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Durch die Stadt mit Nicole Grünewald„Mich stört es, wenn in Köln der Lack ab ist”

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Über den Dächern von Köln: Nicole Grünewald auf dem Vierungsturm des Doms 

  1. Der Vierungsturm des Kölner Doms ist für Nicole Grünewald der schönste Ort der Stadt. Im Leben der Kölner Unternehmerin spielt die City zwischen Roncalliplatz und Börsenplatz eine Hauptrolle.
  2. Ein Spaziergang durch die Innenstadt und ein Gespräch über Schindluder im Namen des Kölner Doms, Grünewalds Lieblingsorte und eine Stadt, in der „im Detail vieles optimierbar” ist.
  3. Aus Anlass der Wahl von Nicole Grünewald am Dienstag zur neuen IHK-Präsidentin veröffentlichen wir diesen Text vom Oktober 2019 erneut.

Köln – Für echte Kölner gibt es in der Stadt nur eine „erste Adresse“: Domkloster 4. Das blaue Emailschild mit dieser Hausnummer hängt neben dem Hauptportal des Doms. Auch für Nicole Grünewald ist diese Adresse bei einem Stadtrundgang erste Wahl. Das hat zwei Gründe: Zum einen, sagt die 46 Jahre alte Unternehmerin, „ist die City mein Veedel“. Sie wohne zwar in Junkersdorf, „aber da bin ich eigentlich nur zum Schlafen und am Wochenende. Manchmal.“

Zum anderen ist „Domkloster 4“ auch der Name des offiziellen Dom-Souvenir-Shops auf dem Roncalliplatz. Grünewalds Werbeagentur „The Vision Company“ verantwortet den Internet-Auftritt und das Marketing des Shops. Betreiber ist das Domkapitel. Nur hier kämen die Verkaufserlöse tatsächlich dem Unterhalt des Doms zugute, erklärt Geschäftsführer Klaus Bispinck. Grünewalds Firma sorgt mit dafür, dass dieses Wissen unter die Leute kommt. „Viele denken, wenn sie Dom-Souvenirs kaufen, bekomme der Dom einen Teil davon ab, aber das ist falsch“, sagt Grünewald. Der Kölner Dom ist als Marke bislang nicht geschützt. Ein Antrag bei der EU sei gestellt, erzählt Bispinck, vor allem, „um Schindluder mit dem Namen des Doms zu verhindern“.

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 Mit Johannes Schilling in der Galerie Boisserée

Grünewalds Berufsweg führte die bekennende Katholikin über die Kirche. Im Studium jobbte sie in einer Werbeagentur, die in den 1990er Jahren die legendäre „Misch dich ein“-Kampagne für die evangelische Kirche in Köln gestaltete. „Ich war Messdienerin, Schülerin der erzbischöflichen Liebfrauenschule. Meine Mutter war Religionslehrerin. Kirche war schon immer sehr präsent in meinem Leben. Dass ich sie gleich im ersten Job mit der Werbung zusammenbringen konnte, hat mich begeistert. Danach wollte ich nichts anderes mehr machen.“ Grünewald arbeitete zunächst freiberuflich für Agenturen in Köln und Düsseldorf. „Aber dann, mit Mitte 20, dachte ich: Ach, vielleicht kannst du das selber besser. Probier’s doch einfach mal aus!“

Kundin im Dom-Shop ist Grünewald selbst auch. „Das ist eine Fundgrube für Mitbringsel. Kölner stehen ja auf alles, was mit dem Dom zu tun hat. Wenn ich Familien mit Kindern besuche, ist das Dom-Kuschelkissen erste Wahl, und das Dom-Quietsche-Entchen darf in keiner Badewanne fehlen.“

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Nur dreimal ums Eck, einmal um den Dom herum, und Grünewald ist fast schon an ihrem erklärten Lieblingsplatz in Köln angelangt. Mit dem Lastenaufzug der Dombauhütte an der Bahnhofsseite geht es auf den Dachstuhl und dann über eine eiserne Wendeltreppe auf den Vierungsturm. „Den Dom vor mir, unter mir und über mir – da geht mir als Kölnerin das Herz auf.“ Ohne Weiteres kommt man hier nicht hoch. „Es ist gut, wenn man einen kennt, der einen kennt.“ Aber mit der Buchung einer Sonderführung kann man auch in den Genuss des einmaligen Panoramablicks kommen.

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Im Holtmann’s, dem Café im Innenhof des MAKK 

Vom Dom ist es nicht weit bis zu dem zweiten Ort in Köln, der in Grünewalds Leben eine wichtige Rolle spielt: dem Stammsitz der Industrie- und Handelskammer zu Köln am Börsenplatz. Ihr gefällt der 50er-Jahre-Charme der von Karl Hell entworfenen preisgekrönten Architektur, das nun zum Verkauf steht. „Ein tolles Gebäude – und das Herz der Wirtschaft in Köln!“

Vor 18 Jahren begann hier ihr ehrenamtliches Engagement in der IHK bei den Wirtschaftsjunioren. Seitdem geht sie hier – in wechselnder Funktion und Frequenz – ein und aus. Grünewald war Vizepräsidentin, startete in ihrer Amtszeit den „Frauen-Businesstag“, verantwortet bis heute das „Netzwerk Mittelstand“ und sitzt in der IHK-Vollversammlung. Zurzeit laufen die Neuwahlen für dieses „Parlament der Wirtschaft“, und Grünewald strebt den Wiedereinzug in das – wie sie sagt – „wichtigste Gremium“ für die 150.000 Unternehmen in Köln und Region an.

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Dazu hat sie sich der 60-köpfigen Wahlinitiative „NewKammer“ angeschlossen, die „dem Tanker IHK mehr Drive geben“ möchte: Mehr Transparenz, mehr Schwung bei der Digitalisierung, niedrigere Beiträge, das verspricht „NewKammer“ allen IHK-Mitgliedern.Manche sagen Grünewald Ambitionen nach, in einem zweiten Anlauf den amtierenden IHK-Präsidenten Werner Görg abzulösen. Vor fünf Jahren war sie ihm in einer Kampfabstimmung nur knapp unterlegen.

Die Frage, ob sie sich als Chefin eines eher kleinen Unternehmens das Spitzenamt der Kammer zutraut, beantwortet Grünewald selbstbewusst: „Wir reden im Moment nicht über die Präsidentschaft, sondern über die Vollversammlung. Aber 95 Prozent der IHK-Mitgliedsunternehmen haben weniger als 50 Mitarbeiter. Das heißt, ich stehe für eine überwältigende Mehrheit kleiner und mittelständischer Betriebe. Und in anderen Kammern ist es längst üblich, dass der Präsident oder die Präsidentin aus deren Reihen kommt.“

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Der Riesenschraubenschlüssel stammt aus der Bauzeit des eisernen Dom-Dachstuhls um 1860.

Weiter geht es durch das Bankenviertel und über die Tunisstraße zu Grünewalds nächster Anlaufstelle, der Galerie Boisserée. Die Geschichte des ältesten Hauses seiner Art in Köln reicht bis 1838 zurück. Um 1900 kam die Galerie in die Familie des heutigen Mitinhabers Johannes Schilling. „Schon meine Eltern waren Kunden der Galerie. Alle Bilder, die bei uns zu Hause hingen, kamen von hier. Das wusste ich aber gar nicht.“ Über einen Freund kam sie vor etwa zehn Jahren selbst in Kontakt. „Ich versuche, zu jeder Vernissage zu gehen, weil man so viel lernt über einen Künstler und sein Werk. Das ist hier wie ein kleines Museum – aber mit dem besonderen Reiz, dass man alle Werke theoretisch auch kaufen könnte.“

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Mit Klaus Bispinck, dem Geschäftsführer des offiziellen Dom-Shops

Praktisch setzt das eigene Budget gewisse Grenzen. „Aber sowohl für meine Firma als auch für mich privat habe ich hier schon so manches eingekauft – eine Geldanlage, an der man sich erfreut. Und das ist heute ja eine Seltenheit“, sagt Grünewald mit Anspielung auf die Niedrigzinsen und lacht.Die Runde endet im benachbarten Museum für Angewandte Kunst. Grünewalds Ziel – „ich bin ein Draußenmensch“ – ist das Café mit seiner Außengastronomie im Innenhof. Schon ein bisschen ein Geheimtipp. „Man muss das wissen, dass man hier einfach so hinkommt“ – auch ohne Besuch der Sammlung. Gerade im Sommer liebe sie das mediterrane Flair dieser „kleinen Oase mitten in der Stadt“.

Grünewalds Blick fällt auf die Innenhof-Verglasung. Von den Metallrahmen blättert die Farbe. Sie schüttelt den Kopf. „Das geht schon jahrelang so.“ Die Stadt sei so schön, „aber im Detail ist vieles optimierbar“. Daran fehle es allzu oft. „Hauptsache, das Herz ist gut, sagt der Kölner gern. Da bin ich anders: Mich stört es, wenn der Lack ab ist.“