als die Nachricht kam von einem Corona-Verdachtsfall in meinem Umfeld, war mir klar: Es gilt auch für mich vorerst die vorsorgliche Quarantäne. Jetzt bin ich also – wie so viele – noch strikter ans Haus gebunden und auf Abstand bedacht.
So nah war mir – gefühlt – das Virus noch nie. Einerseits eine seltsame Erfahrung. Andererseits erlebe ich nun noch stärker, wovon ich seit Tagen begeistert bin: wie es meinen Kolleginnen und Kollegen in einer großen Gemeinschaftsleistung gelingt, jeden Tag ein hochaktuelles Angebot für die Zeitung und unsere Digitalausgabe zu erstellen. Wir sind miteinander in Kontakt, egal wo wir uns gerade befinden und von wo aus wir arbeiten.
Ihren zahlreichen Reaktionen entnehme ich, dass Sie es in Ihren Tätigkeitsfeldern und mit Ihren Beziehungen genauso halten. Täglich neu sind wir da gefordert. Jeden Tag beschäftigen uns neue Fragen und Perspektiven mit Blick auf die Coronakrise. Mich treibt nun schon geraume Zeit ein – heikler – Gedanke um, der inzwischen auch in der politischen Diskussion an Brisanz zunimmt.
„Flatten the curve“ – die Kurve der Infektionen abflachen. Erinnern Sie sich noch an diese Devise der Virologen, mit denen die zunehmend strikteren Kontaktbeschränkungen begründet wurden? Weil damit, wie es die Kanzlerin gesagt hat, Leben gerettet werden können.
Abflachen heißt aber auch: Wir werden die Kurve der Infektionen, Erkrankungen und Todesfälle wohl nicht auf die Nulllinie bringen können. Zeit zu gewinnen ist absolut sinnvoll. Aber wir haben nicht alle Zeit der Welt.
Wenn ich mir vorzustellen versuche, wie die Wirtschaft den „Lockdown“ über einen langen Zeitraum aushalten soll, dann merke ich: Das ist unvorstellbar.
Nicht, weil mir die Fantasie oder der volkswirtschaftliche Verstand fehlten, sondern weil – im Gegenteil – jedem auch nur halbwegs Informierten klar sein sollte, dass der gegenwärtige Stillstand bald ein Ende haben muss, wenn es kein schreckliches Ende nehmen soll. Denn „die Wirtschaft“ ist ja nicht eine abstrakte Größe oder ein anonymer Moloch, sondern die Existenzgrundlage von uns allen.
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Wir werden also den Medizinern und den Politikern, letztlich aber auch uns allen, eine schwere Entscheidung abverlangen müssen. Irgendwann werden wir – vielleicht um den Preis, dass wir „Menschen verlieren werden“ (Angela Merkel) – den gesellschaftlichen Organismus wieder hochfahren müssen. Was nicht sein darf, ist der Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung. Aber wir müssen auch darauf bedacht sein, dass nicht alles andere zusammenbricht.
Lassen Sie uns in allem, was kommt, zusammenstehen! Bleiben Sie gesund! Achten Sie auf sich und Ihre Nächsten!