Köln – Herr Kebe, Worum geht es in Ihrem aktuellen Programm „Aha? Egal!“?
Die erste Hälfte handelt davon, wo ich herkomme – also etwa die Familie. Die zweite davon, wie ich auf Dinge um mich herum blicke. Ich beschreibe Sachen, die ich beobachte und bei denen mir etwas komisch vorkommt. Aus meiner Umwelt, bei Familie, Freunden und Bekannten. Ein Beispiel: das Heiraten. Die Sache mit den Ringen. Das ist doch ein Überbleibsel aus dem Mittelalter, aber niemand hinterfragt das. Meine verheirateten Kumpels sagen: „Seit ich so ein Ding am Finger trage, werde ich immer wieder angeflirtet.“ Woran liegt das? Irgendetwas stimmt da nicht!
Es gibt viele Comedians in Deutschland, Was macht Sie besonders?
Ich will nicht allen gefallen. Wenn von 18 bis 88 Jahren alle über ein Programm lachen, dann muss es langweilig sein. Ich suche mir bewusst Themen, bei denen ein gewisser Anteil des Publikums gegen mich ist. Die besten Sachen sind die, bei denen trotzdem am Schluss die meisten Zuschauer denken: „Irgendwie ist da was dran an dem, was der Kebe sagt.“ Das muss allerdings nicht unter der Gürtellinie sein. Mich interessiert nicht unbedingt, was man als Künstler machen darf, oder was als Tabu gilt. Aber wenn man ein heikles Thema aufgreift, dann muss man auch was richtig Schlaues sagen – sonst ist das einfach peinlich und ganz schlimm (lacht).
Zur Person
David Kebe (34) ist ein Kölner Comedian und hat am „Peoples Improv Theater“ in New York „Sketch-Comedy-Writing“ und in Köln das Fach „Film“ studiert. Zum Auftakt seiner neuen Solotour tritt er mit dem Programm „Aha? Egal!“ am Freitag, 9. November, im Club Bahnhof Ehrenfeld auf. (ihi)
Stichwort Familie. Wie hilfreich ist es, bei dem Versuch als Comedian erfolgreich zu sein, der kleine Bruder der derzeit omnipräsenten Carolin Kebekus zu sein?
Das hat zwei Seiten. Einerseits habe ich früh viel über sie miterlebt. Sie hat vor nichts Angst und tritt fast immer souverän auf. Davon konnte ich mir viel abgucken. Sie hat mich auch mal mit auf eine große Bühne genommen. Andererseits lehne ich es ab, wenn sie als Zugpferd herangezogen wird, um etwa eine Veranstaltung von mir zu bewerben. Ein Vergleich: Der kleine Bruder eines Pulitzer-Preis-Gewinners muss nicht nur wegen der Ehrung für den anderen auch mit dem Schreiben anfangen. Das will keiner und hilft letztlich keinem. Ich stehe für meine eigene Kunst.
Ist Ihre Arbeit denn eher Comedy oder Kabarett?
Ich traue mich nicht, das so einfach einzuordnen. Irgendwie ist das auch alles zu schnelllebig für genaue Definitionen. Etwas Schlaues zu sagen, das auch noch lustig ist, das ist auch mein größtes Ziel.
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Bereiten Sie Ihre Auftritte akribisch vor?
Eigentlich überlege ich fast immer bis zum letzten Moment und stelle noch irgendetwas um. Traurig ist aber, dass meistens die Auftritte richtig gut ankommen, bei denen man einfach auf die Bühne geht und loslegt, ohne sich vorher den Kopf zu zerbrechen. Sag „Hallo!“, lächele nett und erzähle irgendwas. Dann weißt Du schnell, wie das Publikum drauf ist.
Können Sie sich noch an das Gefühl bei Ihrem ersten Solo-Auftritt mit eigener Show erinnern?
Klar, das war der 7. Dezember 2010, im Wohnzimmertheater in Köln. Und es war scheiße! Danach bin ich eineinhalb Jahre lang nicht aufgetreten. Seitdem sage ich jedem, mach’ Dir vorher weitere Termine, denn Du wirst hinfallen und brauchst einen Grund, das trotzdem noch einmal zu machen.