Ein Kurzstrecke-Ticket soll es ab 2026 nicht mehr geben. Stattdessen kommt bald der Rheinland-Tarif.
Nur noch drei PreisstufenVerkehrsverbünde lichten den Ticket-Dschungel im Rheinland

Zwei Stadtbahnzüge der KVB queren den Kreisverkehr am Chlodwigplatz. Der VRS will bei der gemeinsamen Tarifreform mit dem Aachener Verkehrsverbund die Kurzstrecke abschaffen. Foto: Alexander Schwaiger
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Für 90 Prozent aller Fahrten mit Bahn und Bus im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) haben die Menschen im Rheinland im vergangenen Jahr das Deutschlandticket oder die App eezy.nrw genutzt. Deshalb lichten der VRS und der Aachener Verkehrsverbund (AVV) jetzt gemeinsam den Tarifdschungel. Im Laufe des Jahres 2026 wollen beide Verbünde einen einheitlichen, möglichst einfachen Rheinland-Tarif für alle anbieten, die weder das D-Ticket noch die eezy-App haben. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wie soll der neue Rheinland-Tarif aussehen?
Der Basistarif wird noch drei Preisstufen haben. Stufe 1 für eine Stadt oder Gemeinde, Stufe 2 für eine Stadt oder Gemeinde plus die Nachbarstadt oder Nachbargemeinde. Stufe 3 gilt für das gesamte Rheinland, also das komplette Gebiet von VRS und AVV zusammen. Die Kurzstrecke wird es wohl nicht mehr geben.
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Ist das nicht ungerecht, in Köln für drei Stationen den Preis eines ganzen Stadtgebiets zu zahlen?
„Wir werden immer wieder kritisiert, dass unser Tarifsystem zu kompliziert ist“, sagt VRS-Geschäftsführer Michael Vogel. „Den Zielkonflikt zwischen Einfachheit und Gerechtigkeit kann man nicht lösen.“ Die Kurzstrecke sei 2024 im VRS-Gebiet noch vier Millionen Mal gekauft worden, habe in einem Jahr 1,4 Millionen Kunden verloren.
Vergrätzt man damit nicht die Gelegenheitsfahrer?
Das will der VRS mit einer Werbekampagne für das Smartphone-Ticket eezy.nrw verhindern, das 2024 beachtliche Steigerungsraten zu verzeichnen hatte. Dieser digitale Tarif, bei dem der Fahrpreis nach Luftlinie berechnet wird, sei bei der Kurzstrecke schon jetzt immer günstiger als das Papierticket, so Sascha Triemer, Leiter Tarif und Vertrieb.
Man wolle erreichen, dass Fahrten mit eezy.nrw nicht nur bei der Kurzstrecke, sondern in jedem Fall billiger sind als der Papierfahrschein oder das Handyticket. „Wir wollen das Digitalticket auf Dauer zur zweiten Säule neben dem Deutschlandticket machen.“ Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Der Anteil des eezy-Tickets an allen Fahrkarten des Bartarifs betrug im vergangenen Jahr gerade mal zwei Prozent.
Welche Vorteile hat das eezy-Ticket?
Einmal aufs Smartphone geladen, muss man sich vor und nach der Fahrt nur ein- und auschecken. Das Ticket gilt in ganz NRW. Der Fahrpreis wird nach Luftlinie berechnet und ist auf 58 Euro pro Monat gedeckelt. Das ist der Preis fürs Deutschlandticket.
Wird der Papierfahrschein zum Auslaufmodell?
Nein. „Wir werden auch künftig Fahrkarten an den Automaten anbieten“, sagt VRS-Geschäftsführer Vogel. „Für uns ist das ein Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge.“
Wie fällt die VRS-Bilanz für 2024 aus?
Rund 800.000 Menschen pro Monat sind im VRS mit Deutschlandtickets unterwegs. Der Anteil der Jobtickets liegt bei 24 Prozent und damit deutlich über dem Bundesschnitt. „Wir sehen noch Potenzial bei Unternehmen. Dafür müssen sie aber wissen, dass es langfristig am Markt bleibt“, so Vogel. „Die Zusage der neuen Bundesregierung, es bis zum Jahr 2029 zu garantieren, ist hilfreich.“ Erhebliches Potenzial gebe es auch bei den Landesbediensteten, für die es bisher nicht zur Verfügung steht. „Dafür muss das Land die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen.“ Bedauerlich sei, dass die Städte Köln und Bonn aus der Jobticket-Variante ausgestiegen sind.
Was ist mit den Ticketeinnahmen?
Die im VRS vertretenen Verkehrsunternehmen haben 2024 565,6 Millionen Euro an Ticketeinnahmen erwirtschaftet. Das sind zwei Prozent weniger als im Jahr 2023. Hintergrund ist, dass im Vergleich mit anderen Abo-Angeboten das stark rabattierte Deutschlandticket 2024 zum ersten Mal im gesamten Jahr verkauft wurde. Der Startschuss war 2023 erst im Mai gefallen.
Wie hoch sind die Einnahmeverluste durch das D-Ticket?
2024 lagen die Verluste bei 275 Millionen Euro. Sie wurden von Bund und Land ausgeglichen. Das Minus wird für 2025 auf 270 Millionen Euro kalkuliert. Ab 2026 muss ein neuer Weg zur Finanzierung gefunden werden. Der bisherige Rettungsschirm aus Corona-Zeiten kann 2026 als Ausgleichsmechanismus nicht mehr genutzt werden. Das wäre ein Verstoß gegen das Beihilferecht der EU.