Die Posse um angeblich gefährliche Riesenseifenblasen hat Reaktionen zwischen Hohn und Fassungslosigkeit ausgelöst. „Wenn das so weitergeht, wird aus Köln eine Provinz“, schimpft Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister in der Innenstadt.
Der Kölner SPD-Chef Jochen Ott sieht das ähnlich: „In Köln beschäftigt man sich eben mit den wirklich wichtigen Dingen“, spottet er auf Facebook. „Hier wird Verantwortung übernommen und die Menschheit gerettet, denn stell dir mal vor du fällst. Seifenblasen können eben schnell zerplatzen, insbesondere die von effizienter Verwaltungsführung.“
Was war passiert?
Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatten vorigen Samstag einen Seifenblasenkünstler im Rheingarten in der Altstadt ins Gebet genommen und ihm die Regeln erklärt. Seifenlauge verschmutze die Umwelt, außerdem bestehe akute Rutschgefahr auf dem Kopfsteinpflaster, erklärte eine Sprecherin des Ordnungsamtes dazu auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Sie verwies auf die Kölner Stadtordnung, die eine „Verunreinigung der öffentlichen Flächen“ untersage. Die „Belästigung der Allgemeinheit“ durch die Rutschgefahr leite sich aus dem Ordnungswidrigkeitengesetz ab.
Einsetzung eines „Eventbeirates“
„Es kann und darf nicht sein, dass ein einzelner Mitarbeiter des Ordnungsamtes darüber entscheidet, ob etwas Kunst oder Kultur ist oder nicht, ob etwas gut für Köln ist oder nicht“, sagt Hupke. „Großstädte leben von Kleinkunst und Straßenkultur.“ Die Umwelt sieht der Innenstadt-Bürgermeister durch die Seifenlauge auch nicht gefährdet. „Und das sage ich als Grüner.“
Hupke regte die Einsetzung eines „Eventbeirates“ an – ein Gremium aus Verwaltungsmitarbeitern, Politikern und externen Fachleuten, die entscheiden sollen, welche Kunst in welcher Form auf Kölner Straßen und Plätzen erlaubt sein soll. Unterdessen ruft die Seite „Kölle Alaaf“ auf Facebook zu einem „Seifenblasen-Flashmob“ auf der Domplatte am Sonntag ab 17 Uhr auf. Man lasse sich ja Einiges verbieten, aber nicht das Recht auf Seifenblasen.
Diese Form an Straßenkunst solle gar nicht verboten werden
Ordnungsamtschef Engelbert Rummel präzisierte am Freitag, man wolle und dürfe diese Form der Straßenkunst ja gar nicht verbieten. Die Künstler müssten nur darauf achten, dass ihre Blasen niemanden belästigen – beispielsweise Geschäftstreibende, an deren Schaufenstern die Blasen zerplatzen – und niemand auf dem Film ausrutschen könne.
Manche Seifenbläser benutzten etwa Pappe als Unterlage für ihren Seifeneimer. In Sachen Umweltverschmutzung ruderte das Ordnungsamt zurück. Eine Gefährdung sehe er nicht, sagte Rummel.