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Französische Küche in KölnBlütenschaum zum Saibling im „La Poêle d’Or“

Lesezeit 9 Minuten

Jean-Claude Bado (dritter von rechts) mit seinem Küchenteam (links).

They never come back. Das gilt nicht nur im Boxsport sondern auch bei Restaurants. Das „La Poêle d’Or“ („Die goldene Pfanne“) strafte diesen Grundsatz Lügen. Nachdem es in den 90er Jahren geschlossen wurde, kam es 2009 an selber Stelle zurück. Heute ist es eines von nur acht besternten Restaurants in Köln, und man kommt sich darin vor wie im Wohnzimmer eines wohlhabenden Kölner Unternehmers.

Spitzenküche

Hier landen noch die Edel-Viktualien auf dem Tisch, die man landläufig mit der Spitzenküche verbindet: Tauben, Schnecken, Langusten oder Hummer in zwei Gängen (ein Klassiker hier). Die Zubereitung auf Basis der französischen Hochküche ist immer spürbar, doch das Küchenteam erweitert diese gekonnt. Zum Saibling gibt es Holunderblüten, die Flusskrebse begleitet Wassermelone, die Foie Gras eine Maisvariation und Mango.

Foie Gras mit Maisvariation und MangoAal mit grünem Apfel und PumpernickelBunte Tomaten – als Essenz, Salat, Flusskrebse, WassermeloneSaibling – gebeizt, Holunderblütenschaum, grüner Apfel, ErbsenRinderonglet – leicht geräuchert, Ofenkartoffeln, Barbecue-SauceWalderdbeeren-Mojito – Joghurtmousse, Minz-Rum-Streusel, Walderdbeersorbet und -Gel, Pistazien-Minikuchen

Alles zum Thema Vincent Moissonnier

Menü der Saison (4 Gänge) 69 EuroEntdeckungsmenü 88 Euro (5 Gänge; 6 Gänge: 102 Euro; 7 Gänge: 111 Euro)Vegetarisches Menü (4 Gänge) 49 €

Chefkoch Jean-Claude Bado

Chefkoch Jean-Claude Bado, zehn Jahre selbst als Restaurant-Tester tätig, kombiniert gerne mit Obst, nie jedoch nimmt die Süße überhand, immer ergibt es ein Mehr an Frische und Fruchtigkeit, wird das Salzige oder Rauchige akzentuiert. Am modernsten sind stets die Grüße aus der Küche: Kaffee-Macaron mit Schinkenmousse oder Zwiebelerde mit Kakao. Am anderen Ende der Modernitätsskala steht der auf Sicherheit spielende Hauptgang. Zum Beispiel Rinderonglet (der sogenannte Nierenzapfen) mit Ofenkartoffeln und Barbecue-Sauce. Herrlich rosa auf den Punkt gegart. Schließlich kommen Gäste, die beim Hauptgang keine Experimente wünschen, sondern ein anständiges Stück Fleisch oder Fisch – gekonnt zubereitet.

Desserts

Einzig die Desserts können das hohe Niveau nicht ganz halten. Hinter vielversprechendem wie „Walderdbeeren-Mojito – Joghurtmousse, Minz-Rum-Streusel, Walderdbeersorbet und -Gel, Pistazien-Minikuchen“ verbirgt sich etwas, das aromatisch und texturell nur wenig spannender ist als ein edler Joghurtkuchen. Da bietet die Klassik Köstlicheres und die Moderne Aufregenderes.

Mittags geöffnet

Mittags haben die meisten Spitzenrestaurants in Köln zu – das „La Poêle d'Or“ nicht. Pluspunkt! Und dann der Maître d’hôtel! In stetig jünger werdenden Service-Brigaden ist es ein Erlebnis, einen Gastgeber alter Schule wie Dieter Becker zu erleben. Der einen Witz im rechten Moment einstreut und dem Gast das Gefühl gibt, willkommen zu sein. Auch er macht das Restaurant zu einer Institution – in der es ein Vier-Gang-Menü (plus mehrere Grüße aus der Küche und Petit Fours) schon für 69 Euro gibt. Das Schöne: Es ist stets süffig gekocht und nicht verkopft. Essen, das weniger zum Nachdenken als zum Genießen einlädt.

Komödienstr. 50-52, 50667 Köln, ☎ 0221/13986777, Dienstag bis Samstag mittags und abends

www.lapoeledor.de

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Bagatelle in der Südstadt

Die Reservierung auf Peter Mertes“, sage ich. „Ich schreib’ Peter“, kommt es vom anderen Ende der Leitung. Das „Bagatelle“ (französisch für „Kleinigkeit“) liegt in der Südstadt, Siezen wird als Beleidigung angesehen. Es geht locker zu in dem Restaurant, das eingerichtet ist, als säße man bei französischen Freunden in der Küche (nur die leise Elektromusik stört den Eindruck). Stühle und Tische passen nicht zusammen, Kochutensilien hängen von der Decke, auf der Toilette Asterix-Comics. Und wenn Sommer ist, sitzt man draußen sowieso wie in Paris.

Französische Klassiker in Tapas-Größe

Zu essen gibt es französische Klassiker in Tapas-Größe. Also Coq au Vin, Kaninchenterrine oder bretonische Fischfrikadellen. Natürlich auch Käse und ein paar Nachtische. Vom Fass fließt neben Kölsch und Pils sogar Allgäuer Büble Edelbräu. Wein gibt es auch – fast ausschließlich aus Deutschland und Frankreich. Bei meinen Besuchen ist das „Bagatelle“ immer rappelvoll. Von den 54 kleinen Gerichten auf der Karte (plus Tagesangebote) wird leider manches zeitverzögert vom sehr netten Service gebracht, der auch dafür sorgt, dass immer Brot mitsamt zwei Dips auf dem Tisch steht.

Die Speisen sind „hit & miss“ (dt. Glückssache). Auf der Habenseite eine überzeugende Vichysoisse – das Kartoffel-Lauch-Süppchen ist mutig scharf gewürzt, sowie mit Schafskäse überbackene Ratatouille oder die herrlich knusprigen Quenelles de Baguettes – eine Art in Scheiben geschnittener Serviettenknödel.

Boeuf Bourgignon

Großzügig portioniert ist das Boeuf Bourgignon, stilecht in der Suppentasse mit Löwenköpfen, auch wenn die Sauce eher an einen Sauerbraten erinnert als an den französischen Klassiker. Geschwächelt wird dafür bei den „Bagatelles avec Poisson“, den Kleinigkeiten mit Fisch und Meeresfrüchten. Die „Scampi in Knobi und Kräutern gebraten“ sind zu trocken, der Knobi schwimmt zwar in der Sauce, ist aber aromatisch kaum wahrnehmbar und die Kräuter nur in Spurenelementen vorhanden. Der Salade Niçoise bietet zu wenig Ei. Die Jakobsmuschel mit Gruyère gratiniert ist massiv übergart, zum Teil fast schwarz, und der Gruyère so hart, dass man ihn gefühlt nur mit Hammer und Meißel abbekommt. Als das Gericht nahezu unangerührt in die Küche zurückkehrt spendiert der Koch die Desserts. Respekt! Die saftige Tarte Tatin hat zwar weder die versprochenen gerösteten Mandeln noch Caramel-Sauce, dafür aber das genau richtigen Maß an Säure. Ein schöner und versöhnlicher Abschluss. Diese Bagatelle ist keine Bagatelle.Teutoburger Straße 17, 50678 Köln, Südstadt, 0160/99445267, Mo-Sa 17-1 Uhr, So 15-24 Uhr

www.bagatelle.koeln

Henns Auswahl

Vichysoisse // 3 Euro

Quenelles de Baguettes in Rosmarin-

Tomaten-Sauce // 4 Euro

Gratinierter Ziegenkäse // 4 Euro

Ratatouille gratinée // 4 Euro

Boeuf Bourgignon // 4 Euro

Boudin Noir auf

Apfel-Schalotten-Relish //4 Euro

Jakobsmuschel mit Gruyère

gratiniert //4 Euro

Salade Niçoise //4 Euro

Scampi in Knobi und Kräutern

gebraten // 4 Euro

Tarte Tatin mit gerösteten Mandeln und Caramel-Sauce // 4 Euro

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Fertig im L. Fritz

Das „Fertig“ in der Südstadt verdankt seinen kultigen Charme dem Gegensatz zwischen uriger Kölsch-Kneipe und französischer Küche. In Ingo Fertigs neuem Restaurant (Eröffnung Juli 2014) fehlt dieser Gegensatz nun, denn das lange leerstehende Restaurant des Hopper-Hotels St. Antonius im Kunibertsviertel ähnelt von Deckenhöhe und halliger Akustik eher einer Bahnhofshalle – allerdings einer schicken. 70 Plätze gibt es im ehemaligen Gesellensaal, 80 im Innenhof. Fertig war immer schon für seine handwerklich überzeugende französische Küche in großen Portionen bekannt. Und daran hält er weiterhin fest. Hier gibt es Klassiker wie Fischsuppe mit Rouille, Paté Maison von der Entenleber, aber auch leicht aus der Mode gekommenes wie Wachtel in Honig, Sauerbraten vom Pferd oder die leider oft verpönten Nieren- und Zungengerichte.

„Himmel un Ääd“ op französisch

Eine Spezialität des alten „Fertig“ ist die Boudin Noir „Himmel un Ääd“ op französisch. Auch hier ist sie eine gute Wahl, obwohl der Brickteig sehr fest und die Boudin Noir trockener ist als mancher erwartet. Kartoffelpüree, karamellisierte Äpfel und grober Senf runden diesen herzhaften Genuss ab. Wer frische Crevetten bestellt, bekommt – auch das typisch französisch – die ganzen Tiere und daneben eine Schüssel mit Zitronenwasser zum Fingersäubern. Allerdings war vom in der Karte angekündigten Chili, Knoblauch und Ingwer dabei kaum etwas zu spüren. Das große Stück Skrei (arktischer Winterkabeljau) ist perfekt gegart. Belanglos wirken jedoch die Gemüse dazu – ein Allerlei statt einer passenden Beilage. Ohne Wenn und Aber überzeugend dagegen die herrlich sämige Kartoffelsuppe mit gebratener Foie Gras. Ein paar Neuerungen wie Couscous zeigen, dass ein altes Zirkuspferd wie Ingo Fertig doch noch ein paar neue Tricks lernen kann. Auch die Nachtische überzeugen: Die Karamellkruste der Crème brûlée ist geradezu mustergültig, die Mousse au Chocolat in der Süße und Feinherbe sehr gut ausbalanciert.

Freundlich und aufmerksam

Freundlich und aufmerksam zeigt sich der Service, die Weinkarte bietet beeindruckende 17 Offene, viele um faire fünf Euro das Glas (0,15l). Was mich erstaunte: Einen Gruß aus der Küche gibt es, Petits Fours später nicht. Beim Anspruch des Hauses sollte beides sein. Ärgerlich: Die Butter zum Brot kostet einen Euro extra.

Zu später Stunde setzt sich Ingo Fertig zu einem der Tische. Im weißen T-Shirt. Im Südstadt-Fertig wirkte das immer authentisch und charmant, im stylischen neuen Restaurant dagegen etwas unplatziert. Aber trotzdem durch und durch sympathisch.

Fertig im L. Fritz, Dagobertstr. 32, 50668 Köln 0221/1660500, Di-Sa ab 17 Uhr, Küche 18-23 Uhr

www.fertig-im-l-fritz.de

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Le Moissonnier

Auf dem Weg zu den Toiletten kann man sich Holunderblütensaft zapfen, für den die Blüten – wie ein kleines Schild verrät – von Neela, der Tochter von Sous-Chef Sebastian Mattis, gepflückt wurden. Und das in einem Restaurant, das zwei Sterne im Michelin und 18 Punkte im Gault Millau hat! Fraglos kein Gourmet-Tempel wie jeder andere – und das ist gut so. „Lonely at the top“ sang Randy Newman einst – und einsam ist es auch um das „Le Moissonnier“ geworden, das nach dem Dahinscheiden des „La Vision“ im „Hotel im Wasserturm“ die einsame Spitze der Kölner Gastronomie darstellt. Kann das gesund sein, so völlig ohne Konkurrenz im Spitzenbereich?

Liliane und Vincent Moissonnier sind ungemein charmante Gastgeber, die ihre Servicetruppe so im Griff haben, dass diese stetig wie ein fleißiges Bienenvolk durch den Raum schwirrt. Den Weinempfehlungen kann man blind vertrauen, viele echte Entdeckungen sind dabei. Das Ambiente nach Art eines französischen Bistros, die kleinen Tische, die trubelige, aber selten zu laute Betriebsamkeit, das Lebhafte, dem in so vielen anderen Spitzenrestaurants eine kontemplative Ruhe gegenübersteht, sie sind gottseidank unverändert. Im Gegensatz zum Konzept: Jeder Gang ein Menü, zumeist drei Teller/Schüsseln/Löffel, so war es jahrzehntelang, doch nun nicht mehr.

Manchmal sind es nur zwei Teller, und auf dem kleineren ist eine Begleitung, wo sich früher ein eigenständiges Gericht befand. Eric Menchons Küche hat an Gelassenheit und Souveränität gewonnen. Sie lässt heute auch mal weg und verzichtet auf den Effekt, konzentriert sich lieber auf das Wesentliche. Mutig ist sie weiterhin, kombiniert Kalb mit Ahornsirup, Zander mit Miso-Paste oder die Cherry Vale Ente (fantastische Produktqualität!) mit Hopfen-Essenz. Immer wieder sind Geniestreiche darunter, wie das in Patschuli-Essenz karamellisierte Milchkalbsbries, das mit Shizo-Tempura und soufflierter Quinoa kombiniert wird. Spitzenküche, die überrascht, aber nicht überfordert, da sie sich geschmacklich sofort erschließt. Auch der Rest des Teams punktet: Olivier Toussaint, Chef-Patissier, gelingt es, seine Variation eines „Snickers“ schokoladig zu gestalten, ohne dass es zu fettbetont oder süß wird.

Bleiben Wünsche offen? Bei den Petit Fours – seit Jahr und Tag Schweinespeck, Karamellbonbon, Orangenlutscher – würde man sich zu dem diesmal ebenfalls gereichten Macaron noch viel mehr wünschen. Aber das mag einfach daran liegen, dass man nie genug von dieser Küche bekommen kann.

Fazit: Eines der besten Spitzenrestaurants in Deutschland.

Le Moissonnier Krefelder Straße 25, 50670 Köln, 0221/729479Di-Do 12-15+18.30-24 Uhr, Fr-Sa 12-15+19-24 Uhrwww.lemoissonnier.de