In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten – ob beim Essen oder im Gespräch. Diesmal erklärt Restaurant-Chef Vincent Moissonnier, was Raucherinnen und Raucher beachten sollten.
Sterne-GastronomWas sagen Sie zu Rauchern vorm Restaurant, Vincent Moissonnier?
Seit mehr als 13 Jahren darf man in Restaurants und Gaststätten nicht mehr rauchen. Wie sehen Sie es, dass Gäste ständig zum Rauchen vor die Tür gehen?
Die Antwort auf Ihre Frage muss mit einem Kompliment beginnen: Großartig, liebe Raucherinnen und Raucher, wie Sie es geschafft haben, sich auf die gesetzliche Qualmfreiheit in Restaurants und Gaststätten einzustellen und allen anderen Gästen im Raum das unbeschwerte Atmen zu ermöglichen! Ich hätte 2008, bei der Einführung der neuen Regeln, niemals gedacht, dass das in Deutschland so problemlos über die Bühne gehen würde. Also: Großes Lob und vielen Dank!
Auch 13 Jahre später erlebe ich die meisten Raucherinnen und Raucher als sehr diszipliniert. Es ist eher die Regel als die Ausnahme, dass sie mich fragen, ob es die Abläufe störe, wenn sie für eine Zigarette nach draußen gehen, oder wann dafür die günstigste Gelegenheit sei. Manchmal kommt es mir so vor, als fühlten die Raucherinnen und Raucher sich mit ihrem Laster wie Schuldige, und irgendwie begeben sie sich auch immer gleich in die Pose des armen Sünders. Da erwacht im fürsorglichen Kneipier gleich der Beschützerinstinkt. Deshalb sage ich: „Machen Sie sich keine Sorgen! Gehen Sie ruhig für Ihre Zigarette nach draußen! Sie verpassen nichts, wir sagen rechtzeitig Bescheid, wenn es weitergeht.“
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Wozu ich immer raten würde – auch weil ich es oft anders erlebe: Wenn der Raucher oder die Raucherin vom Tisch aufsteht und nach draußen geht, sollte die Begleitung sich die Mühe machen und mitgehen. Lieber den Tisch verwaist lassen als das Gegenüber! Ein kurzer Hinweis ans Service-Personal genügt, und Sie können gemeinsam das Restaurant verlassen. Auch wenn Sie zu viert sind, sollten nicht drei Rauchende aufstehen und die vierte Person allein zurücklassen. Das gehört sich einfach nicht.
Wenn man abends durch die Stadt fährt, erkennt man Lokale oft schon von Weitem an den kleinen Menschentrauben vor der Tür, über denen eine weiß-graue Dampfwolke hängt. Das spricht für ausgeprägtes Suchtverhalten. Gerade zu vorgerückter Stunde und bei steigendem Alkoholpegel, der erfahrungsgemäß auch zu höherem Tabakkonsum zwingt, sollten Raucherinnen und Raucher darauf achten, dass sie sich vor dem Lokal genauso gut benehmen wie drinnen. Sonst ist der Ärger mit der Nachbarschaft für den Wirt programmiert.
Aber wie ich in meiner Kolumne schon einmal festgestellt habe: Ein Wirt ist wie ein Flugkapitän, der die Verantwortung für seine Maschine, die Crew und die Passagiere hat. Er muss also auch den Mut zum Lenken und zu freundlichen, aber unmissverständlichen Ansagen haben. „Denken Sie bitte daran, über Ihnen liegen müde Menschen in ihren Betten und wollen schlafen!“ Ich habe es noch nicht erlebt, dass das nicht funktioniert.
Gewiss, die Krefelder Straße ist nicht der Brüsseler Platz. Das weiß ich auch. Aber als Menschenfreund und Berufsoptimist bleibe ich zuversichtlich, dass man für die grundlegendste aller Benimmregeln keine Stilfibel braucht: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. In der Kirche würde ich jetzt Amen sagen. Bei uns sagt man: Auf guten Genuss! Aufgezeichnet von Joachim Frank
Haben Sie auch eine Frage zum guten Stil? Senden Sie uns diese bitte per Mail an: stilkolumne@dumont.de