Köln – Noch bevor die MS Rhein-Galaxie vom Kölner Altstadtufer stromaufwärts ablegte, waren sich bereits viele Gäste sicher: Diese Premiere vermag einiges zu bewegen in Köln und der Region. Rund 300 Entscheider aus Wirtschaft und Politik waren mit an Bord der ersten Wirtschaftsnacht Rheinland der „Kölner Stadt-Anzeiger Medien“ (lesen Sie hier das Liveblog zum Abend nach). Ein Treffpunkt, dem angesichts der aktuellen Krisen – Lieferengpässe, Energiepreise, Inflation oder Fachkräftemangel – umso mehr Bedeutung zukam.
Das Rheinland ist ein prosperierender Wirtschaftsraum
Zugleich zeigte der Abend, welch prosperierender Wirtschaftsraum das Rheinland ist. Düsseldorf ist Landeshauptstadt und Zentrum von Mode, Telekommunikation und Industrie. Leverkusen und seine Nachbarn sind das westdeutsche Zentrum der Chemie-Industrie. Bonn ist die Sitz von wachsenden Riesen wie Telekom und Deutsche Post/DHL, Aachen ist die Keimzelle des Ingenieurwesens, und Köln steht für einen breiten Mix, vom Start-up bis zu großen Versicherungskonzernen und der größten Autofabrik des Bundeslandes. Der Rhein als Verkehrsweg verbindet sie. Dass der Abend auf der MS Rhein-Galaxie stattfand, war daher ein bewusst gewähltes Symbol.
Carsten Fiedler, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Mirco Striewski, COO „Kölner Stadt-Anzeiger Medien“ begrüßten mit Moderatorin Gesa Eberl die Gäste und betonten, wie wichtig der Begriff „Smart Economy“ inzwischen geworden ist: Dahinter steckt die Idee, Firmen effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu machen.
Im Beisein der Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Isabella Neven DuMont und Christian DuMont Schütte, ging es bei einer Podiumsdiskussion um die Herausforderungen, vor denen die Unternehmer der Region stehen. Marko Belser von Ford nannte etwa die Millionen-Investitionen beim Thema „Autonomes Fahren“. Ford mache Köln „smarter“ etwa durch einen vollelektrischen Transit für die AWB.
Carsten Schildknecht von der Zurich-Versicherung blickte auf die Katastrophe im Ahrtal zurück. „Das größte Risiko, das wir derzeit haben, ist der Klimawandel.“ Es gelte daher, Versicherungslösungen anzubieten, die nachhaltiges Handeln fördern. Angesprochen auf die aktuelle Situation, sagte Rhein-Energie-Chef Andreas Feicht, dass es durchaus zu einer Gasmangel-Lage in diesem Winter kommen könnte. Eine der notwendigen Antworten auf die Bedürfnisse der Zukunft sei das Thema Wasserstoff.
Eine neue Unternehmenskultur des Dialogs
„Krisen sind Treiber“, stellte Tom Lurtz vom Beratungsunternehmen KPMG fest und sprach von einer „Turbo-Digitalisierung“ durch die Corona-Pandemie. So hob auch Uwe Borges von der Sparkasse Köln-Bonn hervor, wie intensiv sein Unternehmen in den vergangenen drei Jahren in die Digitalisierung investiert habe.
Heike Lau von JTI, dem größten Tabakunternehmen Deutschlands, stellte fest, dass derzeit eine neue Unternehmenskultur entstehe, in der der Dialog immer wichtiger wird. Ähnlich äußerte sich Stefan Weber vom Heizungsunternehmen Buderus: Es gehe in großen Unternehmen darum, die vorhandenen Kompetenzen einzelner Beschäftigter so zusammenführen, dass Lösungen entwickelt werden.
Ein Vorbild in Sachen Smart Economy: Der Unternehmer Claus Hipp, der während der Wirtschaftsnacht als „Lichtgestalt Wirtschaft“ für sein Lebenswerk geehrt wurde. Der heute 83-Jährige schuf mit dem Babynahrungshersteller Hipp das wohl erste biologisch und nachhaltig arbeitende deutsche Großunternehmen. Und das zu einer Zeit, in der der Begriff Smart Economy längst noch nicht existierte.
„Ich bin allen dankbar, die mich unterstützt haben. Man kann Erfolg nur auf anständige Weise haben“, sagte Preisträger Claus Hipp. Preispaten waren Isabella Neven DuMont und Christian DuMont Schütte.
Das Geheimrezept seines Erfolges: „Ich gehe täglich früh ins Bett.“ Außerdem sei er dagegen, Krisen schlecht zu reden, davon würden sie auch nicht besser werden. Über kommende Projekte wolle er nicht reden, denn: „Ich mag es, die Konkurrenz zu überraschen.“
Viel Beifall erntete er auch für seinen Satz: „Nur Optimisten haben Erfolg.“ Für seinen Standpunkt, sich wieder für russische Gaslieferungen einzusetzen, gab es für den Ehrenpräsident der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer in Russland allerdings keinen Applaus.
Die Sieger des Wirtschaftspreises Rheinland 2022 im Überbblick
Im Rahmen der ersten Wirtschaftsnacht Rheinland sind am Mittwochabend die Preisträger des Jahres 2022 bekanntgegeben worden. Das sind die einzelnen Gewinner nach Kategorien.
Nachhaltigkeit
Igus ist ein Hersteller von Kunststoffgleitlagern und Energieführungsketten aus Vollkunststoff sowie flexiblen Spezialleitungen mit Sitz in Köln. Die meisten Produkte werden im Spritzgussverfahren hergestellt. Seit 1991 stellt Igus zusätzlich Leitungen für Anwendungen in Energieketten her. Die Jury des Wirtschaftspreises entschied sich für Igus wegen der Idee, alte Energieführungsketten nicht wegzuwerfen, sondern zurückzunehmen. Die Kunststoffteile werden zu Granulat geschreddert und können für neue Kunststoffteile recycelt werden.
Technologie
Sumteq ist ein Hightech-Unternehmen der Chemiebranche. Mit schlanker Struktur konzentriert es sich auf die Produktion und Vermarktung von Sumfoam. „Dabei handelt es sich um eine neue Materialklasse aus geschäumtem Polymer, die einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet“, heißt es von Sumteq. Das Material wird zu effizienter Wärmedämmung eingesetzt.
Digitales
Trusted Shops ist ein 1999 in Köln gegründetes Unternehmen, das Online-Shops und deren Kunden Leistungen in Form eines Gütesiegels, eines Käuferschutz-Verfahrens und eines Systems von Kundenbewertungen anbietet.
Gründung
„Wir bauen digital“ (Eigenschreibweise „Wirbauen.digital“) wurde 2020 von Daniel Grube und Lukas Büdenbender als Start-up gegründet und soll die Fortentwicklung von Bauprojekten vereinfachen.
Lichtgestalt
Claus Hipp ist ein bundesweit bekannter Unternehmer und Chef des Babykostherstellers Hipp. Der heute 83-Jährige gilt als einer ersten Bio-Lebensmittelhersteller der Bundesrepublik und wird als „Lichtgestalt“ geehrt.