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Cologne PrideKölner Stadtdechant Kleine verteidigt Diskussion zu Homosexualität

Lesezeit 3 Minuten
Ein Arbeiter hisst die Regenbogenfahne der LGBTQ-Bewegung vor der Kulisse des Kölner Doms und der Kirche Groß St. Martin (Symbolbild)

Ein Arbeiter hisst die Regenbogenfahne der LGBTQ-Bewegung vor der Kulisse des Kölner Doms und der Kirche Groß St. Martin (Symbolbild)

Gegen Veranstaltungen des Kölner Stadtdekanats aus Anlass des Cologne Pride gibt es eine an Kardinal Rainer Woelki gerichtete Petition mit mehr als 15.000 Unterschriften.

Gegen massive Kritik vom rechten, homophoben Rand der katholischen Kirche hat Stadtdechant Robert Kleine eine Diskussionsrunde über Kirche und Homosexualität verteidigt, die aus Anlass des Cologne-Pride-Festivals und des Christopher Street Day im Domforum stattfinden soll.

Wie das Stadtdekanat mitteilte, spricht Kleine am nächsten Mittwoch unter dem Titel „God meets Gays: Kirchentalk und Halleluja“ mit dem Travestiekünstler Ken Reise (alias Julie Voyage) und der Leiterin der katholischen Telefonseelsorge, Annelie Bracke. Die Moderation hat „Dragqueen“ Cassie Carrington übernommen. Am Freitag tritt Julie Voyage zudem mit dem Jugendchor Sankt Stephan im Bühnenprogramm auf dem Alter Markt auf.

Proteste gegen „Schwuchteleien“ und „Homo-Häresie“

Auf pseudo-katholischen, rechten Internet-Portalen und Webseiten setzt es seit dieser Ankündigung Protest gegen „Schwuchteleien“ im Stadtdekanat und gegen „die Homo-Häresie“, die unter dem massiven Druck der Homolobby“ wie Wasser „durch Ritzen und Spalten, an allen Ecken und Enden“ in die Kirche dringe. Die katholische Kirche sei „Hauptzielscheibe eines Angriffs“, an dem „Mitläufer, Anbiederer, Verräter in den eigenen Reihen“ mitwirkten.

Kleine als Initiator der kirchlichen Programmpunkte zum CSD verhöhne nicht nur die „göttliche Offenbarung“ und die Lehre der Kirche, sondern verbreite „zwangsläufig seine eigene Lehre, die Homo-Lehre des Robert Kleine“. Angeregt wird ein kirchliches Strafverfahren „wegen Häresie und Apostasie“ (Abfall vom Glauben).

Der Screenshot von Facebook zeigt den Kölner Stadtdechanten Robert Kleine an einem Tisch mit der Regenbogenflagge. Kleine, der auch Domdechant ist, hatte das Foto am 19.03.2021 auf seiner Facebookseite gepostet. Foto: Screenshot Facebook (https://de-de.facebook.com/DomStadtdechantKoeln).

Der Screenshot von Facebook zeigt den Kölner Stadtdechanten Robert Kleine an einem Tisch mit der Regenbogenflagge. Kleine, der auch Domdechant ist, hatte das Foto am 19.03.2021 auf seiner Facebookseite gepostet. Foto: Screenshot Facebook (https://de-de.facebook.com/DomStadtdechantKoeln).

Mehr als 15.000 Unterzeichnende  wandten sich mit einer Online-Petition an Kardinal Rainer Woelki. Darin ist von „tiefer Sorge“ über die kirchliche Beteiligung an einer Veranstaltung zu lesen, „die tagelang die Sünde feiert, den Stolz und jegliche Art von außerehelicher Sexualität“. Woelki wird aufgefordert, er solle „die Kölner Kirche schützen“ und die Teilnahme am Cologne Pride „unterbinden“.

Auf eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ beim Erzbistum Köln sagte eine Sprecherin, der Kardinal habe „bis vor Kurzem keine Kenntnis von der geplanten Veranstaltung des Stadtdekanats“ gehabt. Zu der Protest-Petition äußerte sie sich nicht, sondern verwies auf die organisatorische Verantwortung des Stadtdekanats und auf ein Interview Kleines im Kölner Domradio.

Kölner Stadtdechant Kleine spricht von Einladung zum Dialog

Darin betonte der Kölner Stadtdechant, es gehe bei den geplanten Veranstaltungen gar nicht um die Teilnahme am Cologne Pride, sondern um eine Einladung zum Dialog, wie ihn auch Papst Franziskus immer wieder fordere. Ein Hinweis im offiziellen Programm des Cologne Pride solle eine bessere Wahrnehmung erreichen bei „Menschen, die als Gäste in Köln sind und sich auf diesen Dialog einlassen wollen“.

Zu einer etwaigen Reaktion Woelkis sagte Kleine, er vertraue darauf, dass es „auch in unserem Bistum“ um diesen Dialog gehe. „Wir alle müssen einander respektieren, auch die queeren Menschen.“ Woelki habe bei seiner Amtseinführung vor zehn Jahren gesagt, dass Homosexuelle genau so zur Kirche gehörten „wie alle anderen und wir niemanden auf seine Sexualität reduzieren“. Sein Empfinden sei, dass die Gegner dieser Podiumsdiskussion genau dies täten, „nämlich queere, homosexuelle Menschen auf ihre Sexualität beschränken“.

Als mögliche Gründe für die in den Protesten aufscheinende Aggression nannte Kleine „die Sorge, dass die Lehre der Kirche im Umbruch ist“. Das „Bashing“, das queeren Menschen – auch wenn sie Teil der Kirche sind – Unmoral unterstelle und von „Sünde“ spreche, sei „ein Zeichen dafür, dass die einzelnen Menschen nicht ernst genommen werden“.

Persönlich stehe auch er „nicht hinter allem, was in diesen Tagen in Köln gezeigt wird“. Alles, was pornografisch oder erniedrigend sei und keine Begegnung auf Augenhöhe bedeute, lehne er ab. „Wenn aber zwei Menschen in Verantwortung zueinander stehen, dann möchte ich eine Partnerschaft nicht nur auf die sexuelle Beziehung reduzieren. Partnerschaft bedeutet auch, dass man füreinander sorgt.“ Kleine warb in diesem Sinne um Respekt und Achtung. „Ich kann meine eigene Sicht auf Homosexualität haben, aber ich muss jeden einzelnen Menschen ernst nehmen.“