Der zweite Festivaltag am Fühlinger See war geprägt von immer wiederkehrenden Regenschauern. Das hat die Festivalbesucher aber kaum gestört.
Reggae-Festival am Fühlinger SeeRegenponchos und neue Freunde – Summerjam bringt Menschen zusammen
Samstag, 1. Juli 2023, Fühlinger See, Summerjam Festival: Ein türkis-pink-gestreifter Regenschirm tanzt über den mit Regenponchos und -jacken verhüllten Köpfen. Die Wassertropfen fallen immer stetiger von oben herab, die einen Tag zuvor noch staubige, ausgetrocknete Wiese wird langsam matschig. Die Wege leeren sich, die Plätze unter den mit bunten Stoffstreifen behangenen Bäumen und an den Getränke- und Imbissbuden füllen sich.
Wer aber mit Regenkleidung ausgestattet ist, der bleibt vor der Bühne und tanzt. Manch einer schert sich auch gar nicht um den Regen und läuft mit Sonnenbrille und T-Shirt über die schmatzende Wiese zur Bühne. In der Hand ein Stück Pizza, das bald durchgeweicht sein muss. Ein anderer Festivalbesucher hat sich mangels besserer Lösungen mit Mülltüten und Kabelbindern ein wasserfestes Outfit gebastelt. Nur kreativ muss man sein.
Während das Summerjam Festival am Freitag noch unter Sonnenstrahlen eröffnet wurde, ist der Samstag eher durchwachsen. Leichte Regenschauer brechen den ganzen Tag über die Festivalbesucherinnnen und -besucher herein. Der Laune kann das aber scheinbar kaum schaden.
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Das Summerjam Festival ist eines der größten Reggae-Events in Europa und findet in diesem Jahr zum 36. Mal statt. Das Motto lautet dabei „The Spirit of Peace“. Veranstalter Marius Brozi erklärt, dass das eine Reaktion auf die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Zeiten von Corona und Krieg sei. „Wir waren schon immer ein Ort der positiven Begegnung.“
Summerjam 2023 in Köln: Festivalbesucher trotzen dem Regen
Beim Spaziergang durch die Zelte wird die Wahrheit hinter dieser Aussage klar: Menschen aus der ganzen Welt kommen zusammen, treffen sich zum ersten Mal oder seit langer Zeit wieder. So ist es etwa bei David Ogoe. Der 52-jährige Bielefelder erzählt: „Ich treffe hier jedes Jahr Leute, die ich nur hier treffen kann.“ Seine Freunde kämen etwa aus Skandinavien, Österreich oder seinem Geburtsland Kenia nach Köln. „Die kann ich ja so nicht alle besuchen!“ Aber zum Summerjam Festival kommen sie alle zusammen.
Ogoe kommt schon seit vielen Jahren zum Summerjam Festival, ob es jetzt 20 oder 30 sind, wisse er gar nicht so genau. „Ich komme wegen der Kultur und der Musik, wobei sich die Musik verändert hat. Früher war es ein Reggae-Festival, heute ist es ein Musik-Festival“, sagt er mit Blick auf die Grüngürtelrosen, die gerade auf der Vibez-Village-Bühne singen. Das sei aber nicht negativ gemeint. Solange ein Großteil der Künstlerinnen und Künstler weiter einen Reggae-Hintergrund habe, fände Ogoe es gut, das Festival durch andere Musik mehr Menschen zu öffnen. Und ein bisschen tanzt und singt er auch bei den Grüngürtelrosen mit.
Der Männerchor war nicht der einzige kölsche Auftritt beim diesjährigen Summerjam Festival. Judith K., Lisa Fleischer, Annika Breuer und Leo Kamphausen waren natürlich dabei, als Querbeat am Freitag spontan für La Pegatina einspringen musste, weil die am Flughafen feststeckten. „Wir hätten aber auch gerne La Pegatina gesehen“, räumen die Freunde ein, deren Pavillon am Fühlinger See durch eine Köln-Flagge heraussticht.
Die 28-jährigen Freundinnen kennen sich schon seit der fünften Klasse. Und ihre Handgelenke zieren zahlreiche Summerjam-Bändchen: Sie sind schon zum achten beziehungsweise neunten Mal beim Festival. „Das ist hier wie ein zweites Wohnzimmer für uns“, sagt Breuer lachend. Ihr Freund Leo Kamphausen ist immerhin auch schon zum fünften Mal mit dabei. „Es ist nicht so ein Gröl-Sauffestival“, antwortet Fleischer auf die Frage, warum sie immer wieder kommen.
„Die Leute hier sind einfach alle herzlich“, meint Charleen Tank. Sie ist zum fünften Mal beim Summerjam, ihre Freundin Kristina Weber ist zum ersten Mal mit dabei. „Es ist super!“ Die insgesamt zehnköpfige Freundesgruppe, mit der die beiden am Samstag vor der Red Stage stehen, hat sich was Besonderes ausgedacht: Mit Luftballons wollen sie dafür sorgen, dass sie sich nicht verlieren. Das sei im letzten Jahr mehrfach passiert. Ursprünglich hatte jeder seinen eigenen Luftballon am Handgelenk, am zweiten Festivaltag ist davon aber nur noch etwa die Hälfte übrig. Einige seien geplatzt, Tank habe ihren Ballon einem Kind gegeben.
„Jeder kommt wegen der Atmosphäre. Es ist egal, wer man ist, wie man ist. Hier sind wir eine Familie“, sagt Meron Tekie. Er kommt aus Gießen, neben ihm sitzt Jason White aus London, auch unter dem Pavillon am Fühlinger See stehen Kallissa aus Äthiopien und Josi aus Ruanda. Von den Leuten, mit denen Tekie das Summerjam Festival verbringt, habe er vorher kaum jemanden gekannt. „Es ist sehr selten, dass man Fremde kennenlernen und zu Freunden werden kann“, sagt White neben ihm. Er wolle deshalb im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder beim Summerjam Festival am Fühlinger See dabei sein.
Weitere Eindrücke und Fotos rund um das Summerjam-Festival 2023 finden Sie hier.