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Explosion in Kölner CaféVerdächtiger soll aus nahem Umfeld der Betreiberin stammen

Lesezeit 4 Minuten
Nach einer Explosion ist ein Café in Köln-Pesch in der Nacht zum Donnerstag von einem Feuer verwüstet worden.

Nach einer Explosion ist ein Café in Köln-Pesch in der Nacht zum Donnerstag von einem Feuer verwüstet worden.

Bei der Suche nach den Tätern rückte die Polizei auch in die Gartensiedlung in Köln-Müngersdorf aus.

Brandgeruch liegt in der Luft am Mittwochmorgen in Köln-Pesch. Es ist 8.30 Uhr. In der Longericher Straße hat sich ein Dutzend Schaulustige vor einem Flatterband der Polizei versammelt. Die Menschen starren durch eine zerplatzte Schaufensterscheibe auf die völlig verkohlte Einrichtung eines Cafés. Im Innern bewegen sich vorsichtig Brandermittler der Polizei. Sie machen Fotos vom rußgeschwärzten Mobiliar. Suchen in den Trümmern nach Spuren von Brandbeschleuniger. „Unfassbar“, murmelt eine Anwohnerin, als sie ihr Haus verlässt – und: „Da hatten wir Glück im Unglück.“

Knapp sechs Stunden zuvor ist in dem kleinen Ladenlokal im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses ein Sprengsatz explodiert. Ein Feuer brach aus und verwüstete das Café. Die Feuerwehr half etwa 20 Menschen, das Gebäude zu verlassen und verhinderte, dass die Flammen auf Wohnungen und benachbarte Geschäfte übergriffen. Zwei Hausbewohner wurden leicht verletzt, als sie giftiges Rauchgas einatmeten.

Nach ungefähr einer Stunde war der Brand gelöscht, die Menschen konnten zurück in ihre Wohnungen. Ein Lottogeschäft links neben dem Café wurde durch die Explosion beschädigt, auch die Apotheke rechts daneben bleibt an diesem Vormittag geschlossen.

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Köln: Zwei Verletzte bei Explosion in Café

Anwohner hatten gegen 2.45 Uhr einen Knall gehört, sie sahen die Flammen und alarmierten Feuerwehr und Polizei. Zeugen sahen noch, wie zwei Personen vom Tatort in Richtung Escher Straße davonliefen. Die Polizei hält diese beiden für die Täter.

Polizisten auf Spurensuche in dem ausgebrannten Café an der Escher Straße.

Polizisten auf Spurensuche in dem ausgebrannten Café an der Escher Straße.

Am Mittwochmittag dann der erste vermeintlich Fahndungserfolg: Ein Mann stellt sich im Beisein seines Anwalts im Polizeipräsidium in Köln-Kalk. Die Ermittler sollen ihm da bereits auf der Spur gewesen sein und nach ihm gesucht haben, er habe „Bezüge zu dem ausgebrannten Café“, berichtete Polizeisprecher Wolfgang Baldes. Am Nachmittag teilte die Polizei dann mit, dass sie den Mann wieder haben laufen lassen.

„Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden keine Beweismittel gefunden, die den für einen Haftbefehl erforderlichen dringenden Tatverdacht untermauern würden“, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann bestreite die Tat. „Ungeachtet dessen dauern die Ermittlungen gegen den Beschuldigten, der aus dem familiären Umfeld des Café-Betreibers stammt, weiter an“, so der Sprecher weiter. Nach dem zweiten Flüchtigen werde ebenfalls weiterhin gefahndet.

Bei der Suche nach den Männern war die Polizei am Vormittag auch in der Gartensiedlung in Köln-Müngersdorf angerückt. Ein Spezialeinsatzkommando war darauf vorbereitet, einen der Verdächtigen festzunehmen, man habe ihn aber nicht angetroffen, heißt es bei der Polizei. Zeitweise waren Straßen gesperrt, auch KVB-Busse wurden umgeleitet.

Wohl kein Zusammenhang zu anderen Explosionen in Köln

Ersten Ermittlungen zufolge steht die Explosion in Pesch nicht in Verbindung zu den anderen sieben Explosionen oder Schüssen auf Häuser in den vergangenen drei Monaten in Köln und dessen Umland. Sofern sich die bisherigen Erkenntnisse bestätigten, betont Polizeisprecher Baldes, seien Zusammenhänge „nicht gegeben“. Mehr zu den Hintergründen wollen Staatsanwaltschaft und Polizei „mit Blick auf die laufenden Ermittlungen“ allerdings derzeit nicht preisgeben.

Anwohner in Pesch hielten das Ganze schon am Vormittag eher für eine „persönliche Sache“, wie eine Frau sagt. Sie kenne die Betreiberin des Cafés gut, sagt sie, diese halte sich zurzeit in Spanien auf. Die Anwohnerin fährt fort, sie habe in den Medien auch die Berichte über die Explosionen und Schüsse in den vergangenen Monaten verfolgt – einen Bezug zu dem Café in Pesch könne sie sich aber „beim besten Willen“ nicht vorstellen. „Das war nicht die Mafia, hier geht’s nicht um Drogen oder Rocker oder sowas“, ist sie sicher.

Dennoch scheint es jemanden zu geben, der oder die schlecht auf die Gastronomin zu sprechen ist. Wie zu erfahren war, soll es „Stress“ innerhalb der Familie geben. Vor einigen Wochen seien beleidigende Schmierereien auf der Fensterscheibe des Cafés aufgetaucht, berichten Anwohner. In übler Fäkalsprache sei die Botschaft transportiert worden: „Hau ab!“ Ob die Schmierereien mit der Explosion und dem Brand zu tun haben, ist unklar. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat am Mittwoch vergeblich versucht, die Betreiberin telefonisch zu erreichen.

Das Café habe erst im März eröffnet, heißt es in der Nachbarschaft. Die Betreiberin und ihr Mann sind RTL2-Fernsehzuschauern aus einem Reality-Format bekannt.