Wer am Freitag sportlich überlegen ist, da scheiden sich vor dem EM-Spiel zwischen Deutschland und Spanien die Geister. Und wer kann besser feiern?
Viertelfinal-Fiesta in KölnWer kann besser feiern, die Spanier oder die Deutschen?
Während die deutsche Nationalelf sich in Stuttgart in der Kabine auf das EM-Viertelfinale gegen Spanien einstimmt, machen sich die Fans in Köln zum Abheben bereit. Mit Peter Schillings „Major Tom (Völlig losgelöst)“ schwört sich die Menge auf dem Heumarkt 20 Minuten vor Anpfiff für das mit Spannung erwartete Spiel ein.
Am Tanzbrunnen füllte sich schon früh die Public-Viewing-Fläche – hier spielten am Nachmittag schließlich schon Brings. An der für viel Geld eingerichteten Public-Viewing-Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer dauerte es etwas länger, bis sich später auch hier Tausende Fans versammelten.
In Köln leben 4000 Menschen mit spanischem Migrationshintergrund
Während „Oben Unten“ von den Räubern aus den Boxen am Heumarkt dröhnt, tanzen einzelne deutsche Fans. Die Mehrzahl trägt Trikot zum Public Viewing, einige wenige bemalen noch vor Anpfiff gegenseitig ihr Gesicht mit den deutschen Farben. Einen Schritt weiter gegangen sind Melissa und Karl: Das junge Paar hat sich gleich das ganze Gesicht mit Schwarz, Rot und Gold bemalt. Melissa sagt: „Der Hype ist groß.“ Die Heim-EM habe eine besondere Stimmung nach Köln geholt. Auf die Frage, wer besser feiern könne, die Deutschen oder die Spanier, antwortet sie ohne Zögern: „Die Deutschen!“ Karl ergänzt: „Weil es ein Heimspiel ist.“
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Zahlenmäßig können die Spanien-Fans am Freitag in Köln nicht ansatzweise mithalten. Nach dem Achtelfinalspiel gegen Georgien (4:1) am Sonntagabend im Rhein-Energie-Stadion sind sie wohl zurück nach Hause oder weiter nach Stuttgart gereist, wo das Spiel gegen Deutschland ausgetragen wird. 2020 lebten laut Stadt Köln rund 4000 Menschen mit spanischem Migrationshintergrund in Köln.
Eine davon ist Mercedes. Sie ist als Kind von Malaga nach Köln gekommen, lebt seitdem hier. Beim Public Viewing auf dem Heumarkt fiebert sie für ihr Heimatland, Die Spanier könnten auch besser feiern, sagt sie voller Überzeugung. Warum? „Wir haben das im Blut.“ Während die deutschen Fans sich bei dieser EM mit „Major Tom“ ins Weltall singen oder im Jubeltaumel auch ganz klassisch „Oh, wie ist das schön“ anstimmen, grölen die Spanier besonders gerne Manolo Escobars „Que viva España!“. Das schallte auch durch die Kölner Straßen. Alternativ: „Wir gehen alle in die Hocke, singen ‚Schalala, soy español ‘ und dann geht’s ab“, sagt sie.
Auch Manuela aus Bonn, geschmückt mit schwarz-rot-goldener Blumenkette, findet: „Die Spanier können besser feiern, das liegt an ihrem Temperament. Wir feiern anders.“ Eine Gruppe junger Holländer, die nah an der deutschen Grenze wohnen und deshalb am Freitag nach Köln gekommen sind, um die deutsche Nationalelf zu unterstützen, traut den Deutschen mehr Stimmung zu. „Weil die mehr Bier trinken.“
Recht hat er. Die Spanier trinken – anders als oft fälschlich angenommen – nicht nur Sangria. Am meisten fließt genau wie in Deutschland das Bier. Beim Pro-Kopf-Verbrauch kommen sie aber nicht mit den Deutschen mit: Laut den „Brewers of Europe“, einem Zusammenschluss aus nationalen Brauereiverbänden, lag der 2022 in Deutschland bei 92 Litern, in Spanien bei 58 Litern.
Die spanischen Austauschstudenten, die am Freitag auf dem Heumarkt zu den wenigen mit rot-gelben Flaggen gehören, bevorzugen trotzdem ihr Estrella. Mario, der seit elf Jahren in Deutschland wohnt, aber wie seine Kommilitonen aus Spanien kommt, findet auch, die Spanier feiern besser – und länger. „Gutes Wetter hilft“, meint er. „Auf Mallorca können aber die Deutschen besser feiern.“
„Buenos días, Matthias, mer sin widder do. Am Strand von Mallorca wie jedes Johr“, sang Micky Brühl schon 1986, der Paveier-Song gilt als Mutter aller Mallorca-Hits. Dass die Kölnerinnen und Kölner feiern können, zeigen sie nicht nur im Karneval, sondern auch bei den legendären „Kölschen Wochen“, bei denen sie jährlich im September den Ballermann übernehmen. Aber auch die Spanier können nicht nur Siesta, sondern auch Fiesta.