche.
Ehrgeiziger als die EU
Die Nachfrage nach Elektroautos sei „weicher“ als gedacht. Deshalb erreiche das Unternehmen seine ehrgeizigen Ziele nicht, so Sander. Ob dies aber unter seinem Nachfolger - so die Position nochmal besetzt wird - noch gilt, ist derzeit unklar.
Mit dem 2021 angekündigten Verbrenner-Ausstieg im Jahr 2030 war Ford ehrgeiziger als die Europäische Union, die fossil angetriebene Fahrzeuge erst ab 2035 verbieten will.