In der ehemaligen Rheinschleife des Worringer Bruchs im Kölner Norden entsteht der letzte Teil des Hochwasserschutzkonzepts der Stadt.
Der Retentionsraum, der rund 145 Millionen Euro kostet, wird komplett vom Land NRW finanziert.
Worringen – Der eine nannte es „Meilenstein“, andere „außerordentlich ambitioniertes Projekt“. Am Mittwoch übergab Otto Schaaf, Chef der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb), im Regierungspräsidium mehrere Kartons voller Unterlagen zur geplanten Hochwasser-Rückhaltefläche in Worringen an Jürgen Schwab, der bei der Bezirksregierung die Abteilung Umwelt und Arbeitsschutz leitet. Die Behörde muss nun prüfen, ob die Unterlagen zur Planfeststellung in Ordnung sind. Das wird etwa ein Jahr dauern; in dieser Zeit können Bürger und Träger öffentlicher Belange Einwände erheben.
Der Retentionsraum, der in der ehemaligen Rheinschleife des Worringer Bruchs im Kölner Norden entstehen soll, ist der letzte Baustein des Hochwasserschutzkonzepts der Stadt. Nach den Plänen wird ein eingedeichtes Areal entstehen, das bei extremem Hochwasser, wie es statistisch alle 200 Jahre vorkommt, geflutet werden kann, um die Gefahr für Wohngebiete zu entschärfen.
Der Retentionsraum, der rund 145 Millionen Euro kostet, wird komplett vom Land NRW finanziert und ist in das Nationale Hochwasserschutzprogramm aufgenommen worden. Er ist rund 690 Hektar groß, was circa 900 Fußballfeldern entspricht, und kann rund 30 Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Dafür müssen auf einer Länge von sechs Kilometern Bauwerke zum Hochwasserschutz errichtet werden. Der Raum soll geflutet werden, wenn der Kölner Pegel 11,70 Metern erreicht hat und davon auszugehen ist, das Marke von 11,90 Metern überschritten wird und eine Überflutung der Deiche im Kölner Norden droht.
Der Abfluss in die Rückhaltefläche bewirkt, dass der der Pegel stromabwärts um bis zu 17 Zentimeter sinkt. Bei Wasserständen von mehr als zwölf Metern kann die Überflutung tief liegender Stadtteile um bis zu 14 Stunden verzögert werden – Zeit, die für die Rettung, Evakuierung und Sicherung genutzt werden kann. Davon profitierten laut Steb bis zu 145.000 Einwohner, es könnten wirtschaftliche Schäden in einer Höhe von circa 660 Millionen Euro vermieden werden.
Schon 2005 gab es eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Retentionsraum Worringen, und voriges Jahr wurde ein Informationsbüro im Hackhauser Weg eröffnet. Die frühe Einbeziehung der Öffentlichkeit habe sich gelohnt, sagte Otto Schaaf. Manche Anregungen seien in den Plan eingegangen; sie betreffen zum Beispiel Häuser von Anwohnern, Verkehrswege und den Naturschutz des Gebiets. Schaaf versicherte: „Wir wollen den Dialog mit den Bürgern weiter fortsetzen.“