Köln – Die Stadt Köln will in der Erforschung der Corona-Mutation vorangehen. Alle positiven PCR-Tests sollen auf mögliche Mutationen überprüft werden. Dem Beschluss des Gesundheitsministeriums zufolge sind Labore dazu verpflichtet, fünf bis zehn Prozent der positiven PCR-Tests – abhängig von der jeweiligen örtlichen Inzidenz – präzise auf die britische und südafrikanische Virusvariante zu untersuchen.
Das sei auch in Köln das Ziel, sagt Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes. Doch die Stadt schlägt bei der Überprüfung einen konsequenteren Weg ein. Wie vom Bund vorgegeben werden einige PCR-Tests künftig mithilfe einer Sequenzierung auf mögliche Mutationen überprüft. Zunächst hatte die „Welt“ darüber berichtet.
Die Sequenzierung ist ein biologisches Verfahren, mit dem der genetische Fingerabdruck des Virus untersucht wird. „Da weiß man am Schluss ganz genau, ob das Virus aus Südafrika, England oder Brasilien kommt“, so Nießen.
Durchführung einer Surrogat-PCR bei allen Corona-Tests
Zusätzlich dazu soll bei ausnahmslos allen positiven Tests eine Surrogat-PCR durchgeführt werden – also eine Art Screening des Virus. „Dadurch bekommen wir erst einmal nur einen Hinweis darauf, ob eine Sars-2-Mutante vorliegt. Wir können zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht genau sagen, welche der unterschiedlichen Varianten es ist“, so Nießen. Dafür sei anschließend eine weitere Überprüfung notwendig. „Wir wissen dadurch letztendlich mehr über die Ausbreitung der Virusmutante als vorher. Und auch mehr, als wenn wir lediglich bei einigen der positiven Tests Sequenzierungen durchführen“, so Nießen weiter.
Das Gesundheitsamt habe dafür mit der Uniklinik Köln und den anderen großen Kölner Laboren eine Vereinbarung getroffen, die aktuell noch nicht ganz umgesetzt werde. Es sei eine Absichtserklärung, in Zukunft alle positiven Tests einer zusätzlichen Überprüfung zu unterziehen. Für die Getesteten ändere sich dabei nicht viel, sagt Nießen. Nach einem positiven Testergebnis müssten die Betroffenen so oder so in eine 14-tägige Quarantäne – die Infektion mit einer Mutation habe darauf keinen Einfluss.
Besondere Aufmerksamkeit des Kölner Gesundheitsamts
Vielmehr würde das Gesundheitsamt diejenigen mit besondere Aufmerksamkeit beobachten. „Wir schauen ganz genau, wie es den Menschen, bei denen eine Sars-2-Mutation nachgewiesen wurde, geht. Um neue Erkenntnisse zu bekommen. Aber auch, um ihnen noch schneller helfen zu können, wenn etwas passieren sollte, das anders ist als bisher.“ Nach wie vor wisse man nicht alles über das Virus, so Nießen. „Deswegen muss man lernen, mit neuen Situationen umzugehen.“
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Die Uniklinik Köln hatte der Stadt Köln zuvor angeboten, die entsprechenden Tests in den eigenen Laboren durchzuführen. „Aber auch viele private Labore haben sich angeschlossen, positive Virusnachweise auf das Vorliegen von Varianten zu untersuchen“, sagt Prof. Florian Klein, Chef der Virologie, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Es ist unser Ziel, die neuen Virusvarianten direkt zu erkennen, um so einer Ausbreitung schnell entgegenzutreten“, sagt Klein. Im Labor könne man „die neuen Varianten innerhalb eines Tages nachweisen und die Information zur Verfügung stellen.“ Im Falle eines Nachweises folgt die genaue Sequenzierung.
Über 400 Proben auf Vorliegen von Virusvarianten getestet
Die Uniklinik habe seit Mitte Dezember bereits „über 400 Proben auf das Vorliegen von bestimmten Virusvarianten getestet“, sagt Klein. Darunter seien auch Verdachtsfälle, die von Einsenden außerhalb von Köln untersucht wurden. „In 15 Fällen sprachen die PCR Ergebnisse für die Variante B117, die zuerst in England beschrieben wurde“, so Klein. In vier Fällen handele es sich um „Varianten, die zuerst in Südafrika beziehungsweise Brasilien aufgetreten sind.“
Auch Prof. Clara Lehmann, Leiterin des Infektionsschutzzentrums an der Uniklinik, ist glücklich über die Entscheidung der Stadt, dem Vorschlag zuzustimmen. Doch sie warnt vor zu großen Hoffnungen: „Wir dürfen uns keineswegs auf den Forschungen ausruhen.“ Man müsse „im persönlichen Verhalten davon ausgehen, dass wir es inzwischen immer wieder mit der ansteckenderen Variante zu tun haben.“
Britische Variante nicht tödlicher als ursprüngliche Erreger
Nach bisherigen Erkenntnissen ist die britische Variante nicht tödlicher als der ursprüngliche Covid-19-Erreger. Aber laut Behörden in Großbritannien ist die Mutation bis zu 70 Prozent ansteckender. Ersten Analysen britischer Wissenschaftler zufolge hat sich die Genetik des Virus in der neuen Variante verändert, vor allem im Spike-Protein – einem Protein, das auf der Oberfläche des Virus sitzt.
In Deutschland wurden bislang 28 Fälle der mutierten Variante nachgewiesen, wie das Robert-Koch-Institut dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag mitteilte. Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Kölner Fälle in dieser Angabe bereits erfasst sind. Dass bislang nicht mehr Fälle nachgewiesen wurden, liegt offenbar nicht nur an einer geringen Verbreitung der Variante, sondern auch an der deutschen Forschungstradition, in der Sequenzierungen eher selten vorgenommen werden.
Zu Beginn des Jahres ist die englische Virus-Mutation erstmals auch in Köln nachgewiesen worden. Sie wurde in zwei Proben von ambulanten Patienten entdeckt, die daraufhin umgehend dem Kölner Gesundheitsamt und dem Robert-Koch-Institut gemeldet wurden.