Köln – Man könne zwar nicht vom bisher politischsten CSD sprechen, „doch in diesem Jahr ist die Situation extrem hochgekocht“, betont Cologne-Pride-Sprecher Hugo Winkels. Als Organisator der politischen Talkrunden hatte er am Sonntag SPD-Parteivorsitzenden Norbert Walter-Borjans, Heribert Hirte (CDU), Ricarda Lang (Die Grünen), Johannes Vogel (FDP) und Friederike Benda (Die Linke) auf die Bühne gebeten. Das Thema: Menschenrechte.
Vorab hatte Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, die Zuschauer an der Lanxess-Arena begrüßt. Unter großem Jubel rief sie aus: „Schluss mit der Bescheidenheit. Wir fordern nicht nur ein bisschen gleiche Rechte, nicht nur ein bisschen Toleranz!“ Norbert Walter-Borjans erinnerte an einen Satz des Philosophen Theodor W. Adorno: „Jeder Mensch muss ohne Angst verschieden sein dürfen.“ Das sei die Grundlinie dessen, „was wir unter Respekt, Toleranz und Zusammenhalt verstehen“. Aus dieser echten Leitlinie, müsse „viel mehr Normalität im Ansatz entstehen, als wir haben“.
Noch nicht am Ziel
Auf die Frage, weshalb für seine Partei die LGBTI-Community wichtig sei, erwiderte Heribert Hirte: „Wichtig ist, dass dieses Thema überhaupt in die Parteien reingetragen wird. Wir als Volkspartei vereinen eine ganze Menge von Stimmen, auch von kritischen Stimmen. Wenn wir es geschafft haben, einen Konsens zu erreichen, dann ist das Ziel auch gesamtgesellschaftlich erreicht.“
Auf dieselbe Frage entgegnete Johannes Vogel: „Wir sind in Deutschland vorangekommen mit der Ehe für alle, aber noch nicht am Ziel. Es gibt weiter Diskriminierung, da setzen wir uns ein.“
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Dass es schwulen Männern nicht erlaubt sei, Blut zu spenden und dass in Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes nicht verankert sei, dass niemand wegen seiner sexuellen Identität oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werde, „das darf nicht sein!“, rief Hugo Winkels unter großem Beifall aus. Mit Blick auf die geforderte Änderung im Grundgesetz betonte Friederike Benda (Die Linke): „Wir wollen Artikel 3 des Grundgesetzes um die geschlechtliche Identität erweitern, weil es bedeuten würden, „dass auch Trans-Personen und nicht binäre inkludiert wären. Und wir sagen ganz klar, dass eine Erweiterung dringend an der Zeit ist, weil das Grundgesetz homosexuelle Menschen in der Vergangenheit nicht geschützt hat.“
In dieselbe Richtung stieß auch Ricarda Lang vor: Bisher erreichte Ziele seien nicht möglich gewesen, so die grüne Politikerin, wenn „nicht so viele mutige, starke Menschen mit uns gekämpft“ hätten. „Und mit Hilfe dieser Menschen werden wir jetzt auch das Blutspendegesetz kippen und Artikel 3 erweitern.“