Christopher Brück - Der Rennfahrer
Dass ich ein Adrenalin-Junkie bin, würde ich nicht sagen. Ich mache nur solche Dinge, die ich auch kontrollieren kann. Ich würde mich nie in Lebensgefahr bringen, nur um einen Kick zu bekommen. Dennoch spielt Adrenalin in meinem Beruf, dem Motosport, selbstverständlich eine große Rolle – wie auch in meinem Alltag. Und zwar seit meinem neunten Lebensjahr, als ich angefangen habe, Kart zu fahren. Klar merke ich in der Winterpause, dass ich den Sport an sich unbedingt brauche. Bei der Arbeit spüre ich das stärkste Gefühl immer vor und nach einem Rennen. Während des Wettkampfs bin ich konzentriert und mache einfach meinem Job. Nachher fühlt sich der Kick dafür total gut an – natürlich nur, wenn ich auch gut gefahren bin. Im Laufe der Jahre hat das Hochgefühl ein bisschen nachgelassen. Früher war der Nervenkitzel größer, vermutlich habe ich mich mit der Zeit einfach zu sehr daran gewöhnt. Ob ich mir einen Beruf ohne Adrenalin-Kick vorstellen könnte? Momentan überhaupt nicht. Wenn das mit dem Motorsport zu Ende gehen würde, müsste ich mir ein anderes Ventil suchen.
Christopher Brück (29) ist Rennfahrer aus Köln. Seine Karriere begann er als Kind auf der Kartbahn, später schaffte er den Sprung in den Automobilsport.
Reinhold Ewald - Der Astronaut
In meinem Astronauten-Dasein gab es viele Adrenalin-Momente. Das fing schon 1986 an, als ich immer die braunen Briefe für die nächsten Astronauten-Auswahlrunden bekommen habe. Jeder Schritt auf dem Weg ins All war für mich aufregend. Als es dann soweit war, war ich sehr konzentriert. Zu Beginn des Flugs schlug mir das Herz nicht bis zum Hals – ich habe nur gespürt, wie die Beschleunigung langsam anstieg. In der Kapsel merkt man ja gar nicht, wie schnell man fliegt. Aber nach achteinhalb Minuten setzte die Schwerelosigkeit ein. Das war Aufregung pur, weil hier jegliche Orientierung wegfiel. Während meines Aufenthaltes im All gab es aber noch zwei weitere Situationen, in denen ich den Adrenalin-Kick gespürt habe: Am 14. Tag brach in der Raumstation ein Feuer aus. In diesem Moment hat das Adrenalin die Besatzung und mich zu Höchstleistungen gebracht – überreagiert haben wir aber zum Glück nicht. Der zweite Moment war die Rückkehr zur Erde. Das war eine totale Stresssituation, weil ich mich bei der unglaublichen Abbremsung allein auf die Technik und die Gurte verlassen musste. Zurzeit besteht der einzige Stress in meinem Leben darin, einen guten Job zu machen. Wirkliche Kicks bekomme ich nur dann, wenn wir Kontakt zur Raumstation ISS und dem deutschen Astronauten Alexander Gerst aufnehmen wollen – und der dann im letzten Moment abzubrechen droht. Für mich ist der Kick in meinem Beruf eher Nebensache. Ich kann auch ohne extreme Dinge wie Bungee-Jumping leben. Ich hatte meinen Teil an Aufregung schon. Jetzt sind es eher Momente der Freude, die Glücksgefühle in mir hervorrufen.
Reinhold Ewald (57) ist von Beruf Physiker und Astronaut. Mit 29 Jahren promovierte der Mönchengladbacher an der Universität Köln in Physik, 1997 flog er zur Raumstation MIR ins All. Heute ist Ewald Berater in der ESA-Zentrale in Paris und unterstützt den Kölner Astronauten Alexander Gerst vom Boden aus.
Tina Lack - Die Stuntfrau
Der Kick kommt ganz auf den Stunt an. Wenn ich in einer Action-Szene nur ein paar Meter in die Tiefe springe, bekomme ich oft nur einen kleinen. Wenn ich bei einem großen Stunt über eine Rampe fahre und dann über mehrere Autos springe, während im Hintergrund ein Feuer ausbricht, ist der Nervenkitzel schon viel größer. Beim Dreh bin ich sehr konzentriert. Da spüre ich das Adrenalin nicht wirklich. Nach dem Stunt bekomme ich dafür ein richtiges Hochgefühl und habe immer ein Lächeln auf den Lippen – das ist wie Achterbahnfahren! Als Stuntwoman ist der Adrenalinschub nicht alltäglich, auch wenn das viele Leute denken. Nur ein-, zweimal im Monat fühle ich den Kick. Süchtig danach bin ich allerdings nicht. Er spielt für mich im Beruf der Stuntwoman auch keine besonders große Rolle. Wenn man den Kick unbedingt braucht, kann man ihn sich auch woanders holen – zum Beispiel beim Bungee-Jumping. Da gibt es heute ja ganz viele Möglichkeiten.
Tina Lack (32) arbeitet als Stuntwoman in Köln. Momentan steht sie für die Action-Serie „Alarm für Cobra 11“ vor der Kamera.
Katrin Albert - Die Akrobatin
Ich bin immer noch jedes Mal aufgeregt, wenn ich nach unten gucke und der Boden so weit weg von mir scheint. Bei neuen Übungen und Tricks, vor allem in ungewohnten Höhen, spüre ich die Angst und ich bin in einer totalen Stresssituation. Da merke ich richtig, wie das Adrenalin hochkommt. Ich fühle mich in solchen Momenten wach, präsent und aufmerksam. Natürlich fühlt sich ein solcher Kick gut an. Nach meinen Auftritten bin ich immer sehr euphorisch. Ich würde aber nicht sagen, dass ich adrenalinsüchtig bin. Ich habe mir meinen Beruf vor allem wegen der Bewegung und dem Tanz ausgesucht, nicht wegen des Kicks. Adrenalin ist für meinen Beruf natürlich sehr wichtig – es gibt einem mehr Bühnenpräsenz und beschert einem damit eine viel bessere Wirkung auf das Publikum. Für mich ist das Besondere an meinem Beruf die Kombination aus dem Kick und der Kreativität, die ich in meine Performance lege. Ich könnte mir auch einen Beruf ohne das ständige Adrenalin vorstellen. Das Gefühl, das es mir gibt, ist nicht das ultimative – ich finde es gibt wichtigere Gefühle im Leben.
Katrin Albert (37) ist Luftakrobatin. In ungewohnten Höhen schwebt die Kölnerin entweder an einem Seil oder nur an einem Tuch befestigt durch die Luft.