Köln – Hatten sich die Fans gerade erst wieder daran gewöhnt, die Bundesliga-Partien des 1. FC Köln in einem ausverkauften Rhein-Energie-Stadion zu verfolgen, waren seit Anfang Dezember nur noch maximal 15 000 Zuschauer zugelassen – zum Jahresende entschieden sich Bund und Länder bei einem gemeinsamen Gipfel schließlich sogar für Geisterspiele. Dass der FC nun wieder ohne Publikum auskommen muss, spielt aber nicht nur sportlich eine Rolle. Es gibt auch spürbare finanzielle Auswirkungen, da die bereits eingeplanten Einnahmen wegfallen.
Abgemildert wird das allerdings dadurch, dass die Sportstätten als Vermieter des Rhein-Energie-Stadions dem Bundesligisten entgegengekommen sind. Wie bereits damals zu erfahren war, hatten die Sportstätten dem Klub Mitte des vergangenen Jahres die Hälfte der Miete in Höhe von 9,5 Millionen Euro erlassen. „Die zwischen den Sportstätten und dem 1. FC Köln vor dem Hintergrund coronabedingter Einschränkungen der Nutzbarkeit des Rhein-Energie-Stadions erzielte Einigung hinsichtlich der seit dem 11. März 2020 zu zahlenden Pacht umfasst auch den gesamten Zeitraum der Saison 2021/2022“, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Insofern würden die vereinbarten Regelungen bis zum Ende der aktuellen Saison Anwendung finden.
Einigung aus dem Sommer 2021
Der Einigung aus dem Sommer 2021 war eine monatelange Auseinandersetzung vorangegangen. Die Stadt hatte im Dezember 2020 bestätigt, dass der FC seit April 2020 nur noch 25 Prozent der vertraglich vereinbarten Pacht bezahlt hatte. Die Sportstätten wollten zunächst zunächst an ihrem Anspruch auf eine vollständige Zahlung der ausstehenden Beträge festhalten. „Der FC befindet sich im Zahlungsverzug“, sagte ein Stadtsprecher damals. Für Unmut hatte gesorgt, dass der FC die Reduzierung vorgenommen hatte, ohne darüber vorher eine einvernehmliche Vereinbarung zu treffen. Dieses Verhalten war in den Reihen von Stadtverwaltung und Politik dem Vernehmen nach auf Unverständnis gestoßen.
Die ausbleibenden Zahlungen brachten die Sportstätten wirtschaftlich in Bedrängnis. „Vor dem Hintergrund der weiterhin teilweise ausstehenden Pachtzahlungen des FC und damit zur Sicherstellung der Liquidität, insbesondere um im Dezember fällige Rechnungen und die Tilgungen von Darlehen zu begleichen, hat die KSS angekündigt, im Dezember eine weitere Tranche in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu benötigen“, hieß es im Dezember 2020 in einer internen Information an die Ratspolitiker.
Die Sportstätten wollten sich also mit 1,5 Millionen Euro unterstützen lassen, um die fehlenden Einnahmen aus der Stadionpacht zu kompensieren. Der Jahresverlust der 100-prozentigen Stadttochter wird aus der Stadtkasse ausgeglichen. Da nicht abzusehen sei, wann der FC seine offenen Verpflichtungen begleicht, seien die Sportstätten auf weitere städtische Zuschüsse angewiesen, hieß es weiter.
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Da sich die Verantwortlichen des Bundesligisten im Sommer 2021 schließlich bereit erklärten, zumindest 50 Prozent der Stadionpacht für die abgelaufene Saison 2020/2021 zu bezahlen, waren die Sportstätten bereit, dem FC entgegenzukommen. Es handele sich um eine Lösung im beiderseitigen Einvernehmen und einen „angemessenen Kompromiss“, der auch beihilferechtlich in keiner Weise zu beanstanden sei, hieß es. So gab es einen versöhnlichen Abschluss und die Zusammenarbeit konnte ungestört fortgesetzt werden. Dass die Regelung auch für die Saison 2021/2022 gelten würde, war damals nicht bekannt geworden – dieses Mal sind also wohl keine Verwerfungen zu erwarten.