AboAbonnieren

Gamescom City Festival auf dem RingEin riesiger Open-Air-Club

Lesezeit 4 Minuten
Sängerin Inga Humpe steht auf der Bühne des Gamescom City Festivals. Sie trägt einen dunklen Blazer und hat die Hände weit ausgebreitet.

Inga Humpe, Sängerin von 2raumwohnung, beim Gamescom City Festival

Neben 2raumwohnung und Fritz Kalkbrenner sorgen auch viele Kölner Bands beim Gamescom City Festival für Abwechslung vom Geschehen in den Messehallen

Wer mit 67 Jahren noch eingeladen wird, um auf dem Gamescom City Festival Musik zu machen, muss sich eine jugendliche Energie bewahrt haben. Inga Humpe, seit mehr 20 Jahren Sängerin von 2raumwohnung, tanzt ganz in Schwarz auf der Bühne am Hohenzollernring vor tausenden Menschen, als seien es noch die frühen 2000er.

Es ist nur ein Auftritt in einem reichen Programm. In den letzten beiden Tagen der Gamescom bietet das Festival auch etwas für Leute, die mit Videospielen nichts am Hut haben. Neben großen Namen wie Fritz Kalkbrenner auf der Bühne am Hohenzollernring spielen auf einem kleineren Areal am Rudolfplatz lokale Acts wie ROMIXED, Liser und Moglii sowie die Dark-Pop-Sängerin FLØRE.

In den Programmpausen gibt es abseits der Bühnen auch einiges zu erleben. Obi hat eine DIY-Ecke aufgebaut, die ordentlich Zulauf hat, vor allem die jüngsten Besucher basteln drauflos. Am sommerlichen arte-Bus kann man sich auf Liegestühlen vom Trubel erholen und gleich noch ein Pappmikrofon für das arte-Mitsingkaraoke später mitnehmen. Der LVR zeigt an seinem Stand mit VR-Brillen, wie es ist, sich als Rollstuhlfahrer durch Köln und Bonn zu bewegen.

Alles zum Thema Landschaftsverband Rheinland

Der Soundtrack des Videospiels „Genshin Impact“ schafft es auf die Bühne

Um 17.15 Uhr geht es mit einem musikalischen Act los, der einen klaren Bezug zur Gamescom hat. Dort spielt das Essener Studentenorchester den Soundtrack des Videospiels „Genshin Impact“, einem 2020 veröffentlichen Fantasy-Rollenspiel des chinesischen Entwicklers miHoYo. Während des Konzerts sind auf einer großen Leinwand pittoreske Szenen, Orte und Charaktere des Spiels zu sehen, die starke Anklänge an Animes haben.

Dem Publikum gefallen die kleinen Tracks, die nur wenige Minuten andauern. Obwohl sich hier noch niemand auf den Füßen steht, ist der Auftritt gut besucht. Auch Besucher der Gamescom sind dabei. Die drei Freunde Tom, Shari und Hendrik sind aus den Messehallen auf die andere Rheinseite gekommen. Tom spielt selbst Genshin Impact. Sein Urteil zum Auftritt des Essener Studentenorchesters? „Das war großartig!“.

Wann kommt endlich ein Ende der Gewalt?
Inga Humpe, Sängerin von 2raumwohnung, beschäftigt der Krieg in der Ukraine

Spätestens mit dem Auftritt von 2raumwohnung um kurz vor 20 Uhr wird der Hohenzollernring zum Stadion. Das Trio aus Inga Humpe, Tommi Eckart und Gitarrist Henrich Schiffers bringt das Publikum mit „Wir werden sehen“ schnell in Tanzlaune. Doch Humpe spricht auch ernste Themen an. Der Krieg in der Ukraine beschäftige sie sehr. „Wann kommt endlich ein Ende der Gewalt?“, fragt sie und startet unvermittelt mit dem nächsten Song: „Someone Lonely and Me“.

Weiter geht es mit Theremin-Klängen, die zu projizierten Bildern von blauen Sonnen erklingen. Humpe besingt die Tragik zweier Sterne, die sich immer weiter voneinander entfernen. Mit ihrem erfolgreichsten Song „36 Grad“ wird sie schließlich zur Dirigentin eines riesigen Kölner Chors. Der Sängerin entgeht dabei nichts: „Da hinten singt einer nicht!“ Sie kann aber zufrieden sein, auch ohne ihre Stimme erklingt der Refrain. Sie kommt ins Schwärmen: „Ach, die Kölner.“

Fritz Kalkbrenner steht in einem schwarzen T-Shirt auf der Bühne des Gamescom City Festivals.

Fritz Kalkbrenner verwandelte den Hohenzollernring in einen riesigen Open-Air-Club

Der nächste Act verwandelt den Hohenzollernring in einen riesigen Open-Air-Club. Fritz Kalkbrenner braucht nur eine kurze Einführung. „Hallo Leute, ich bin Fritz, ich fang’ jetzt an“. Dann bringt die Menge mit „Waiting for the Sun“ zum Tanzen. Ein Meer aus Menschen ist gekommen, um seine Beats zu hören. Jetzt ist es richtig voll. Der Ordnungsdienst bittet die Leute auf den Bürgersteigen, entweder weiterzugehen oder sich mittiger zur Straße zu platzieren, sonst könnte man sich gar nicht mehr entlang des Rings fortbewegen.

Währenddessen faltet der DJ seinen musikalischen Stoff weiter und weiter, sucht jede Schattierung des Beats. So dehnt er seinen Techno-Sound bis ins Unendliche, als gäbe es nur einen Song auf der Welt. Nahtlos geht er zu „In the Morning“ über, macht mit „Apache“ der Sugarhill Gang einen kurzen Schlenker in die 80er und findet mit „Kings and Queens“ wieder in die Gegenwart. Zum Schluss spielt der musikalische Zeitreisende mit „Sky & Sand“ noch einen Publikumsliebling. Als er sich zweimal energisch mit „Vielen Dank!“ verabschiedet, verabschiedet das Publikum auch ihn – mit jeder Menge Applaus.