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Beat-MesseWarum Menschen Kirchen brauchen

Lesezeit 3 Minuten

Konfirmanden hatten Weizenhalme an die Besucher verteilt.

  1. Barbara Schock-Werner predigte in der Johanneskirche über Gotteshäuser - Geistliche Pop-Songs von Ruhana

Klettenberg – Ein Nordseestrand im Sonnenuntergang, eine Wüstenlandschaft unter einem Sternenhimmel, eine Almhütte mit Aussicht auf die Berge. Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Klettenberg zählten bei der Beat-Messe in der Johanneskirche viele Orte auf, an denen sie auf ihre eigene Weise Gott begegnen können. Um eine Frage drehte sich der anschließende Gottesdienst: Warum brauchen die Menschen dann überhaupt Kirchen?

Die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner war persönlich gekommen, sie mit einer Predigt zu beantworten. Kulte aller Zeiten hätten Bauten geschaffen, um ihrem Gott dort nahe zu sein, erläuterte sie. Die Christen hätten sich sehr rasch nach der Verbreitung ihres Glaubens darum bemüht. Die Kirchen sei ein Symbol des Glaubens, der Geschichte, der Tradition des Christentums und des Bewusstseins, dass die Christen eine Gesellschaft gegründet haben, führte Schock-Werner aus. "Sie sind ein Zeichen dafür, wie wichtig den Menschen ihr Glaube war und welchen Aufwand sie betrieben haben, um diesen mit fantastischer Architektur zu bezeugen." Für Jesus Christus sei nur das Beste gut genug gewesen.

Ein Abbild des Himmels

Barbara Schock-Werner

"Aufbauend auf dieser Idee entstanden wunderbare Meisterwerke der Architektur", so Schock-Werner. "Die Kirchen aller Jahrhunderte waren die Motoren der architektonischen Entwicklung." Für den Sakralbau wurden die größten Aufwendungen getätigt, die größten Fantasien entwickelt. Ein Grund für den Aufwand sei natürlich auch die Selbstdarstellung der Kirche gewesen, vor allem aber handele es sich um den Versuch der Gläubigen, ein Abbild des Himmels zu schaffen, den sie erreichen konnten, wenn sie ein gottesfürchtiges Leben führen. Jede Zeit habe für den Glauben den Raum geschaffen, den sie für den schönsten hält. Das gelte für schlichte Kapellen wie für opulente Barockkirchen. "Im Grunde gilt das auch für die Johanneskirche", betonte Schock-Werner, "nur das hier eben ein abstrakterer Geschmack des fortgeschrittenen 20. Jahrhunderts zugrunde gelegen habe. Es sei ein typischer Bau der Nachkriegszeit. "An diesem Morgen lebt er allerdings vor allem durch den lebendigen Gottesdienst."

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Wie bei jeder Beat-Messe, die die evangelische Gemeinde bereits sei 1975 regelmäßig feiert, spielte die Band Ruhana geistliche Popsongs, begleitete den Gesang der Gemeinde. Die Besucher klatschten im Takt und Pfarrer Ivo Masanek und sein katholischer Kollege Diethard Zils zelebrierten den Gottesdienst auf eine sehr unterhaltsame Art. Konfirmanden verteilten Weizenhalme und Zils schwärmte von der zarten Pflanze, die doch so kräftig sei, die Frucht zu tragen und ein Beispiel für die Gemeinde gebe. Wie die Pflanze auf dem Feld sollten sich die Menschen gemeinsam dem Wind widersetzen, sich, wenn nötig, zwar beugen, aber nicht knicken.

Passend verteilte Masanek beim anschließenden Abendmahl Brot und Wein. Gestärkt gingen die Besucher nach Hause. "Die Beat-Messen geben mir schon seit 40 Jahren Energie", sagte der Sülzer Utz Küpper. "Schön, dass Frau Schock-Werner da war. Ich habe mich schon lange gefragt, warum man so viel Geld für den Bau von Kirchen ausgibt, das man auch anders verwenden könnte. Sie hat mir das heute plausibel gemacht."

Eine Besonderheit der Johanneskirchenbaus aber erfuhren die Gäste nicht. "Warum sie keinen Kirchturm und keine Kirchenglocke hat, erzähle ich bei der nächsten Beat-Messe", sagte Pfarrer Masanek, "versprochen."