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Werk in SaarlouisUnbefristeter Streik bei Ford-Zulieferern geht weiter

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ARCHIV - 04.10.2023, Saarland, Saarlouis: Schilder auf dem Außengelände des Ford Werks in Saarlouis. Bei einer Betriebsversammlung stimmen die IG-Metall-Mitglieder über den vorgelegten Sozialtarifvertrag ab. (zu dpa: «Urabstimmung über Sozialtarifvertrag bei Ford in Saarlouis») Foto: Oliver Dietze/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Schilder auf dem Außengelände des Ford Werks in Saarlouis.

Die Beschäftigten fordern von den Unternehmen einen Sozialtarifvertrag. Denn Ford schließt sein Werk Ende 2025, dann ist auch für die Zulieferer Schluss.

Bei Ford in Saarlouis stehen auch weiterhin die Bänder still. Hintergrund ist, dass die Mitarbeiter der umliegenden Zulieferbetriebe seit Freitagmorgen die Arbeit niedergelegt haben. Die IG Metall hatte die Beschäftigten von fünf Firmen im Zuliefererpark aufgerufen, in einen unbefristeten Streik zu treten.

600 Focus werden pro Tag nicht gebaut

Es habe bisher „keine einzige Gesprächsinitiative von den betroffenen Unternehmen“ gegeben, sagte der 2. Bevollmächtigte und Verhandlungsführer der IG Metall Völklingen, Ralf Cavelius. „Unserer Kenntnis nach arbeitet in den Betrieben gar keiner. Produktion findet nicht statt“, so Cavelius. Damit ist auch das zweite deutsche Werk von Ford in Saarlouis weiter lahmgelegt. Die Produktion laufe „aufgrund der Zulieferersituation im Moment nicht“, sagte eine Sprecherin von Ford in Köln. Denn die von den Zulieferern hergestellten Teile brauche Ford für seine Produktion, hieß es.

Nach Angaben der IG Metall werden bei einem Stillstand im Ford-Werk rund 600 Ford Focus pro Tag nicht fertig produziert. Normalerweise würden 300 Autos von der Früh- und 300 Autos von der Mittelschicht gebaut. Bis zum Ende der Fertigung im November 2025 werde die Zahl sukzessive reduziert. Nach Einschätzung von Ford-Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka kostet jeder Streiktag Ford rund eine Million Euro. Zumal der Focus derzeit das einzige Auto ist, das Ford in Deutschland baut.

Altersdurchschnitt bei über 50 Jahren

Die IG Metall will für die Beschäftigten der Betriebe einen Sozialtarifvertrag durchsetzen - mit Abfindungen und Transfergesellschaften. Anlass ist das vom US-Autobauer Ford angekündigte Ende der Produktion. Der US-Autobauer schließt sein zweites deutsches Werk neben Köln Ende 2025. Damit ist auch für die Zuliefer-Betriebe im Industriepark Schluss, die für den Bau des Ford Focus unter anderem Motor/Getriebe, Achsen, Karosserieteile, Kabelnetzsysteme und Abgasanlagen produzieren. Für sie ist Ford der größte Abnehmer. Derzeit arbeiten nach Betriebsratsangaben noch rund 710 Beschäftigte in dem Industriepark, die ihre Jobs verlieren werden. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter liegt nach Angaben der IG Metall bei über 50 Jahren. Viele der Menschen befürchten große Schwierigkeiten, einen neuen Job zu finden.

Ford hatte im Sommer 2022 beschlossen, das Werk in Saarlouis zu schießen. Der Entscheidung vorausgegangen war ein monatelanger, hart geführter Konkurrenzkampf zwischen den Fordwerken Saarlouis und Valencia in Spanien, an welchem der beiden Standorte Elektroautos der nächsten Generation von Ford gebaut werden. Valencia bekam den Zuschlag. Damit war damals aber zugleich das Ende des Werkes sowie der Produktion des Modells Focus 2025 besiegelt. Lange suchte Ford zusammen mit der saarländischen Landesregierung einen Investor. Der letzte verbliebene Kandidat sprang schließlich überraschend ab.

Für die Beschäftigten im Ford-Werk selbst gilt seit Ende Februar ein Sozialtarifvertrag. Die Vereinbarungen beinhalten die Weiterbeschäftigung von 1000 der insgesamt 3750 Ford-Mitarbeitern bis Ende 2032, hohe Abfindungen und Prämien, die Bildung einer Transfergesellschaft und Qualifizierungsprogramme. Außerdem soll das Ende der Produktion des Ford Focus um ein halbes Jahr auf November 2025 verschoben werden. (mit dpa)