AboAbonnieren

Immobilien in Köln-EhrenfeldHunderte Wohnungen könnten auf Riesen-Areal entstehen

Lesezeit 3 Minuten
roes-maxbexer-grundstueck-003

Die Villen der ehemaligen Gaswerksmanager stehen an der Widdersdorfer Straße.

  1. Ehrenfelder Politiker wollen, dass das Gelände des alten Gaswerks zum Wohngebiet wird.
  2. Auf der zehn Hektar großen Fläche könnten Hunderte Wohnungen entstehen.
  3. Die Hintergründe.

Ehrenfeld – Ein wahrlich großes Ding will die Bezirksvertretung Ehrenfeld auf den Weg bringen. Nicht weniger als eine Fläche von zehn Hektar Größe will sie zu einem gemischten Wohngebiet umwandeln.

Das Areal liegt zwischen Widdersdorfer Straße, Maarweg und Bahndamm. Zum Vergleich: Das Gelände des früheren Güterbahnhofs Ehrenfeld, auf dem 500 Wohnungen geschaffen werden sollen, ist nur sieben Hektar groß. Beide Areale liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Nur die Bahnstrecke Köln-Aachen trennt sie voneinander.

Stadt soll Gelände kaufen

Bei ihrer jüngsten Sitzung baten die Bezirkspolitiker ihre Ratskollegen im Liegenschaftsausschuss, die Verwaltung zu beauftragen, dass die Stadt Köln dem Eigentümer unverzüglich ein Kaufangebot unterbreiten möge. Eigentümer ist die Max Becker Grundstücksgesellschaft. Diese hat das Gelände vor rund 20 Jahren von den Stadtwerken erworben. Es gehörte zum Ehrenfelder Gaswerk, das von 1877 bis 1933 in Betrieb war. Die heutige Rheinenergie ist noch auf einem Teil des Geländes zu finden. Die Firmengruppe Max Becker nutzt das Areal für die Aufbereitung und Sortierung von Altmetall.

roes-maxbexer-grundstueck-001

Der Kugelgasbehälter auf dem früheren Gaswerksgelände zwischen Widdersdorfer Straße und Bahnstrecke

Ihren gemeinsamen Antrag stützen die Bezirksvertreter auf eine Information von Bezirksbürgermeister Josef Wirges. Dieser habe von Verkaufsabsichten des Grundstückseigentümers erfahren. Eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ließ die Max Becker Grundstücksgesellschaft bislang unbeantwortet. Die Bezirksvertretung indes verlangt von der Stadt, dass sie das Grundstück zurückkaufen soll. Entweder sie selbst oder stadtnahe Gesellschaften, wie etwa die Stadtwerke, die nach Auffassung der Bezirksvertreter eine Rückkaufoption haben müssten.

Wohnen und Gewerbe

Auch Planungsziele formulierten die Politiker. Die Nutzung soll nicht industriell, sondern von Wohnen und Gewerbe geprägt sein. Dazu müsste erneut der Flächennutzungsplan geändert werden. Erst Ende 2012 war das Areal durch einen Ratsbeschluss von einer Versorgungsfläche in Industriefläche umgewidmet worden. Beim Wohnen gibt es bereits klare Vorstellungen: „Ein möglichst hoher Anteil von gefördertem und preisgedämpftem Wohnungsbau“ soll realisiert werden, heißt es im Antrag. Prüfen lassen will die Bezirksvertretung auch, ob eine Ausbildungseinrichtung für Sozial- und Pflegeberufe mit angegliedertem Wohnheim dort denkbar wäre. Zudem soll an barrierefreie Wohnungen, ein Haus für betreutes Wohnen sowie ein Wohn- und Pflegeheim für Bedürftige, ergänzt durch ein Hospiz gedacht werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Sozio-kulturelle Nutzung soll ebenfalls stattfinden. Hier haben die Bezirksvertreter eines der historischen Gaswerk-Gebäude im Blick. Es soll vorzugsweise für die Theatergruppe „Bühne der Kulturen“ genutzt werden. Der markante Kugelgasbehälter ist von einer Baumgruppe umgeben. „Dieser muss unangetastet bleiben“, sagen die Ehrenfelder Politiker und berufen sich auf die mehr als 15 Jahre alten Vorschläge aus dem Entwurf für das Rahmenplanungskonzept Braunsfeld/Müngersdorf/Ehrenfeld. Darin hieß es, dass in dem Gebiet um den Gasbehälter im Falle einer Umnutzung des Areals ein „Bürgerpark“ angelegt werden soll.

Rheinenergie betreibt Gasspeicheranlage

Wann das der Fall sein könnte, ist jedoch völlig offen. „Wir nutzen die Anlagen am Maarweg noch“, sagte eine Sprecherin der Rheinenergie auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Laut einer Unternehmensinformation dient die aus den 1950er Jahren stammende Gasspeicheranlage der Zwischenspeicherung von Erdgas aus Ferngastransportleitungen. Das zwischengespeicherte Gas wird dazu verwendet, den Ferngasbezug an Tagen mit starker Nachfrage, zum Beispiel im Winter, zu reduzieren. Das im Behälter gespeicherte Erdgas besteht zu rund 85 Prozent aus Methan und wird unter Druck gelagert. Deshalb unterliegt die Anlage der Störfallverordnung.

Die früheren Manager des Gaswerks wohnten einst direkt am Werk in Villen. Diese blieben nach der Stilllegung im Gegensatz zur eigentlichen Gaskokerei erhalten. Sie stehen heute unter Denkmalschutz und sind als Wohnhäuser vermietet. Besitzer ist ebenfalls die Max Becker Grundstücksgesellschaft.