Für Thomas Althoff ging es immer um Qualität und Service. Er erzählt, was er von den Amerikanern lernte und welche Veränderungen er bei den Gästen feststellte.
Hotel-Unternehmer Thomas Althoff„Ich glaube, das Warten auf das Dom-Hotel lohnt sich“
Herr Althoff, Sie besitzen eine der ganz wenigen inhabergeführten Hotelketten in Deutschland. Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, ein Hotel zu führen?
Thomas Althoff: Geboren bin ich in Wuppertal, auch aufgewachsen. Dort habe ich die Handelsschule besucht und eine Ausbildung bei einer Brauerei absolviert. Mein Schwerpunkt war Marketing und Vertrieb. Meine Eltern hatten ein Geschäft für Farben und Tapeten, ein kleiner Laden. Während meiner zweijährigen Tätigkeit für die Brauerei habe ich für mich entschieden: Ich möchte eigentlich nicht angestellt sein, ich wollte selbstständig sein. Als Kind fuhr ich in den Ferien mit meinen Eltern nach Italien und Österreich in den Urlaub. Dort haben wir in Hotels übernachtet. Das war für mich eine Wunderwelt, weil es etwas ganz Neues war. Diese Faszination habe ich mit mir getragen, bis ich 21 Jahre alt war. Denn erst in diesem Alter durfte man sich zu der Zeit selbstständig machen. So konnte ich mein erstes Hotel in der Stadt Aachen pachten. Das war ein kleines Hotel, hatte aber immerhin 40 Zimmer. Das war der Anfang.
Wie ging es dann weiter?
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Das Aachener Hotel habe ich nach einem Jahr aufgegeben, weil ich ein schöneres im Schwarzwald gefunden hatte. Das war ganz modern, hatte ein Hallenbad, war also schon wesentlich besser. Danach kam es zu einer Zusammenarbeit mit der amerikanischen Hotelkooperation Best Western, die in dieser Zeit gerade nach Europa expandierte. Dort habe ich mit einem Partner die deutsche Organisation aufgebaut. Besonders interessiert hat mich deren Professionalität, eine komplette Hotelorganisation aufzubauen.
Was haben Sie von den Amerikanern gelernt?
Die Amerikaner waren damals wesentlich weiter in den Bereichen Organisation und Marketing für Hotels. Marketing war ja in den 1980er Jahren in der Hotellerie noch weithin ein echtes Fremdwort. Innerhalb von vier Jahren konnten wir die Zahl der deutschen Mitglieder-Hotels auf 100 steigern – ein schöner Erfolg. Mir war in dieser Zeit immer klar, dass es mich in die Rolle des Hoteliers zurückziehen würde. Und das war dann 1984 der Fall: Ich konnte das renommierte Kölner Hotel Regent übernehmen. Dies war der Start der Althoff Hotels – also fast genau vor 40 Jahren. 1988 kam das zweite, 1989 das dritte Hotel hinzu. Und dann kam 1990 der Einstieg in die Fünf-Sterne-Hotellerie mit dem Schloss Lerbach.
Was war anders im Luxussegment?
Damals war man sich nicht so sicher, ob klassische Fünf-Sterne-Hotels eine große Zukunft haben würden. Manche Stimmen gingen davon aus, dass bestimmte Services überholt wären und wenig Zukunft hätten: Kein Wagenmeister, keine Gepäckträger, keinen Roomservice etc.. Aber daran glaubte ich nicht. Wenn man in die Geschichte zurückschaut haben die Menschen immer gerne Service genossen, wenn er verfügbar und bezahlbar war. Und Schloss Lerbach war eine hervorragende Immobilie, die sich für ein kleines, elegantes Hotel eignete. Und hier haben wir zum ersten Mal unseren Dreiklang erprobt: Ein schönes Hotel, eine hervorragende Küche und ein internationales Beauty-Spa. Als wir dieses Hotel 1992 eröffneten war es aus dem Stand heraus eines der erfolgreichsten 5-Sterne-Hotels in Deutschland.
Wie anders war Sterne-Hotellerie damals?
Eigentlich ging es immer um Qualität. Nur war es damals – nicht bei uns – noch häufig formeller. Heute ist ein Fünf-Sterne-Hotel genauso locker, sodass die Gäste sich entspannen können, denn deshalb sind sie ja da.
Was halten Sie von der Tendenz, dass bestimmte Hotels Kinder ausschließen?
Das hängt von der Breite des Angebots ab. Wenn es auf Mallorca 1000 Hotels gibt und zehn davon schließen Kinder aus, ist es vertretbar. Wenn aber eine große Zahl an Hotels Kinder ausschließt, dann wird es zum Problem. Außerdem muss es klar und deutlich kommuniziert werden und nicht erst bei der Anreise. Bei unseren Hotels sind Kinder nicht ausgeschlossen.
Sie setzen in Ihren hochklassigen Hotels oft auf Sterne-Küche, warum machen Sie das?
Es passt sehr gut zu den Hotels. In den Anfängen der deutschen Top-Gastronomie vor 50 Jahren waren Sterne-Restaurants selten und etwas ganz Besonderes. Um ein solches Restaurant zu genießen wurde oft eine Hotelübernachtung mit vorgesehen. Heute hat sich die Zahl der Top-Restaurants alleine in Deutschland auf ca. 370 erhöht. Und das bedeutet, dass es fast überall flächendeckend ein Top-Angebot gibt.
Haben sich die Ansprüche ans Essen in der hochwertigen Gastronomie verändert?
Ja. Viele Gäste sind versierter in ihren Kenntnissen über gehobenes Essen und wissen genau zu vergleichen. Das ist für die Restaurants eine gute Sache, weil dann die Leistung des Teams vor Ort noch besser beurteilt werden kann. Und generell kann man in vielen Restaurants heute besser essen als vor 30 Jahren, weil die Qualität im Allgemeinen gestiegen ist.
Sind die Preise in deutschen Hotels immer noch international vergleichsweise preiswert?
Ja, das ist objektiv so: die Preise in den deutschen Hotels sind im internationalen Vergleich eher günstig. Das liegt an einem sehr intakten Wettbewerb und der Einstellung der Menschen hier, auf den Preis zu achten.
Welche Veränderung bei Ihren Gästen haben Sie in vier Jahrzehnten als Hotelier beobachtet?
Die Gäste kennen sich immer besser aus, weil sie mehr Vergleichsmöglichkeiten haben. Gerade die Deutschen sind ja als Reise-Weltmeister bekannt und können so bestens beurteilen, was in den Hotels international und eben auch in Deutschland angeboten wird. Und die Gäste sind multioptionaler geworden, d. h. sie probieren verschiedene Angebote aus – vom Fast-Food bis zum Top-Restaurant und im Hotel durch alle Kategorien hindurch.
Welche Rolle spielen denn immer noch Messen im Hotelgeschäft?
Diese spielen insbesondere bei unseren Standorten in Frankfurt, München und Hamburg eine große Rolle, selbstverständlich auch bei der Messe Köln. Insofern ist es für die Koelnmesse und unsere Hotels sehr schade, dass die Möbelmesse abgesagt werden musste.
Ist das Thema Fachkräftemangel bei Ihnen ein Thema, oder spielt das im gehobenen Segment eine untergeordnete Rolle?
Generell ist das natürlich ein Riesenthema, auch für die Volkswirtschaft. Fachkräftemangel ist ein Thema, das die ganze Wirtschaft beschäftigt. In allen Branchen ist heute ein Fachkräftemangel zu beklagen. Wenn man sich umschaut sieht man überall auf Lieferwagen, an Geschäften, im Internet: Mitarbeiter gesucht. Wir sind ein Familienunternehmen. Und das hat für die Mitarbeiter spezielle Vorteile. Und diese gilt es, in den Mittelpunkt zu stellen: unsere Berechenbarkeit, unsere Unternehmenswerte, das Schulungs- und Weiterbildungsprogramm, die Vergütungssysteme etc.
Gibt es eine hohe Mitarbeiter-Fluktuation in Ihrem Unternehmen?
Eine gewisse Mitarbeiter-Fluktuation ist normal, z.B. wenn Mitarbeiter nach der Ausbildung ins Ausland gehen um dort Erfahrungen zu sammeln. Aber darüber hinaus gibt es eine Fluktuation, die in unserem Unternehmen unter dem Branchendurchschnitt liegt.
Warum hat es so lange gedauert?
Die Eigentümer der Immobilie, die BVK, hatte ursprünglich vor, das alte Hotel bis auf die statischen Grundmauern zurückzubauen und darauf dann den neuen Ausbau zu starten. Als das Gebäude entkernt war, musste man feststellen, dass die statischen Teile nicht den heutigen Anforderungen entsprachen. Man hätte das aufwändig reparieren können, aber an dieser Stelle bot sich ein kompletter Neubau an. Dafür musste eine zweite, neue Planung erstellt werden, die Baugenehmigung neu herbeigeführt werden, die Ausschreibungen und die Vergaben neu gemacht werden und das alles hat natürlich viel zusätzliche Zeit gebraucht. Lediglich die historischen Fassaden und das Treppenhaus sind stehengeblieben, dahinter wurde alles komplett abgerissen bis in die Kellergeschosse und von dort aus neu aufgebaut. Und dazu eine neue 5. Etage, in der sich der Ballsaal und eine wunderschöne Lounge befindet – alles mit direktem Blick auf den Kölner Dom. Ich glaube, dass sich das Warten lohnt – wir können den Kölnern ein wunderschönes neues Dom-Hotel versprechen, in dem sie sich wohlfühlen werden.
Sie wollten unbedingt eine Vorfahrt, wird das klappen?
Dass ein Hotel eine Vorfahrt hat, ist ja nicht so ungewöhnlich – eigentlich hat jedes Hotel eine. Der Haupteingang des Hotels wird auf dem Roncalli-Platz sein. Unterhalb des Heinzelmännchenbrunnens wird die Vorfahrt sein. Für die Gäste, die mit eigenem Auto anreisen, haben wir einen abgeteilten Teil in der Tiefgarage und von dort einen direkten Eingang in das Hotel.
Unternehmen habe sich gut entwickelt
Dennoch hätten wir gerne eine Zufahrt über die Domplatte, wie es ja in den vielen Jahrzehnten vorher auch der Fall war. Wir haben hierfür ein Konzept in Zusammenarbeit mit dem Büro Prof. Ingenhoven entwickelt, das perfekt funktionieren würde.
Wie geht es der Firma Althoff heute im Jahre 2024, also 40 Jahre nach der Gründung?
Das Unternehmen hat sich prächtig entwickelt. Wir haben heute drei Marken. In der Althoff Collection sind unsere Fünf Sterne Hotels vereint, wie das Dom Hotel, das Grandhotel Schloss Bensberg, das Seehotel Überfahrt am Tegernsee sowie zwei Häuser in London und Saint-Tropez. Und nächstes Jahr eröffnen wir in Frankfurt die ehemalige Villa Kennedy unter dem schönen Namen The Florentin.
Unternehmen beschäftigt rund 1600 Mitarbeiter
Weiter gibt es die Ameron Collection, unsere Boutique-Hotels. Hier gehören neun Häuser in Deutschland und in der Schweiz dazu. Und es gibt unsere neueste Marke Urban Loft, Lifestyle Hotels für junge und jung gebliebene Gäste mit dem besonderen etwas. Das erste Haus dieser Marke steht in Köln am Eigelstein und erfreut sich schon großer Beliebtheit.
Das Unternehmen beschäftigt aktuell 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Firmensitz ist nach wie vor Köln .
Was ist Ihre Aufgabe im Unternehmen heute?
Ich bin als Aufsichtsratsvorsitzender aktiv und nach wie vor Mehrheitsgesellschafter. Seit vier Jahren habe ich als meinen Nachfolger für die Geschäftsführung Frank Marrenbach an meiner Seite. Er kam von den Oetker Hotels und ist quasi von einem Familienunternehmen zum anderen Familienunternehmen gewechselt. Allerdings ist er bei uns auch als Minderheitsgesellschafter für die Hotelaktivitäten eingetreten.