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Nach 20 VollnarkosenZeltinger verblüfft Publikum bei seinem Köln-Comeback

Lesezeit 3 Minuten
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Jürgen Zeltinger (l.) war bei seinem Köln-Comeback voll in seinem Element.

Köln – Für die wenigen Stufen auf das Podest muss er gestützt werden. Noch zwei Meter, bis ihm ein Barhocker auf der Bühne Halt gibt. Etwa eine Stunde später passiert dann das nicht für möglich Gehaltene: Jürgen Zeltinger erhebt sich, als sei es ein Leichtes für ihn, und legt sogar ein kleines Tänzchen hin.

Das Kneipen-Publikum im voll gefüllten „Piranha“ im Kwartier Latäng zeigt sich so verblüfft wie begeistert zugleich. Nach allem, was Kölns Kultrocker in letzter Zeit durchmachen musste, grenzt es an ein Wunder, dass der 73-Jährige überhaupt noch einmal ein Konzert geben kann.

Comeback nach monatelangem Krankenhausaufenthalt

Monatelang lag „die Plaat“, wie ihn seine Fans nennen, im Krankenhaus, nachdem bei einem Eingriff aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung etwas schief gelaufen war. Eine Not-OP rettete vermutlich sein Leben, es folgten Amputationen von Zehen, Wunden, die nicht verheilen wollten - kurzum: Es muss die Hölle für den Musiker gewesen sein.

Alles zum Thema Kwartier Latäng

Eine wichtige Stütze in dieser Zeit war Zeltingers Gitarrist: Dennis Kleimann erkannte recht bald, dass Musik die beste Medizin für jenen Mann ist, der Ende der 70er Jahre mit Hits wie „Müngersdorfer Stadion“ den Kölschrock erfand. James Last pflegte in seinen letzten Jahren stets zu sagen: „Andere gehen zur Kur, ich geh auf Tour.“

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Das Publikum im Piranha war angesichts Zeltingers Performance begeistert.

Ein Satz, der auch auf Zeltinger zutrifft, auch wenn lange Konzertreisen nicht mehr geplant sind. Aber jedes Konzert, das er gibt, scheint Wunder zu wirken. Nach einem spontanen Auftritt für einen verhinderten Kollegen in Grevenbroich vor etwa zwei Wochen ist das Konzert im Piranha das erste Heimspiel nach mehr als zwei Jahren.

Jürgen Zeltinger: „Dat weed bestemmt ne schöne Ovend“

„Dat weed bestemmt ne schöne Ovend“, meint Zeltinger zu Beginn, auch wenn der Getränke-Nachschub nicht so funktioniert, wie sich das der Chef wünscht: „Ich muss jetzt was zu suffe han - haaalooo?!“ 40 Kilo leichter als früher, als drei Zentner Zeltinger auf der Bühne waren, spielt das Duo nicht nur Klassiker wie „Panzerfahrer“ oder das viel bejubelte „Sozialamt“. Auch Cover-Versionen von den Stones („Waiting for a friend“) bis hin zu Drafi Deutschers „Mamor Stein und Eisen bricht“ singt das Publikum freudig mit.

Nüchtern, plauderte Dennis Kleimann zuletzt aus, höre Zeltinger sogar „Howard Carpendale und so einen Scheiß“. Aber schlimmer als Karats „Über sieben Brücken musst Du gehen“ wird es an diesem Abend nicht. Der Weißwein im Kölschglas schmeckt dem Sänger wie eh und je - zwischendurch wird der Reporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ aufgefordert, einen kleinen Wodka zu reichen: „Ich han e drüje Hals!“ Wenig später wippt wieder Zeltingers rechter Fuß im Achteltakt zu Kleimanns blitzsauberem Saitenspiel.

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Die beiden käbbeln sich hier und da, dass es eine Freude ist. „Stopp“, bricht Kleimann einen Song nach wenigen Takten ab. „Einer von uns beiden war falsch.“ Zeltinger kontert sofort: „Ja, ich war es nicht!“ Dass er nach etwa 20 Vollnarkosen innerhalb weniger Monate trotzdem die meisten Texte auswendig drauf hat, nötigt höchsten Respekt ab.

Es herrscht eine ausgelassene, fröhliche Stimmung wie bei einem großen Familientreffen. Zeltinger ist dabei das Oberhaupt, verteilt Komplimente an die anwesenden Damen und reagiert schlagfertig auf Zwischenrufe: „Hä? Wat? Ach, halt de Fress!“ Er ist und bleibt nun mal der „Asi mit Niwoh“. Chapeau!