Köln – Mittagessen in Italien ist nicht einfach eine Salat-Bowl am Schreibtisch oder das halbe Hähnchen am Stehimbiss. Mittagessen ist ein Ritual, eine nahezu feierliche Handlung, das Pranzo. Zwei bis drei Gänge, ein Gläschen Wein, vielleicht noch Dessert, anschließend Caffè und leichter Nebel. Die relativ lange Mittagspause der Italiener lässt unsereins bisweilen mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Respekt und Neid zurück. Aber gut, es geht hier nicht um die Kulturgeschichte der italienischen Mittagspause, es geht ums Pranzo.
Italienische Spezialitäten seit 22 Jahren
Familie Iuliano führt seit 22 Jahren das Gusto Italiano D.O.C.. Das italienische Feinkostgeschäft in der Severinstraße ist längst zur Institution geworden. In der Theke liegen allerlei Wurstspezialitäten. An der Decke baumeln schwere Schinken. Pancetta, Guanciale, Lardo, Coppa di Parma. Was ist das alles? Die Damen hinter der Theke wissen Bescheid: Rosa Iuliano und Monica Campelo. Rosa hat 1999 zusammen mit ihrem Mann Raffaele den Laden eröffnet, Monica gehört seit 20 Jahren zum Team. Raffaele wollte eigentlich ein Restaurant eröffnen. Seine Frau war so geistesgegenwärtig, ihn auf ein Feinkostgeschäft „runter zu handeln“.
Die beiden fanden einen Kompromiss: den Mittagstisch. Von Montag bis Freitag serviert Raffaele schnelle Pastagerichte zum Mitnehmen oder vor Ort essen. Das ausschweifende Pranzo in der Business-Lunch-Edition: Pasta am Stehtisch. Um 12 Uhr füllt sich das Ladenlokal mit hungrigen Mittagstischlern. Um 14 Uhr geht die letzte Portion über die Theke. Sieben Gerichte stehen immer auf der Karte. Zum Beispiel Spaghetti Puttanesca mit Sardellen, Kapern und Oliven oder Lasagne. Drei bis vier Gerichte stehen auf der Wochenkarte und wechseln je nach Saison.
Lasagne vom Feinsten, Bandnudeln zum Dahinschmelzen
Aktuell ist Steinpilzzeit, also serviert Raffaele Bandnudeln mit frischen Steinpilzen. Ein fantastisches Mittagessen. Die Nudeln sind von sehr guter Qualität. Die Pilze schmecken herrlich buttrig. Dazu etwas Olivenöl, Petersilie, eine Prise Pfeffer und fertig. Die Lasagne ist wunderbar aromatisch und kompakt. Hier werden frische Teigplatten mit würziger Hackfleischsauce geschichtet. Obendrauf gratiniert ein bisschen Parmesan. Die Portion reicht locker für zwei und ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit eines Mittagsschlafs.
Im Gusto Italiano wird das Zepter nach und nach an die folgende Generation übergeben, an die Söhne Gianni und Adriano. Die beiden arbeiten seit Jahren im Laden und ich vermute, dass die endgültige Übergabe noch in sehr weiter Ferne liegt.
Obacht vor der Theke: Gegrillte Auberginen, Polpette, eingelegte Oliven, Kalbsschnitzelchen, Bohnensalat – ich habe den Laden noch NIE mit nur den vier Scheiben Mortadella verlassen, weshalb ich eigentlich da war.
Fazit: Kleiner Feinkostladen mit Frischetheke und sehr gutem Mittagstisch