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CoronaHoffnung vor allem auf jüngere Impflinge bei Aktion am Kölner Dom

Lesezeit 4 Minuten
Impfaktion Kölner Dom

Bereits um 12 Uhr bildete sich am Freitag eine lange Schlange bei der Impfaktion vor dem Kölner Hauptbahnhof.

Köln – Eine Frau steht angespannt auf dem Bahnhofsvorplatz. Wippt von einem Bein auf das andere. Atmet tief ein, versucht sich zu beruhigen. „Ich habe unglaublich große Angst vor Spritzen“, sagt sie. Dennoch wolle sie sich impfen lassen. Das müsse man ja jetzt machen, wenn die Pandemie einmal ein Ende haben soll. Wenige Minuten später verlässt sie den mobilen Impfbus. „Ich habe es überlebt“, sagt sie und lächelt.

Es ist kurz nach zwölf Uhr am Freitag. Die große Impfaktion am Kölner Dom hat begonnen – und schon jetzt ist die Schlange lang. „Ich freue mich sehr, dass direkt zu Beginn so viele Menschen gekommen sind“, sagt Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts. Denn genügend Impfstoff ist vorhanden, er muss nur noch in die Arme.

100 Corona-Impfungen pro Stunde am Kölner Dom möglich

Pro Stunde können mindestens 100 Personen geimpft werden. „Sollten es mehr Impfwillige werden, ist das kein Problem. Die Kühlschränke im Impfzentrum sind gut gefüllt, wir können also Nachschub besorgen“, so Nießen. Zur Verfügung stehen die Impfstoffe der Hersteller Biontech und Pfizer, Astrazeneca sowie Johnson & Johnson, bei welchem nur eine Impfung notwendig ist. Impfen lassen kann sich jeder, der mindestens 16 Jahre alt ist und sich mit einem Personalausweis, Führerschein oder Reisepass ausweisen kann. Wer keinen Impfpass dabei hat, erhält eine separate Impfbescheinigung.

Impfaktion Reker Nießen

Gesundheitsamt-Chef Johannes Nießen (v.l.), Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Volker Ruster, stellvertretender Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr.

16- und 17-Jährige, die ausschließlich mit Biontech geimpft werden, müssen allerdings eine schriftliche Einwilligung eines Erziehungsberechtigten und eine Kopie dessen Ausweises mitbringen. Ist der oder die Erziehungsberechtigte mit dabei, reicht die ausgefüllte Einwilligungserklärung. Alle Personen, die mit Biontech oder Astrazeneca geimpft werden, erhalten direkt im Anschluss einen Termin für ihre Zweitimpfung im Impfzentrum.

Wobei sich mit Astrazeneca Erstgeimpfte aussuchen dürfen, ob sie hierbei erneut Astrazeneca erhalten möchten oder einen mRNA-Impfstoff. Letztere Kombination wird inzwischen von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen, weshalb laut Stadt das Ziel sei, möglichst vielen Menschen eine solche Kreuzimpfung zu ermöglichen.

50 Prozent der Kölnerinnen und Kölner vollständig geimpft

Grundsätzlich haben bislang 60 Prozent der Kölnerinnen und Kölner ihre erste Impfung erhalten, 50 Prozent auch schon ihre zweite. Doch das reiche nicht aus, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Unser Ziel ist es, in Köln eine Durchimpfquote von 80 Prozent zu erreichen. Und deswegen bringen wir den Impfstoff jetzt zu den Menschen“, so Reker weiter. Die „etwas untypische“ Impfstrategie in den vergangenen Wochen, durch die mehrere tausend Personen in vulnerablen Bereichen wie dem Stadtteil Chorweiler geimpft werden konnten, habe Erfolg gezeigt. „Deswegen machen wir jetzt an der wohl bekanntesten Stelle der Stadt weiter“, sagt Reker. Um eben noch mehr Menschen zu erreichen.

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Johannes Nießen blickt dabei vor allem auf die 19- bis 29-Jährigen, „die machen mir etwas Sorge, weil in diesem Bereich die Inzidenz mittlerweile bei über 50 liegt“. Dass in dieser Altersgruppe noch nicht ausreichend viele Menschen geimpft sind, ist nicht verwunderlich. Schließlich hatten sie erst mit der Aufhebung der Impfpriorisierung am 7. Juni überhaupt die Möglichkeit, sich in einer Arztpraxis impfen zu lassen. Doch einen Hausarzt oder eine Hausärztin haben in diesem Alter nicht alle.

Gefühl von Normalität kehrt zurück

„Ich habe mich vorher um einen Impftermin bemüht, aber das war gar nicht so einfach“, sagt die 21-jährige Melike Uslu. Daher sei sie nun spontan zur Aktion am Dom gekommen, um endlich den Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten zu können.

Impfaktion Melike Uslu

Die 21-jährige Melike Uslu lässt sich mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson impfen.

Volker Ruster, stellvertretender Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr, sieht noch einen weiteren möglichen Grund: „Weil die Inzidenzen in der Stadt aktuell so niedrig sind, ist die Spannung raus.“ Ein Gefühl der Normalität sei zurückgekehrt, doch die Pandemie noch nicht vorbei – insbesondere mit Blick auf die sich ausbreitende Delta-Variante, die erstmals in Indien nachgewiesen wurde und deutlich ansteckender ist als etwa die Alpha-Variante. „Deswegen ist es so wichtig, dass wir die Impfungen nun weiter vorantreiben“, so Ruster.

Stadt plant weitere aufsuchende Impfaktionen

Zunächst am Dom. Hier können sich bislang Ungeimpfte am heutigen Freitag noch bis 22 Uhr, am Samstag von zwölf bis 22 Uhr sowie am Sonntag von zwölf bis 18 Uhr gegen das Virus impfen lassen. Im Anschluss hat die Stadt weitere aufsuchende Impfaktionen geplant: „Die nächsten Stationen des Impfbusses sind Party-Hotspots. Dort wollen wir vor allem die Jüngeren erreichen, sie impfen und aufklären“, sagt Nießen. Am 23. Juli geht es zunächst am Zülpicher Platz weiter, danach folgen der Aachener Weiher am 24. und der Rudolfplatz am 31. Juli. Geimpft wird jeweils von 14 bis 22 Uhr.