Karfreitag als stiller Feiertag? Von wegen. Daran ändert auch die aktuelle Corona-Krise nichts.
Experten und Politikern zum Trotz, man solle doch lieber zu Hause bleiben, hielten sich zigtausende Kölner im Freien auf. Mit mehr oder weniger großem Abstand.
Unser Autor war vor Ort und hat das Treiben in der Stadt beobachtet.
Köln – Von einem stillen Feiertag konnte an diesem Karfreitag in Köln nicht die Rede sein, daran konnte auch Corona nichts ändern. Zu schön strahlte die Sonne vom Himmel, als dass sich die Kölner von dem Virus hätten abhalten lassen, nach draußen zu gehen. Wahrscheinlich zigtausende Menschen hielten sich in den Nachmittags- und frühen Abendstunden in den Parks auf oder machten eine Radtour. Die Bilder der vergangenen Tagen wiederholten sich zum wohl wärmsten Beginn des Osterwochenendes seit vielen Jahren.
Trotzdem versuchten viele sichtlich, Abstand zu halten. Um den Aachener Weiher etwa, im Volksgarten, an den Rheinufern in Deutz und Mülheim verstreuten sich die Menschen, kamen aber eben in der Regel nicht zusammen. Ein Pärchen da, eine Familie dort, zwei Freunde, die sich auf ein Bier treffen – alles erlaubt. Manchmal sogar Freundinnen, die auf getrennten Decken liegen.
Ordnungsamt in Kölner Parkanlagen auf Streife
„Ist doch alles kein Problem. Wenn wir uns laut genug unterhalten, verstehen wir uns. Und irgendwann nehmen wir uns auch wieder in den Arm“, sagt Laura auf der vollen Wiese im Volksgarten. „Hoffentlich bald“, ergänzt Freundin Valerie aus anderthalb Metern Entfernung.
Am anderen Ende der Wiese stehen drei Tischtennisplatten. Am Nachmittag sind sie alle besetzt. Die Menschen spielen zu zweit. Rundlauf zu viert wäre verboten. Slacklining zwischen zwei Bäumen gegenüber ist aber erlaubt und wird von vier Ordnungsamtlern durchgewunken, die gerade auf Streife sind. Wenige Meter entfernt bleibt der Spielplatz gesperrt. Wer sich dort aufhielte, würde ermahnt.
Fast niemand blieb in Köln zu Hause
Auch in den Straßen der Stadt war zu sehen, dass fast niemand zu Hause blieb. Die Schlangen vor den Eisdielen gingen oft bis um die nächste Ecke – mit zwei Metern Abstand voneinander. Vor vielen Ampeln und auf den Rheinbrücken kamen die Radfahrer gerade so aneinander vorbei. Abstand zu halten war vielerorts wieder kaum möglich.
Den Rufen von Experten und Politik, zu Hause zu bleiben, folgten die Kölner an Karfreitag also sichtlich nicht. Doch OB Reker hatte sich ja, anders als andere Stadtoberhäupter, ohnehin nie zu dem Appell an ihre Bürger verstiegen, nicht mehr vor die Tür zu treten. „Kölner treffen sich nun mal gerne draußen. Das sollen sie auch tun, aber bitte Abstand“, war stets ihre Devise. Die Stadt steht vor einem Osterfest, das alle Kölner erneut vor eine Probe stellt. Am Samstag soll es noch einmal warm werden.