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Wirtschaftsnacht RheinlandSo steht es um Kölns Wirtschaft

Lesezeit 3 Minuten
12.04.2024, Köln: Der Niehler Hafen wird oft als Drehort für Film- und Fernsehproduktionen genutzt. Foto: Uwe Weiser

Der Niehler Hafen verbindet Köln direkt mit Rotterdam.

Schwache Konjunktur, Stellenabbau, Insolvenzen: Der Wirtschaft ging es schonmal besser. Wie Köln durch die Krise kommt.

Die Wirtschaftsnacht Rheinland bringt in diesem Jahr wieder Traditionsunternehmen, Newcomer und Hidden Champions zusammen. Zu diskutieren gibt es einiges - denn die Wirtschaft steckt tief in der Krise. Einer der Gründe: Die Verbraucher halten sich beim Kaufen zurück. „Das gegenwärtige gesamtwirtschaftliche Umfeld ist nicht förderlich für den privaten Konsum“, teilt der Handelsverband Deutschland mit. Die Stimmung der Verbraucher zeigt auch im September nach unten, ein Wachstumsimpuls für den Einzelhandel ist laut HDE nicht in Sicht.

Lage und Infrastruktur helfen Köln durch die Krise

Auch auf den Kölner Einkaufsstraßen zeigt sich die Konsequenz der angespannten Lage. An Samstagen sind die Haupteinkaufsstraßen zwar voll, doch die Konsolidierung des Marktes ist deutlich zu sehen. An der Hohe Straße beispielsweise stand Anfang des Jahres rund ein Drittel der Ladenfläche leer. Hinzu kommen zahlreiche Interimsnutzungen durch No-Name-Modegeschäfte, Frittenbuden und Süßigkeiten-Läden. Filialisten wie Promod, Hallhuber, Görtz, Esprit oder Scotch & Soda gingen pleite oder reduzierten wie Douglas die Niederlassungen. Das hinterließ Lücken.

Die städtische Wirtschaftsförderung Köln-Business berichtet, dass in Köln die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen größer ist als das Angebot. Die Nachfrage ist weiterhin groß, weil Köln mit zahlreichen Standortfaktoren punktet. Köln ist der zentrale Knotenpunkt in Nordrhein-Westfalen und ein wichtiges europäisches Verkehrszentrum. Drei internationale Flughäfen sind in weniger als einer Stunde erreichbar (Köln/Bonn, Düsseldorf und Frankfurt).

Das trimodale Frachtzentrum Köln-Eifeltor ist eine der wichtigsten Großumschlagsanlagen des kombinierten Verkehrs in Europa, der Niehler Hafen der zweitgrößte Binnenhafen Deutschlands mit direkter Anbindung an den weltgrößten Seehafen in Rotterdam. In Köln laufen zudem die zentralen Autobahnen Westeuropas zusammen, internationale Hochgeschwindigkeitsstrecken verbinden die Stadt in Rekordzeit mit Amsterdam, Brüssel und Paris.

Nicht nur geografisch liegt Köln im Herzen Europas, auch wirtschaftlich ist die Stadt eng mit der Europäischen Union verflochten. 41 Prozent der Waren und Dienstleistungen der Exporte aus Köln gehen direkt in EU-Länder. Der Bruttowertschöpfungseffekt liegt bei 11,6 Milliarden Euro. Allein in Köln hängen 18 Prozent der gesamten Wertschöpfung und damit 11,6 Milliarden Euro an den EU-Exporten. Auch die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind immens: Über die gesamten Wertschöpfungsnetze werden allein in Köln ungefähr 134.000 Arbeitsplätze gesichert. Das entspricht 17 Prozent aller Arbeitsplätze in der Stadt.

Sparprogramme bei Bayer, Ford und Lanxess

Trotz aller Standortvorteile spüren die Firmen in Köln und der Region die schwache wirtschaftliche Lage. Die Industrie in Nordrhein-Westfalen hat in der ersten Jahreshälfte einen deutlichen Rückgang der Produktion verkraften müssen. Grund dafür sind dem Landesstatistikamt IT.NRW zufolge auch geopolitische Spannungen, die Erzeuger- und Ausfuhrpreise stark steigen lassen. Die Zahl der Arbeitslosen in Nordrhein-Westfalen ist im August den dritten Monat in Folge gestiegen, und zwar stärker als jahreszeitlich üblich. Unternehmen halten sich in der Personalplanung zurück oder reduzieren ihre Stellen.

Vor allem bei Ford, Lanxess und Bayer drohen für den Wirtschaftsstandort Köln schmerzliche Einschnitte. Lanxess hat sich ein Sparprogramm verordnet und schon 700 Stellen abgebaut. Bayer hat sogar 3200 Stellen gestrichen. Ford steckt im dritten Restrukturierungsprogramm in nur fünf Jahren, bis Ende 2025 sollen 2300 Stellen in Köln wegfallen.

Bewerbungen für Wirtschaftsnacht laufen

Je herausfordernder die Zeiten, desto wichtiger ist der gegenseitige Austausch. Mit Vorträgen und Diskussionen möchte die Wirtschaftsnacht mögliche Gamechanger identifizieren und die Kölner Wirtschaft auf ein neues Level heben. Bewerbungen sind über www.wirtschaftsnacht-rheinland.de möglich. Die Wirtschaftsnacht ist eine Veranstaltung der Kölner Stadt-Anzeiger Medien in Zusammenarbeit mit diversen Partnern aus der Region.