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Entscheidung des VatikansPapst ordnet lange Auszeit für Kölner Kardinal Woelki an

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Woelki mit Maske

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt im Amt, nimmt aber eine lange Auszeit. (Archivbild)

Köln/Rom – Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, bleibt vorläufig im Amt. Papst Franziskus hat ihm jedoch eine mehrmonatige Auszeit bis zur Fastenzeit auferlegt. In einer kurzen persönlichen Erklärung sagte Woelki, der Papst habe damit einer Idee entsprochen, die zuvor schon länger in ihm selbst gereift sei.

Woelki räumte große Fehler bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und in der Kommunikation ein, von denen auch im Dekret des Papstes die Rede ist. Insbesondere schmerze ihn die Rückmeldung von Missbrauchsopfern, sie seien durch sein Verhalten retraumatisiert worden. Woelki bedauerte ausdrücklich auch, dass viele Köln Katholikinnen und Katholiken in ihrem Glauben erschüttert worden seien. Er bedankte sich beim Papst, mit dem er vorige Woche ein langes Gespräch gehabt habe. Darin habe ihm Franziskus auch versichert, dass er auf ihn zähle und auf ihn baue.

Er wolle sich nun „vor Gott darüber Gedanken machen, wie wir in Zukunft im Erzbistum Köln gemeinsam Kirche sein können", schrieb Woelki am Freitag in einem Brief an die pastoralen Mitarbeitenden des Erzbistums. Für Einkehr und Besinnung habe er zuletzt kaum Ruhe gehabt.

Papst verordnet lange Auszeit für Kölner Kardinal Woelki

Eine mehrmonatige Auszeit, während derer Woelki durch Weihbischof Rolf Steinhäuser als Administrator vertreten wird, ist eine unübliche Maßnahme. Dieses Vorgehen zeigt, dass der Papst die Situation in Köln unter Woelkis Führung tatsächlich als krisenhaft ansieht.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (Limburg), äußerte sich auffallend distanziert zu der päpstlichen Entscheidung. Der Beschluss lasse Betroffene „ratlos und verletzt zurück“. Zudem treffe die Entscheidung zum Festhalten an Woelki auch Bistümer, die bereits eine Aufarbeitung begonnen hätten, die „zu einem guten Teil zur Erneuerung und Versöhnung beitragen konnten“. Vieles in der Diskussion hänge davon ab, wie Woelki die Auszeit gestalten werde. Von ihm brauche es Gesprächsangebote, um Chancen und Perspektiven zu finden.

„Ich nehme die Entscheidungen des Heiligen Vaters entgegen und hoffe, dass der Prozess einer Aussöhnung im Erzbistum Köln anlaufen wird“, erklärte Bätzing. Die Entscheidung zu Woelki erinnere ihn in manchem an das römische Vorgehen im Blick auf seinen Amtsvorgänger in Limburg, so Bätzing weiter. Dort hatte Franziskus den früheren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst auch eine Zeitlang beurlaubt und die Amtsgeschäfte einem Administrator übertragen. Am Ende stand die Annahme eines Rücktrittgesuchs. Tebartz-van Elst erhielt im Vatikan eine neue Aufgabe.

Kölner Kardinal seit Monaten wegen Missbrauchsskandal in Kritik

Franziskus hatte im Juni zwei Kontrolleure ins Erzbistum entsandt, wo Woelki wegen des Umgangs mit dem Missbrauchsskandal sowie wegen seiner Amtsführung kirchenintern unter massiver Kritik steht. Was im Bericht der beiden Visitatoren steht, ist nicht bekannt.

Woelki hatte sein Schicksal in die Hand des Papstes gelegt und mehrfach betont, er genieße dessen Vertrauen. In der Vorwoche hatte der Papst bereits das im Zuge des Missbrauchsskandals erfolgte Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße abgelehnt.

Woelki: Vatikan spielt auch Abberufung des Kardinals durch

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde im Vatikan für eine (zeitweilige) Ablösung Woelkis mindestens ein weiteres Personaltableau durchgespielt. Demnach hätte der dienstälteste Bischof der Kölner Kirchenprovinz, Felix Genn (Münster), an den Rhein wechseln sollen.

Lesen Sie hier die Papst-Entscheidung im Wortlaut.

Die Amtsgeschäfte in Münster wären dann von einem der dortigen Weihbischöfe geführt worden. Was den Papst zu der jetzt gefundenen Lösung bewogen hat, ist nicht bekannt.

Zeitgleich teilte der Vatikan mit, dass Woelkis Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff, die wegen Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen vom Kardinal beurlaubt worden waren, in ihre Ämter zurückkehren dürfen. Schwaderlapp erbat sich ein pastorales Jahr, das er als Seelsorger in Mombasa (Kenia) verbringen werde. Puff erklärte, die Wiedereinsetzung ins Amt sei für ihn kein „Weiter so“. Vielmehr sei er durch die Erfahrungen der vergangenen Monate und die Einsicht in eigenes Fehlverhalten ein anderer geworden. Einen Teil seines Gehalts werde er an einen Fonds spenden, der Betroffene sexueller Gewalt unterstützt. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit werde in Zukunft die Sorge für die Menschen sein, die „unter die Räder gekommen" seien und in Armut lebten.

An der Vollversammlung der Bischofskonferenz in dieser Woche nahm Woelki noch ganz regulär teil. Bischof Bätzing als Vorsitzender versicherte, er habe erst einen Tag nach Abschluss der Beratungen, am Freitagmorgen, durch den päpstlichen Nuntius davon erfahren, wie es mit Woelki weitergehen solle.

Ex-Betroffenenratssprecher begrüßt Entscheidung des Vatikans

Der frühere Sprecher des Kölner Betroffenenbeirats, Patrick Bauer, begrüßte die Entscheidung aus Rom. „Damit ist klar: Es darf nicht einfach so weitergehen wie bisher.“ Er habe immer gesagt, ihm wäre eine echte Veränderung im Verhalten und der Einstellung des Kardinals lieber als eine Absetzung oder ein Rücktritt mit der folgenden Ungewissheit über den künftigen Kurs des Bistums.

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„Von allen Urteilen des Papstes ist mir dies das angenehmste“, so Bauer zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Am Schlimmsten wäre es gewesen, wenn der Papst nach Lektüre des Visitatorenberichts in Köln einfach alles gut befunden und Woelki bedeutet hätte, ‚mach weiter‘.“

Im Licht der heutigen Entscheidung könne er allerdings noch weniger verstehen, dass der Papst das Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße abgelehnt hat. Dieser habe – im Gegensatz zu Woelki – nach seinem Eindruck nicht einmal ansatzweise ein Fehlverhalten oder das Bedauern darüber eingeräumt.

„Woelki soll seinen Saustall aufräumen“

Der zweite ehemalige Sprecher, Karl Haucke, zeigte sich verärgert. Die von Woelki versprochene Aufarbeitung des Missbrauchsskandals drohe mit der Auszeit weiter zu versanden. Was das Erzbistum als Folgerungen aus einem im März veröffentlichten Gutachten angekündigt habe, seien „bloße Nebelkerzen“ und eine „reine Show“. Woelki solle „Konsequenzen ziehen, indem er etwas tut und seinen Saustall aufräumt", sagte Haucke. Bauer und er hatten den Betroffenenbeirat im November 2020 unter Protest verlassen. Sie fühlten sich von Woelki und seinem Generalvikar Hofmann für deren Entscheidung instrumentalisiert, ein erstes Missbrauchsgutachten unter Verschluss zu nehmen und eine Ersatz-Studie in Auftrag zu geben.

Auch der bekannte Kölner Pfarrer Franz Meurer hat sich zu den Entscheidungen rund um Woelki geäußert. „Eine Pause ist jetzt das Wichtigste für den Kardinal. Er braucht jetzt Zeit zum Überlegen“, so Meurer. „Vielleicht folgt er ja danach auch dem Vorschlag von Willibert Pauels, der ihm geraten hat: Mach doch, was du immer machen wolltest und werde Pfarrer! In der Fastenzeit hat Woelki gesagt, er wolle lernen, mit denen umzugehen, die gegensätzlicher Meinung sind. Darum geht es. Es ist immer gut, sich zu verändern. Umkehr ist in diesem Fall Gold. Da geht es um den Umgang mit einfachen Gläubigen oder mit Homosexuellen. Eine Pause gefällt mir sehr“, sagte Meurer dieser Zeitung.