Durch Böllerwürfe wurden drei Polizisten verletzt. Längst nicht alle hielten sich an das Böllerverbot in der Innenstadt.
Böller, Brand, verletzte PolizistenSo lief Silvester in Köln – Ein Rundgang durch die Altstadt in der Nacht
Es ist 22 Uhr, das Rheinufer entlang der Altstadt ist schon gut gefüllt. Alteingesessene, Familien und Urlauber stehen in kleinen Gruppen zusammen, aus den Lokalen tönt Musik. „Wir kommen jedes Jahr an den Rhein“, sagt Samuel Bart, der mit seiner Frau Aylin den Jahreswechsel feiern will. „Hier ist es schön, trotz der Menschenmassen.“ Polizeibeamte und Sicherheitskräfte kontrollieren die Feiernden, sie suchen vor allem nach Böllern – die sind nämlich in der Innenstadt verboten. „Wir fühlen uns hier sehr sicher“, sagt eine Besucherin.
Noch eine Stunde bis Mitternacht, es ist weitgehend ruhig. Polizeisprecher Carsten Rust registriert bislang nur „vereinzelte Böllerwürfe in der Innenstadt“. Besonders im Rheingarten werfen immer wieder Menschen Böller unkontrolliert in die Menge und schießen Raketen waagerecht ab. Noch sei aber „keine konkrete Gefährdung“ erkennbar, teilt die Polizei mit, die dennoch ihre Präsenz am Rheinufer verstärkt.
Kurz vor Mitternacht, es wird langsam voll am Rheinufer. Dann ist es so weit: Die letzten Sekunden von 2024 sind gekommen, alle zählen gemeinsam herunter. Es knallt und leuchtet am Himmel, zwei Freunde stoßen mit Sekt an. „Auf ein erfolgreiches Jahr!“, sie prosten sich zu und umarmen sich.
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Silvester am Kölner Rheinufer: „Das ist einzigartig hier“
Eine Gruppe Studierende will gleich weiterziehen, es soll auf die Zülpicher Straße gehen. „Das ist einzigartig hier. Man fühlt sich wie ein Teil von etwas Größerem“, sagt Studentin Amelie. Oma Irina ist mit ihren Enkeln Nikita und Christina aus dem Norden angereist: „Wir werden gleich spontan entscheiden, ob wir noch auf die Deutzer Brücke gehen“, sagt sie.
Doch es ist nicht überall in der Stadt so friedlich und beschaulich in dieser Nacht. Vor allem in Porz, am Kölnberg in Meschenich und am Görlinger Zentrum in Bocklemünd haben die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr spätestens nach Mitternacht zeitweise alle Hände voll zu tun.
Attacken auf Einsatzkräfte bei Wohnhausbrand in Köln-Porz
Als Polizisten die Feuerwehr gegen 1 Uhr bei der Bekämpfung eines Wohnhausbrandes in Finkenberg unterstützen, beschießen und bewerfen Personen aus einer Gruppe heraus die Einsatzkräfte mit Raketen und Böllern. „Hierbei soll ein circa 1,90 Meter großer, etwa Anfang 20-jähriger Mann mit schwarzem Bart und einer sogenannten Beanie-Mütze einem Polizisten einen Böller gegen den Hals geworfen haben“, berichtet ein Polizeisprecher am Neujahrstag. Der Beamte erleidet Verbrennungen und muss seinen Dienst abbrechen.
Eine halbe Stunde zuvor soll ein Mann auf dem Hohenzollernring von hinten einen Knallkörper auf einen Polizisten geworfen haben, der dadurch leicht am Fuß verletzt wurde.
Böllerwürfe auch am Görlinger Zentrum: Einer von „zahlreichen Knallkörpern“, die auf Polizisten geschmissen worden seien, habe einen Beamten am Knie getroffen, berichtet der Sprecher – auch dieser habe seinen Dienst daraufhin beenden müssen. Er wurde im Rettungswagen in eine Klinik gebracht. In allen drei Fällen seien Ermittlungen wegen Verdachts der gefährlichen Körperverletzung eingeleitet worden, sagte der Behördensprecher.
Silvesternacht in Köln: Knallkörper auf Polizeibeamte geworfen
Insgesamt erteilte die Polizei bis 5.30 Uhr 62 Platzverweise gegen Störenfriede und nahm 30 Chaoten in Gewahrsam. 57-Mal seien die Beamtinnen und Beamten wegen des „unsachgemäßen und teilweise zielgerichteten Gebrauchs von Feuerwerkskörpern gegen Menschenmengen und Einsatzkräfte“ eingeschritten und hätten Strafanzeigen gestellt.
Vier Messer wurden sichergestellt, 61 Autos angehalten und die Fahrer überprüft, das Ergebnis: dreimal Ordnungswidrigkeiten wegen Verkehrsverstößen. Eine detaillierte Auflistung aller Straftaten der Silvesternacht und einen Vergleich mit den Vorjahren will die Polizei nach einer genauen Auswertung am kommenden Montag vorstellen.
Zurück in die Altstadt. Gegen 1 Uhr am Mittwoch werden hier die bunten Lichter weniger, es kehrt etwas Ruhe ein. Altstadt und Dom liegen unter einer Nebelglocke, hier und da greifen Beamte ein, wenn Feiernde über die Stränge schlagen. Trotzdem ist die Nacht in der Innenstadt im Großen und Ganzen friedlich geblieben.