Köln-Ehrenfeld – Mit „einigen gastronomischen und kulturellen Highlights der altehrwürdigen Rheinmetropole“ bewirbt das Luxemburger Immobilienunternehmen Savvy Group seine beiden Projekte nahe dem Bahnhof Ehrenfeld. Eines davon ist ein Wohnungsbauvorhaben am Ehrenfeldgürtel 125. Dafür soll das rund 50 Jahre alte Gebäude der Deutschen Post abgerissen werden. 280 Wohnungen sind geplant.
Ein-Zimmer-Appartments in Köln-Ehrenfeld
Die meisten davon sind Ein-Zimmer-Appartements. 30 Prozent der Wohnungen sollen mit öffentlicher Förderung realisiert werden. Außerdem sind großflächiger Einzelhandel und zwei Flächen für Gastronomiebetriebe im Erdgeschoss vorgesehen. Ob alles so kommt wie vom Investor geplant, ist aber noch offen. Die Bezirksvertretung Ehrenfeld will beispielsweise, dass in Bezug auf die geplanten Läden die Stadtverwaltung das Einzelhandels- und Zentrenkonzept als Maßstab nehmen soll. Damit sollen unter anderem Konkurrenzsituationen vermieden werden. Das aber befürchten Grüne und Klimafreunde in der Bezirksvertretung. Sie sehen den geplanten Supermarkt als Beeinträchtigung der umliegenden Geschäfte an. Die Verwaltung schätzt dies allerdings anders ein.
Schutz der benachbarten Clubs
Bereits im vorhergehenden Bebauungsplanverfahren, als anstelle des Postbaus ein Hotel mit Einzelhandel im Erdgeschoss geplant war, wurden die Auswirkungen eines Vollsortiment-Supermarktes auf die Umgebung untersucht. Mit dem Ergebnis, dass keine schädlichen Auswirkungen zu erwarten seien. Die Planung stünde also mit dem Einzelhandels- und Zentrenkonzept in Einklang. Noch wichtiger ist den Ehrenfelder Politikerinnen und Politikern aber der Schutz der beiden benachbarten Clubs „Bumann und Sohn“ und „Artheater“, die sich zu beiden Seiten des heutigen Postgebäudes befinden. Wörtlich heißt es im einstimmig beschlossenen Antrag: „Bei dem gesamten Bauprojekt hat der Schutz von Kulturstätten oberste Priorität.“
Die Betreiber des Clubs stehen inzwischen mit dem Investor in Kontakt. Noch im Februar hatten sie Bedenken gegen Wohnungsbau in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft geäußert und zugleich öffentlich beklagt, dass vonseiten der Investoren bislang keine Gespräche stattgefunden hätten. Immerhin ließ sich Michael Dinkel, Geschäftsführer der Savvy Group, nach dem Kauf der Immobilie noch mit den Worten zitieren: „Mit einem vielfältigen und offenen Nutzungskonzept wollen wir der Nachbarschaft und unseren künftigen Mietern nachhaltigen Mehrwert bieten.“
Strittige Fragen zwischen Investor und Clubbetreibern
Inzwischen hat es Gespräche gegeben. Strittige Fragen zwischen Clubbetreibern und Investor sollen in demnächst beginnenden Workshops erörtert werden. „Dass auf unseren Druck hin, der Investor auf uns zu gekommen ist, ist schon mal ein gutes Zeichen“, sagt Bernd Rehse, der zusammen mit Stefan Bohne das Artheater betreibt. Der seit 1998 bestehende Kulturbetrieb, in dem Konzerte und Kabarett aber auch Theater und Tanz stattfinden, ist unmittelbar neben dem Neubauprojekt.
Es gehe nicht nur um eigene Interessen, sondern um die der Ehrenfelder Kultur im Ganzen. „Wenn es dazu keinen Konsens gibt, werden wir die Verhandlungen abbrechen“, stellt Rehse klar. Auch die Bezirksvertretung pocht darauf, dass die Ergebnisse bindend für den Investor sein sollen und in den noch zu verabschiedenden Bebauungsplan aufgenommen werden sollen.
Ein weiterer Nachbar ist das Kardinal-Frings-Seniorenzentrum der Caritas an der Bartholomäus-Schink-Straße. Zu diesem soll eine Lärmschutzwand dafür sorgen, dass es keine Beeinträchtigung gibt, durch die Tiefgarageneinfahrt und die Anlieferung für den Einzelhandel. Für diese Zufahrt müssen drei Bäume, die unter die Baumschutzsatzung fallen, entfernt werden. Sie werden auf dem Grundstück ersetzt. Erhalten bleiben dagegen die Platanen vor dem Grundstück am Ehrenfeldgürtel. Auch dieser Bereich gehört zum Plangebiet. Er soll nach Fertigstellung des Neubaus umgestaltet werden. Vorgesehen ist, den Verkehr neu zu ordnen. Der Radweg wird näher zur Fahrbahn gelegt. Wo heute noch geparkt wird, sollen eine Vorfahrt für Taxis sowie Fahrradstellplätze angelegt werden.