Worringen – An einem alten Kriegerdenkmal in Worringen lässt sich derzeit studieren, wie beschwerlich es oft ist, der Denkmalpflege zu ihrem Recht zu verhelfen. Und das, obwohl in dem Fall eigentlich alle Beteiligten an einem Strang ziehen: das Amt für Denkmalschutz, der zuständige Hausbesitzer – eine Eigentümergemeinschaft – und die alteingesessenen Worringer mit Geschichtsbewusstsein. Nur bei der Kommunikation untereinander, da hapert es.
Historischer Ortskern von Köln-Worringen
Behütet von einem Blätterdach, überzogen mit Moos, so steht sie da, die Stele im Hof von Alt St.?Pankratius an der Alten Neusser Landstraße. Man sieht ihr an, dass sie kaum noch Beachtung findet. Die Inschriften sind verwittert. „Den gefallenen Helden aus Worringen“ ist gerade noch zu lesen. Wen interessiert auch schon ein Kriegerdenkmal von anno dunnemals? Dabei ist es Teil eines Ensembles, das den historischen Ortskern von Worringen bildet und deshalb seit 1985 unter Denkmalschutz steht.
Die Kirche St. Pankratius wurde schon 1837 aufgegeben. Das Backsteingebäude diente lange Zeit als Schule, gelangte 1983 in Privatbesitz und wurde zu einem Wohnhaus mit Eigentumswohnungen umgebaut. Im Hof feiert der Männergesangverein alljährlich sein Sängerfest – das ist Brauch seit 1976. Das Kriegerdenkmal, das an die Kriege von 1866 und 1870/71 erinnert, datiert von 1877.
Hans-Josef Heinz vom Worringer Heimatarchiv gehört zu den wenigen, die es bewusst wahrnehmen. Vor einem Jahr setzte er alle Hebel in Bewegung, damit es restauriert wird. Doch sichtbare Erfolge gibt es noch nicht. Ohnehin fühlt sich Heinz oft ein bisschen wie Don Quijote, denn gut bestellt ist es generell nicht um den Denkmalschutz in Worringen. 58 Objekte führt die Denkmalliste auf, viele davon sind in schlechtem Zustand. Der historische Bestand werde „ganz und gar nicht gepflegt“, so der Stadtteilhistoriker. „Mehr als zwei Drittel der Gebäude sind marode.“
„Furchtbarer Wildwuchs“ in Worringen
Zu dieser niederschmetternden Diagnose kam auch Barbara Schock-Werner, als sie im März 2014 in Begleitung von Heinz durch den Ort spazierte. Der Vorsitzende des Heimatarchivs hatte die Ex-Dombaumeisterin eingeladen, für die monatliche Serie „Auf den Punkt“ im „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch seinen Wohnort einmal unter die Lupe zu nehmen. Mit Joachim Frank, dem Chefkorrespondenten der DuMont-Mediengruppe, besichtigt Schock-Werner regelmäßig markante Orte der Stadt. In Worringen sei ein „furchtbarer Wildwuchs“ zu beobachten, so Schock-Werner.
Auch das Kriegerdenkmal habe sie sich damals angesehen, erzählt Heinz, und eine Sanierung für dringend erforderlich gehalten. Beflügelt von der prominenten Fürsprache, schrieb er einen Brief an die Denkmalschutzbehörde. Die Antwort kam postwendend: Nicht die Kommune sei zuständig, sondern der Hausbesitzer. Daraufhin wandte sich Heinz an Kaspar Dick, den Vorsitzenden des Bürgervereins. Der setzte seinerseits ein Schreiben auf, diesmal an die Eigentümergemeinschaft, fotokopierte es mehrfach – die Wohnanlage hat neun Parteien – und warf die Kuverts eigenhändig in die Briefkästen. Das war im vergangenen Herbst.
Charakter des Denkmals verfällt
„Keine Reaktion“ habe es gegeben, meint Dick. Heinz beschleicht unterdessen die Befürchtung: „Wenn die Säule weiter verfällt, verliert sie ihren Charakter. Dann wird nicht mehr erkennbar sein, welchen Zweck sie hatte.“ Klar, solche Steinmetzarbeiten gingen ins Geld. Eine Idee sei aber, eine Sammlung zu starten, um vielleicht eine Spende zusammenzubekommen, so Heinz.
Ein Anruf bei Elisabeth Lammers, der Hausverwalterin der Immobilie. Es stellt sich heraus, dass die Eigentümergemeinschaft doch tätig geworden ist – in geradezu vorbildlicher Weise, jedoch hatte der Bürgerverein nichts davon erfahren. „Die Eigentümer haben den Brief an mich weitergereicht, bei einer Versammlung haben wir darüber gesprochen“, erläutert Lammers, „einige waren über die Geldausgabe nicht begeistert, ich habe sie aufgeklärt, dass wir wegen des Denkmalschutzes dazu verpflichtet sind.“ Der Antrag samt Kostenvoranschlag liege seit Monaten beim Stadtkonservator. Mit rund 8000 Euro sei zu rechnen. Man wolle gern noch im Herbst den Auftrag erteilen, sagt Lammers. Ulrich Hartmann vom Amt für Denkmalpflege, der derzeit den zuständigen Fachreferenten vertritt, erklärt die lange Bearbeitungsdauer so: „Wir mussten zuerst mit der Steinmetzwerkstatt Kontakt aufnehmen, um Detailarbeiten abzusprechen.“
Anträge türmen sich bei der Stadt Köln
Nach der Sommerpause werde wohl der Bescheid ergehen. Hartmann verteidigt seinen urlaubenden Kollegen: „Wir sind keineswegs so untätig, wie oft unterstellt wird. Es gibt Zeiten, da türmen sich die Anträge.“ Und was sagt der Denkmalschützer zur Klage über den maroden Zustand vieler historischer Gebäude in Worringen? „Die Eigentümer sind gesetzlich verpflichtet, ihr Objekt in Schuss zu halten. Wir können nur auf die Verpflichtung hinweisen, wir sind keine Polizei, schicken auch keine Truppen durch die Straßen.“ Das Gesetz sehe aber Sanktionen vor für Eigentümer, die ihre Immobilie verkommen lassen, etwa in Form von Bußgeldern.