Obwohl die Kölner Familie wenig Müll verursacht, muss sie jetzt mehr Gebühren als zuvor zahlen. Die Stadt beruft sich auf die Abfallsatzung.
Ärger mit AWBKölner Familie muss größere und teurere Mülltonne zahlen – obwohl sie die gar nicht richtig nutzt
Die Familie von Günther S. (Name geändert) achtet sehr darauf, ihren Müll zu reduzieren und vernünftig zu trennen. Das ist nicht nur für die Umwelt wichtig, sondern hat auch noch einen weiteren, positiven Nebeneffekt: „Wir brauchen unsere Restmülltonne fast gar nicht mehr“, sagt S. – ihre graue Tonne mit 60 Liter Volumen müssten sie nur alle paar Wochen zur Abholung an die Straße stellen.
Eigentlich würde man nun davon ausgehen, dass die Familie aus Köln dadurch bei den Abfallgebühren sparen kann. Fehlanzeige: Ende Mai teilten die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) schriftlich mit, dass der Familie eine doppelt so große und teurere Restmülltonne vor die Tür gestellt wird.
„Versteckte Gebührenerhöhung“: Kölner Familie zahlt 150 Euro mehr für Restmülltonne
120 Liter statt zuvor 60 Liter Volumen. Die AWB hat diese Zahl anhand des Einwohnermelderegisters berechnet. Für das Grundstück der Familie aus Bocklemünd seien demnach fünf Personen gemeldet: drei Kinder, zwei Erwachsene.
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Die Abfallsatzung der Stadt Köln sieht für sie jeweils 35 Liter Volumen in einer Woche vor. Weil die Familie aber ihren Müll über die Papier-, Bio- und Wertstofftonne trennt, liegt das Mindestbehältervolumen wöchentlich bei 20 Liter pro Person. Eine 100-Liter-Restmülltonne gebe es allerdings nicht, deshalb werde die nächstgrößere bereitgestellt.
Günther S. kann das nicht so wirklich nachvollziehen. Für ihn sei das eine „versteckte Gebührenerhöhung“: Statt 352,13 Euro müssen die Kölner nun 507,18 Euro für die Müllabfuhr zahlen. Rund 150 Euro mehr für eine riesige, kaum genutzte Restmülltonne.
Zudem setze das ein falsches Zeichen, meint Günther S.: „Viele verlieren dadurch bestimmt die Motivation, ihren Müll zu reduzieren – eigentlich müssten die AWB stattdessen eher Anreize schaffen, zum Beispiel durch geringere Gebühren.“
Einzelfallentscheidungen sind in Köln nicht möglich
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Stadtverwaltung, die für die Abfallsatzung und Entsorgung in Köln verantwortlich ist, mit diesen Vorwürfen konfrontiert. Sie seien „unberechtigt“. Die Abfallmenge nehme insgesamt in der Stadt Köln und pro Kölnerin und Kölner tendenziell ab. Auch würden immer ihren Müll mit den entsprechenden Tonnen trennen.
Haushalte, die nicht trennen, also lediglich eine Restmülltonne nutzen, müssten laut Abfallsatzung mehr zahlen. Für eine fünfköpfige Familie wären das 674,58 Euro. Laut Stadtverwaltung setze man damit „einen deutlichen Anreiz für die Abfalltrennung in Köln“.
Die Stadt Köln weist zudem darauf hin, dass mit den Gebühren solidarisch Zusatzleistungen wie die Entfernung von wildem Müll, Altkleidersammlung, Sperrmüll und die Wertstoffcenter finanziert werden.
Nach dieser Logik müsste sich die Kölner Familie also glücklich schätzen. Günther S. sieht das anders. Für ihn gehen die Stadt und die AWB „nicht mit der Zeit“, die Abfallsatzung sei ein „Beamtenapparat, den man nicht ändern kann“.
Zu diesem Resümee kam er, nachdem seine Bemühungen, mit der AWB doch noch eine Lösung zu finden, erfolglos blieben. Es sei in einer Großstadt wie Köln „unmöglich, jede Restmülltonne nach dem tatsächlich verbrauchten Volumen zu prüfen“, antwortete das Abfallunternehmen. Auch die Stadtverwaltung sagt, dass der Müllanfall nicht für jeden Haushalt individuell ermittelt werden könne. Es wäre mit einem „unverhältnismäßigen hohen Aufwand verbunden“ und die Kosten müssten die Gebührenzahlenden tragen.
Unmöglich ist es aber eher laut der Kölner Abfallsatzung. Es geht aber auch anders: In Düsseldorf sind grundsätzlich auch 20 Liter Volumen pro Person in einer Woche vorgesehen – aber es ist trotzdem möglich, eine kleinere Restmülltonne zu bekommen. Man muss sie nur beantragen und nachweisen, dass man nicht so viel Platz benötigt.