Der Eifeler Eisenbahnexperte Jens Wießner äußert Zweifel am Zeitplan der Bahn für die Elektrifizierung der Strecken in der Region.
ElektrifizierungProbleme bei der Trafo-Lieferung könnten Eifelstrecken-Zeitplan kippen
Wer eine elektrische Modelleisenbahn in seinem Hobbykeller stehen hat, der weiß, dass sich dort ohne Trafo nichts bewegt. Der Strom aus der Steckdose muss von 220 Volt auf eine Spannung von 12 bis 16 Volt heruntertransformiert werden, damit die Spielzeuglok ihre Runden auf der Modellbahnanlage drehen kann.
Ganz ähnlich funktioniert das auch im richtigen Leben – alles ist eben nur ein paar Nummern größer: die Loks, die Schienen, der Trafo und die elektrische Spannung. „Die Bahnenergieversorgung wird in Deutschland überwiegend mit 110-kV-Hochspannungsleitungen und Unterwerken gewährleistet“, erklärt die Deutsche Bahn (DB): Weil Planung und Bau neuer Hochspannungsleitungen erfahrungsgemäß aber mehrere Jahrzehnte dauerten, „haben wir mit der TU Dresden und dem Institut für Bahntechnik (IFB) ein neuartiges Konzept für die Bahnenergieversorgung entwickelt“.
Neues Verfahren soll Elektrifizierung der Eifelstrecke beschleunigen
Dabei soll der Fahrstrom für die Züge nicht wie sonst üblich über eigene 110-kV-Hochspannungsleitungen der DB transportiert werden. Stattdessen wird der Strom aus dem vorhandenen Hochspannungsnetz an zwei Kupplungsstationen (in Fischenich bei Brühl und in Karthaus bei Trier) übernommen, auf 25 kV heruntertransformiert und entlang der Bahntrassen über die Masten der Oberleitungen geführt.
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„Sogenannte Unterwerke sorgen dann dafür, dass unsere elektrisch betriebenen Züge mit Strom versorgt sind. Sie wandeln die Spannung aus den Verbindungsleitungen der Eifelstrecke so um, dass sie für die Züge die passende Spannung hat – konkret von einer Spannung von 2x25 kV auf 15 kV“, erklärt die Bahn weiter.
Der Strom wird über Kabel und Leitungen in die Oberleitung eingespeist, aus der die Züge die benötigte elektrische Energie für den Betrieb abnehmen. Diese Anlagen entstehen entlang der Eifelstrecke an drei Standorten: in Euskirchen, Jünkerath und in der Nähe von Bitburg. Ziel sei es, so die Bahn weiter, die Elektrifizierung der Eifelstrecken bis Ende 2026 zu ermöglichen.
Verlängerte Lieferzeiten „würden Zeitplan zum Kollabieren bringen“
Der Eifeler Bahn-Experte Jens Wießner, Vorsitzender des Vereins Eifelquerbahn mit Sitz im Landkreis Vulkaneifel, äußert jedoch Zweifel daran, dass die Bahn diesen ambitionierten Zeitplan tatsächlich einhalten kann. „Gemäß den Angaben der laufenden Ausschreibung im Vergabeportal der Bahn scheint der Termin Dezember 2026 in weite Ferne zu rücken“, unkt Wießner.
So habe die DB Energie GmbH ihre im Juni veröffentlichte Ausschreibung über insgesamt elf Transformatoren drei Tage vor Fristablauf dahingehend aktualisiert, dass die bisher erlaubte maximale Lieferzeit von 31 Monaten auf jetzt 40 Monate verlängert worden sei.
„Bei einem geplanten Projektstart im Januar 2025 und einer ursprünglich gewünschten Lieferzeit innerhalb von 18 Monaten würde sich die für 2026 geplante Anlieferung der Transformatoren auf 2027 bis 2028 verschieben, was den aktuellen Zeitplan endgültig zum Kollabieren bringen würde“, sagt Wießner: „Neben den ohnehin schon schwer gebeutelten Pendlern würde dies auch die Tourismusbranche sowie mehrere in der Region Vulkaneifel ansässige Firmen treffen, die auf eine Erreichbarkeit über die Schiene angewiesen sind oder planen, ihre Transporte auf diese zu verlagern.“
Sprecher der Deutschen Bahn hält am bisherigen Zeitplan fest
Zu diesen vom Verein Eifelquerbahn in den Raum gestellten Verzögerungen beim Elektrifizierungsprojekt wollte sich die Bahn auf Anfrage dieser Redaktion jedoch nicht im Detail äußern. „Die ausgeschriebenen Transformatoren werden für unsere Unterwerke und Kuppelstellen für die Bahnstromversorgung benötigt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir darüber hinaus keine weiteren Details aus dem Ausschreibungsverfahren nennen können, da dieses noch nicht abgeschlossen ist“, teilte ein Bahnsprecher am Dienstag mit.
Die Deutsche Bahn hält unterdessen weiter am Fertigstellungstermin Dezember 2026 fest. „Wir gehen nach jetzigem Kenntnisstand weiter von dem kommunizierten Zeitplan zur Elektrifizierung der Eifelstrecke aus“, so der Bahnsprecher weiter: „Wir planen, die Öffentlichkeit spätestens im Herbst auch noch einmal umfassend über den Stand zu informieren.“
Weitere Sperrungen der Eifelstrecke wegen Bauarbeiten wahrscheinlich
Ob es dann auch um den weiteren Zeitplan für die Wiederaufnahme des durchgehenden Zugverkehrs zwischen Köln und Trier geht? Jens Wießner hat da so eine Vermutung: „Auch wenn noch nicht offiziell kommuniziert, so gibt es bereits konkrete Planungen für die weiteren Bauarbeiten im Jahr 2026“, sagt Wießner mit Blick auf die Angaben im Vergabeportal.
Demnach soll die Eifelstrecke im Zeitraum vom 16. Januar bis zum 31. Oktober 2026 für die Elektrifizierungsarbeiten zwischen Euskirchen und Kall voll gesperrt werden. Im Bereich um Gerolstein sollen die weiteren Arbeiten ab dem 30. März 2026 starten und bis zum 24. August 2026 dauern. Laut Angaben der Bahn befinden sich die Sperrzeiten für das Jahr 2026 „derzeit noch in der Abstimmung“.
Elektrische Bahnen für die Strecken in der Eifel
Im „Kölner Dieselnetz“, zu dem auch die Bahnstrecken in der Eifel und im Ahrtal gehören, sollen laut des aktuell geltenden Verkehrsvertrags noch bis Ende 2033 dieselbetriebene Züge eingesetzt werden.
„Für den Zeitraum 12/2025 bis 12/2033 arbeiten der Zweckverband go.Rheinland und die DB Regio AG an einer verkehrsvertraglichen und vergaberechtskonformen Lösung, sodass möglichst ein Großteil der Verkehrsleistungen auf den Eifelstrecken mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen gefahren werden kann“, sagte Benjamin Jeschor, stellvertretender Pressesprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg. Dieser bildet mit dem Aachener Verkehrsverbund den Zweckverband go.Rheinland.
Der Markt für entsprechende Gebrauchtfahrzeuge sei derzeit aber „extrem eingeschränkt“: Erst ab Ende des Jahres 2033 sollen die Eifelstrecken „in die Zielkonzeption 2032/2040 mit entsprechenden neuen elektrisch betriebenen Fahrzeugen integriert werden“, so Jeschor weiter.