Die Uni Düsseldorf schließt im März für mehrere Tage die Bibliothek, um Bücher auf Arsen zu überprüfen. Wie geht die Uni Köln damit um?
Schließung von Unis wegen ArsenSo reagiert die Kölner Uni-Bibliothek auf giftigen Stoff in Büchern
Arsen ist ein giftiges Halbmetall, das den Universitäten und ihren Bibliotheken seit einiger Zeit Sorgen bereitet. Der Farbstoff „Schweinfurter Grün“ kam für die Färbung von Einbänden und Buchschnitten vor allem im 19. Jahrhundert zum Einsatz – neuen Erkenntnissen zufolgend enthalten grüne und mitunter auch gelbe Farbstoffe in alten Büchern giftige Arsenverbindungen, die gesundheitsschädigend sind.
Die Uni Düsseldorf hat vergangenen Mittwoch daher angekündigt, noch im März ihre Bibliothek zu schließen, um 15.000 Bücher auf Arsen hin zu überprüfen. Auch andere Unis aus NRW und anderen Bundesländern haben schon Maßnahmen wie Teil-Sperrungen ihrer Bestände getroffen. Das hält Christiane Hoffrath, Dezernentin an der Universität zu Köln, für eine überzogene Reaktion.
Arsen in Büchern: Kontaminierte Bände ohnehin nicht frei zugänglich
Hoffrath ist für die historischen Bestände und Sammlungen und für die Bestandserhaltung und deren Digitalisierung an der Universitäts- und Stadtbibliothek zuständig (USB). „Diese Zahlen (15.000 Bände an der Uni Düsseldorf, Bielefeld sperrt sogar 60.000 Bücher auf Verdacht, Anm. d. Red.) sind völlig übertrieben“, sagt Hoffrath auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die USB plane weder Teil-Sperrungen von Beständen noch eine Schließung, zumal die potentiell kontaminierten Bücher in Magazinen lagern, zu denen man ohnehin keinen freien Zugang hat – diese Bücher müssen bestellt werden, den Erstkontakt haben also die Mitarbeiter.
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„Wir beschäftigen uns schon seit 2022 mit dem Thema, weil die TH Köln Bücher aus der ULB Bonn im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht hat.“ Im Dezember 2022 hat Hoffrath daraufhin eine Dienstanweisung an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der USB verfasst: Diese gilt auch als Handreichung für die übrigen Institutsbibliotheken der Uni.
„Darin steht, dass alle potentiell belasteten Bücher von 1820 bis 1920, die grüne Einbände und grüne Einschnitte aufweisen, dokumentiert werden müssen.“ Die Liste mit den entsprechenden Signaturen sei im Intranet verbreitet worden, als Zettel im gesamten Haus verteilt, „sodass es jeder weiß“. Parallel dazu habe sie mit der Chefin von der Arbeitssicherheit an der Universität, einer Chemikerin, zusammengearbeitet. „Sie hat dann eine Ortsbegehung gemacht, verdächtige Fälle angeschaut. Einige Bücher wurden zudem unter Schutzmaßnahmen in einem chemischen Institut mithilfe von Tests untersucht.“
Ganz neue Erkenntnis: Arsen in Leder nicht gefährlich
Diese Maßnahmen gelten nach wie vor, jedoch müssten sie sehr bald angepasst werden, denn: Eine ganz neue Erkenntnis ist laut Hoffrath, „dass das Arsen in den grün gefärbten Ledereinbänden ungefährlich ist, weil es gebunden ist. Das Lederbuch färbt nicht auf einen ab. Diese Bücher kann man also wieder bewegen und benutzen. Das auf dem Papier angebrachte Schweinfurter Grün, also an den Buchschnitten, kann sich jedoch lösen. Das sind die gefährlichen Bücher.“
Zahlen möchte Hoffrath ungern nennen – diese schürten nur Panik. Als Vorsichtsmaßnahme habe man bisher auch Nachbarbücher von potentiell belasteten Büchern herausgezogen. Daher enthalte die geführte Liste deutlich mehr Titel als tatsächlich kontaminiert. Aufgrund der neuen Erkenntnis geht sie derzeit davon aus, dass lediglich 150 bis 200 Bücher in der USB wirklich Arsen in gefährlicher Form enthalten. Was mit diesen passieren wird – ob sie in der Tonne landen oder nicht – werde noch geklärt.