Flughafen Köln/BonnTaschen und Koffer werden lückenlos überwacht
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Köln/Bonn – Hunderte Koffer auf dem Gepäckband, die meisten schwarz und einander irgendwie sehr ähnlich – da bangt mancher Fluggast, ob er den eigenen Koffer wohl sicher identifizieren kann. Diese Sorge ist Thomas Hoppe fremd. Der Betriebsleiter Gepäckdienst am Köln/Bonner Flughafen und sein 135 Mitarbeiter starkes Team haben in drei Schichten täglich bis zu 40 000 Gepäckstücke von Reisenden zu bearbeiten.
Wo Passagiere auf Erkennungszeichen wie bunte Schleifen hoffen müssen, verlassen sich die Profis auf Barcodes, Scanner und eine Sortieranlage. Fehler so gut wie ausgeschlossen.
Jeder Koffer wird kontrolliert
Das System der Gepäckabfertigung für den Passagierverkehr beinhaltet ein Höchstmaß an Überwachung. Hoppe zufolge wird hundertprozentig jedes Gepäckstück kontrolliert, ehe es in ein Flugzeug geladen wird – und beim Durchleuchten fallen die verbotenen Dinge wie Feuerwerkskörper immer auf. Dieses Kontrollsystem für jährlich mehr als 6,2 Millionen Gepäckstücke darf aber den eng getakteten Verlade-Rhythmus nicht aufhalten.
In der Halle gleich am Rollfeld gilt die Devise zupacken. Die bis hart an die Grenze des Freigepäcks gefüllten Koffer sind schwer, das Codiersystem will bedient werden, das Zeitfenster lässt wenig Spielraum. Tagträume von Ibiza sind nicht drin.Trotz allem weiß Thomas Hoppe, dass allerlei schiefgehend kann. Wenn Fluggäste Koffer vermissen, ist der Grund dafür seiner Erfahrung nach meist auf technisch schlecht ausgerüsteten Flughäfen zu suchen. Und was die Gepäckstücke betrifft, die jährlich bei einer Versteigerung im Flughafen landen, ist Hoppe überzeugt: Es sind oft Fluggäste selbst, die ihr richtig angekommenes Gepäck einfach vergessen.
Nur codiert geht es auf die Reise
An einem der 40 Check-in-Schalter bekommt jedes Gepäckstück einen Barcode, fährt mit einem Aufzug in die untere Etage, wird von einem mechanischen Umwerfer auf ein Förderband gestupst und gelangt zu einer Kontrollstation, wo alle Koffer durchleuchtet werden. Fällt dabei etwas Verbotenes auf – Gaspatronen für den Campingurlaub gehören zu den Klassikern – wird der Koffer im Beisein des Passagiers geöffnet, bevor er ohne den gefährlichen Inhalt ins Flugzeug darf. Auf dem Band gelangen alle Koffer zur Sortieranlage, wo ein 360-Grad-Scanner die Barcode-Daten auf dem Label erfasst und bestimmt, zu welcher Flugnummer dieses Gepäckstück gehört.
Über ein Karussel zur Rutsche
Mit Schwung landet der Koffer über eine Art Karussell in einer Sortierschale. Ist ein Label nicht maschinenlesbar, biegt dieser Koffer auf eine Seitenspur ab und die Daten werden von einem Mitarbeiter persönlich erfasst. Das geht so schnell, dass die acht Minuten, die ein Gepäckstück vom Check-in-Schalter bis zum Gepäckwagen brauchen soll, nicht überschritten werden.
Sämtliches Gepäck wird über die in langen Schlangen durch die Halle verlaufende Förderanlage weitergefahren. Die Sortier-Lore kippt jeden Koffer genau an der Gepäckrutsche aus, wo auf einem Monitor die zum Barcode passende Flugnummer angezeigt wird und ein Gepäckwagen wartet.
Unterdruck hilft beim Lastenheben
Ein Mitarbeiter hebt jedes Stück auf einen Gepäckwagen, nutzt für schwere Koffer eine Vakuum-Hebehilfe und scannt erneut den Barcode. So kann im Leitstand jederzeit abgefragt werden, wo sich welcher Koffer gerade befindet. „Wenn ein Passagier in letzter Minute doch nicht mitfliegen will, wissen wir sofort, in welchem Wagen sein Gepäck ist und brauchen nicht lang danach zu suchen“, sagt Betriebsleiter Hoppe. Das komme gar nicht so selten vor.Manche Fluggesellschaften gerade im Interkontinentalverkehr nutzen statt der Wagen inzwischen Gepäckcontainer, die in der Halle mit Koffern gefüllt und komplett in den Flugzeugbauch geladen werden.
Lückenloses Kofferpacken
Säuberlich auf Wagen geladen ist das Gepäck reisefertig. Die Koffer und Taschen gut zu schichten ist eine Kunst. Das Wagen-Befüllen sei wie Tetris-Spielen, sagt ein Mitarbeiter lachend, jede Lücke werde gut genutzt. „Wir gehen sorgfältig mit dem Gepäck um – schließlich wollen wir selbst auf Reisen unsere Sachen ja ohne Kratzer wiederbekommen“, macht er deutlich. Der Flughafen und die Passagiere profitieren vom sicheren, schonenden Umgang mit Koffern und Taschen. Die Beschwerde- und Fehlerquote ist Thomas Hoppe zufolge äußerst gering. Falsch versandtes Gepäck kenne er „eigentlich nur von Flughäfen, die kein so strukturiertes Sortiersystem haben“.
Leitstand hat jedes Gepäckstück im Blick
Im Leitstand haben die Disponenten und ihre Mitarbeiter das komplette Beförderungs- und Sortiersystem zwischen Check-in und Hallentor im Blick. Neben einer Plantafel für alle Flüge, die eingecheckt werden, können die Kollegen auf Monitoren mehr als 80 Masken mit Informationen und Bilder aus Überwachungskameras abrufen, jegliche Störung rasch sehen und beheben lassen. Sollte beispielsweise eine Rutsche nicht in Ordnung sein, wird gleich eine andere angesteuert. Damit bei dem gewaltigen Gepäckaufkommen im Passagierverkehr selbst bei einem Totalausfall des Sortiersystems Ost nichts schiefgeht, gibt es einen Zwilling, die Sortieranlage West. Das redundante System kann bei Bedarf sofort hochgefahren werden.
Bereit für den Flugzeugbauch
Zwischen 100 und 300 Gepäckstücken pro Flug werden mit einem Schlepper zum Rollfeld gebracht. Dort wird das Gepäck händisch auf ein Förderband gelegt und in den Laderaum gefahren. Sperrgepäck (Surfboards, Kinderwagen oder Sonnenschirme) wird in der gleichen Halle gesondert sortiert. Nur Tiertransporte laufen nicht übers Band.Für den Rückweg wird die Prozedur verkürzt: Die Koffer werden vom Flugzeug direkt zur Gepäckausgabe befördert. Nur neun Minuten vergehen von der Landung bis zum Auftauchen der ersten Gepäckstücks auf dem rundlaufenden Band. Dann gilt es für die Passagiere, die richtigen Koffer zu finden. Wo die doch meist schwarz sind, und irgendwie gleich aussehen...
Unter den Wolken
Damit die einen in Urlaub fahren können, müssen die anderen arbeiten – auch am Flughafen Köln/Bonn. In unserer Serie erklären wir, wer in dem Airport dafür sorgt, dass jährlich mehr als zehn Millionen Passagiere sicher abgefertigt werden. (ksta)