- Pablo Tapia Ugarte lebt seit fünf Jahren in Köln und ist Metal-Bassist.
- Nach seinem Studium in Santiago de Chile zog es Ugarte, der neben seiner Musik als Physiker arbeitet, nach Europa.
- Hier kommt die spannende Geschichte eines Musiktalents.
Köln – In der Atacama-Wüste, die sich von Peru bis in den Norden Chiles erstreckt, haben die Menschen nahe der chilenischen Stadt Calama ein bis zu einem Kilometer tiefes Loch in den Boden gegraben.
Chuquicamata ist einer der größten Kupfertagebaue der Welt. Hier arbeiten die Eltern von Pablo Tapia Ugarte, in Köln lebender Metal-Bassist und Physiker, als Laborchemikanten in der Qualitätskontrolle der Mine. Ugarte wuchs in Calama auf. Zuletzt kehrte er für die Weihnachtsferien dorthin zurück. Seine Eltern und die beiden jüngeren Schwestern hatte er fast ein Jahr nicht gesehen. „Darum haben wir auch keine Pläne gemacht. Wir haben gegessen und waren beisammen“, freut sich Ugarte über die Zeit bei seiner Familie.
Seit Oktober 2015 lebt der Chilene in Köln. Nach seinem Studium in Santiago de Chile zog es Ugarte nach Europa. Nicht aus beruflichen Gründen. Die große Leidenschaft des 33-Jährigen ist die Musik. „Alle wollten Gitarre spielen. Ich aber fühle mich in der zweiten Reihe wohler“, erklärt Ugarte die Wahl seines Instruments, dem Bass. Während des Studiums stieg er bei Poema Arcanus ein, einer in Chile populären Metal-Band. Während einer Tournee durch Europa reifte in Ugarte der Entschluss, sein Glück in Deutschland zu suchen.
Doktorand an der Uni
Nach einem Bewerbungsgespräch wurde Ugarte eine Stelle als Doktorand an der Kölner Universität angeboten. Dort arbeitet der Chilene in einer Forschungsgruppe, die einen Receiver für Radioteleskope entwickelt. Das Gerät soll die schwachen, analog empfangenen Signale aus dem All in verwertbare digitale Daten verwandeln. Ziel ist die Erforschung von Frühstadien von Sternenformationen. Wie es der Zufall will, steht das Observatorium, zu dem das Teleskop gehört, in den nordchilenischen Anden – knapp 180 Kilometer von Ugartes Heimatstadt Calama entfernt . Doch die Tage an der Universität sind gezählt. Ugarte möchte sich auf die Musik konzentrieren und sucht eine Ingenieursstelle in Teilzeit, mit der er Passion und Lebensunterhalt finanzieren kann.
Zu Beginn seiner Zeit in Köln suchte der Bassist den Kontakt zur lokalen Szene. „Ich konnte aber nicht dauernd in Bars oder auf Konzerte gehen, um Anschluss zu finden. Das konnte ich mir nicht leisten“, blickt Ugarte auf Startschwierigkeiten zurück.
Wie der Zufall so will
Wie so oft musste der Zufall weiterhelfen. Bei einem Ausflug an den Fühlinger See sprach ein Freund Ugartes aus einer Laune heraus einen Gitarrenspieler an, der dort an einen Baum gelehnt musizierte. Ein halbes Jahr später erinnerte sich dieser Gitarrist –auf der Suche nach einem neuen Bassisten für seine Band – an die Begegnung am See. Inzwischen sind Kirill Gromada, so der Name des Gitarristen, und Ugarte mit ihrer Thrash Metal-Formation Pripjat an der Schwelle zum internationalen Durchbruch. Zudem spielen die beiden gemeinsam mit Pripjat-Schlagzeuger Yannik Bremerich in der experimentellen Death Metal-Gruppe Ayahuasca.
Auch dieses zweite Projekt hat sich bereits einen Namen erspielt und sollte für die brasilianischen Thrash-Veteranen von Sepultura als Support engagiert werden, was aber wegen des noch nicht vollendeten Debütalbums der Kölner nicht zustande kam. Diese Konstellation bringt Ugarte seinem Traum, eines Tages von der Musik leben zu können, einen Schritt näher.
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Ein anderer Wunsch des Südamerikaners klingt ein wenig einfacher umsetzbar: Eine gemeinsame Tour mit seinen alten Kumpels von Poema Arcanus. Am liebsten in seiner chilenischen Heimat. Vielleicht würde sich dann auch sein Vater zum ersten Mal die Musik des Sprösslings anhören. Bislang trägt der Papa nur stolz die Shirts mit den Bandlogos des Sohnemanns.