Gastronomen in ganz Köln bereiten sich auf unterschiedliche Art und Weise auf den Corona-Winter vor.
Von Schafsfellen über heiße Getränkestände bis hin zu Heizpilzen - Kreativität ist gefragt, um der Kälte zu trotzen und den Auflagen zu entsprechen.
Die präzisen Vorschriften der Stadt Köln stellen die Gastronomiebranche vor eine große Herausforderung.
Köln – André Niediek, Chef des „Maison Blue“ in Chlodwigplatz-Nähe, ist stolz – und etwas erschöpft. In Eigenleistung hat er den schönen Innenhof des Restaurants zu einem ebenso schönen Wintergarten umgebaut. „Und warm genug ist es auch.“ Eine Glasfront schirmt den Sitzbereich nach außen ab, Stromheizstrahler verbreiten Behaglichkeit, die Luft wird gefiltert, Decken liegen aus, ein Kuhfell bedeckt den Boden. Platz für 24 Gäste gibt es hier.
„Die brauchen wir auch unbedingt, um über den Winter zu kommen, denn drinnen mussten wir wegen der Abstandsregeln von 43 auf 20 Plätze reduzieren“, sagt Niediek. „Wir müssen etwas unternehmen, Jammern hilft da nicht.“ Der Sommer sei super gewesen, aber nun müsse man mit aller Kraft nach vorne arbeiten.
Stromheizstrahler und Palettenmöbel
Für die meisten Gastronomen sind diese Wochen die Zeit des Umbaus und der Neuanschaffungen. Die Außengastronomie, die viele über den Sommer gerettet hat, muss winterfest gemacht werden – und mit den Ideen der Wirte verändert sich auch mancherorts das Straßenbild. Indika Silva hat die Außenfläche seiner Bar Toddy Tapper im Agnesviertel für 5000 Euro aufgerüstet.
20 Gäste können hier unter Stromheizstrahlern auf schicken himmelblauen Palettenmöbeln sitzen. Neue, größere Schirme sind bestellt. „Doch die Lieferzeiten sind im Moment sehr lang.“ Seitenwände aus Stoff liegen bereit. „Wenn es richtig kalt wird, baue ich draußen eine kleine Station mit heißen Getränken auf. Damit werden wir durch den Winter kommen“, sagt er zuversichtlich.
Gänseessen im Freien
Dass er viele seiner Gäste für ein Gänseessen im Freien erwärmen können würde, damit hätte Heiner Welchering nicht gerechnet. Der 71-jährige Gastronom war wahrscheinlich einer der ersten, der seine Terrasse auf Zelt getrimmt hat, indem er sich von einem Planenbauer in Frechen Wände mit transparenten „Fensterstücken“ hat anfertigen lassen. Vor der Weinstube Bacchus am Rathenauplatz ist schon seit Mitte September ein wind- und wettergeschützter Außenraum entstanden, den Ehefrau Liane dank ihrer Flohmarkt-Sammelliebe mit Kronleuchter, Kunst und allerlei Dekoration ausgestattet hat, so dass der Wintergarten des fast 40 Jahre bestehenden Lokals echte Wohnzimmeratmosphäre bekommen hat.
Alexander Manek, Inhaber von Haus Unkelbach an der Luxemburger Straße, sieht die Lage sehr kritisch. „Wir stehen im Moment alle mit dem Rücken zur Wand.“ Da seine Außengastronomie auf einem Privatgelände liegt, habe er ein bisschen mehr Freiheit in der Gestaltung. Da er selber kein Freund von Heizpilzen ist, hat er vier Heizpyramiden aufgestellt, an denen man sich nicht verbrennen kann.
Präzise Vorschriften der Stadt Köln
Allein die Installation dafür habe 5000 Euro gekostet. Die geplante Überdachung des Biergartens sei in etwa einer Woche fertig. Ob sich die Investitionen rechneten, wisse natürlich niemand. Auch muss man ganz schön aufpassen, wie man aufrüstet. Die Vorschriften der Stadt sind präzise. Windschutz, Sonnenschirme, Markisen und Heizmöglichkeiten müssen so aufgestellt werden, dass sie keine Gefährdung für andere Verkehrsteilnehmende verursachen. Feuerwehrzufahrten, Rettungsgassen und Garagenzufahrten müssen frei bleiben.
Vereinfachte Anträge
Die Stadt stellt online ein Formular zur Verfügung, mit dem Gastronomen anmelden können, wenn sie ihre Außenbereiche mit „temporären Aufstellelementen“ winterfest machen wollen. Dort sind alle erlaubten Arten und Größen von Markisen, Schirmen und Windfängen aufgezählt. Sonnenschirme dürfen zum Beispiel nicht die Fläche der genehmigten Außenfläche überschreiten.
Gasbetriebene Heizpilze sind außer in einigen Innenstadtbereichen wie Rheingarten, Heumarkt und einem Teil der Ringe erlaubt. (cv)
Allzu fantasievolle Anbauten sind ebenfalls nicht erwünscht. Die Wirte müssen versichern: „Mir ist bekannt, dass die Aufstellelemente über ein zurückhaltendes und einheitliches Farbspektrum und eine transparente Gestaltung verfügen müssen. Drittwerbung darf nur sehr zurückhaltend verwendet werden, Schriftgröße maximal 0,20 Meter (vergleiche Werbesatzung der Stadt Köln).“
Umbau geht in die Tausende
Monier Zuri hätte für den Umbau sogar Kosten in Höhe von 25 000 Euro in Kauf genommen. Der Betreiber vom Eckstein in Sülz wollte eine Überdachung in Form eines Pergola-Systems, „das man im Sommer jederzeit zurückfahren kann“. Von Seiten der Feuerwehr gebe es keine Bedenken, nun sei er mit Bauamt und Denkmalschutz im Gespräch, „aber das dauert leider“.
Also hat er jetzt erst mal zwei bordeauxrote Pavillons aus nicht-brennbarem Material aufgestellt und mit Seitenwänden versehen. „Aber so, dass die Luft noch immer zirkulieren kann.“ Anfang letzter Woche hätte kaum noch jemand im Lokal gesessen, „dafür war draußen fast alles voll“.
Jakob Lieber hat den Außenbereich seines Zollhof derweil in ein kleines Winter-Wonderland verwandelt. „Überdacht, beheizt, saugemütlich“, kann man auf einer Tafel vor dem Zollstocker Restaurant lesen. Auf der Rückseite des Lokals – ebenfalls Privatgelände – hat Liebner mit Zustimmung des Vermieters vergangenes Wochenende ein 50 Quadratmeter großes Zelt aufgestellt und darin sogar Teppich verlegt. Ein Elektroheizgebläse sorgt für Wärme, Schaf-Felle auf den Bänken und Kaminfeuer schaffen Hütten-Atmosphäre, und der ausgeschenkte Winzer-Glühwein sogar für ein bisschen Weihnachtsmarkt-Ersatz.