2020 fällt auf der A3 eine Betonplatte auf ein Auto und erschlägt die Fahrerin. Im Sommer soll der Fall vor Gericht aufgearbeitet werden.
A3 bei Köln-DellbrückAutofahrerin von Betonplatte erschlagen – Prozess um Baupfusch startet bald

Ein Betonteil einer Lärmschutzwand liegt auf der Autobahn 3 auf einem Pkw.
Copyright: Daniel Evers/WupperVideo/dpa/Archivbild
Der tragische Tod der Kölnerin Anne Mutz durch eine umgestürzte Betonplatte auf der A3 bei Dellbrück wird voraussichtlich im Sommer das Landgericht beschäftigen. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft gegen drei Beschuldigte wurde vollumfänglich zugelassen, wie Gerichtssprecher Hans Logemann erklärt. Dem Bereichsleiter einer Baufirma drohen sogar bis zu 15 Jahre Gefängnis.
Köln: Angeklagten drohen hohe Haftstrafen
Dem 61-jährigen Hauptangeklagten wird Totschlag durch Unterlassen in Tateinheit mit Baugefährdung vorgeworfen, zwei im Jahr 1965 geborene Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen NRW müssen sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Die Höchststrafe beträgt hier fünf Jahre Haft. Durch Pfusch am Bau sollen die Angeklagten das Unglück im November 2020 verursacht haben.
Die sechs Tonnen schwere Betonplatte als Teil einer Lärmschutzwand soll an einer unzulässigen Halterung mit mangelndem Korrosionsschutz befestigt gewesen sein. Entstandener Rost habe dafür gesorgt, dass sich die Platte gelöst habe. Das sei nach Ansicht der Staatsanwaltschaft auch vorhersehbar gewesen. Der beschuldigte Bauleiter habe daher den Tod eines Menschen zumindest billigend in Kauf genommen.
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Kölner Landgericht: Prozess startet vor Schwurgerichtskammer
Die Mitarbeiter des Landesbetriebes sollen die Sicherheit der Haltevorrichtung seit 2008 nicht hinreichend kontrolliert und eine erneut notwendige statische Begutachtung nicht eingefordert haben. Der Fall wird vor der Schwurgerichtskammer von Richterin Sibylle Grassmann verhandelt, die zuletzt den „Cold Case“-Prozess um die im Jahr 1988 ermordete Petra Nohl geleitet hatte.
Als Reaktion auf den tödlichen Unfall wurden in ganz NRW an mehreren Autobahnabschnitten ähnliche Konstruktionen auf ihre Stabilität überprüft und teilweise ausgebaut – auch an dem betroffenen Abschnitt auf der A3 in Köln. Die 66-jährige Anne Mutz war an jenem Unglückstag mit ihrem schwarzen VW Polo in Nippes gestartet, sie wollte nach Dellbrück zu ihrer Mutter. Anne Mutz wurde von der Betonplatte erschlagen, sie war sofort tot.