Die Gebäude wurden teils saniert, teil abgerissen und neu gebaut. Für jedes Kind gibt es nun ein eigenes Zimmer als Rückzugsort.
Zuhause auf Zeit für 70 KinderSanierung des Kölner Kinderheims in Brück abgeschlossen
Zur offiziellen Eröffnung des sanierten und teils neu gebauten Kids-Kinderheims fand Oberbürgermeisterin Henriette Reker große Worte. „Köln bezeichnet sich gern als kinderfreundliche Stadt, hier sieht man, wie aus dieser Haltung Realität wird.“ 17 Millionen Euro hat die Stadt in die Baumaßnahmen auf dem rund 56.000 Quadratmeter großen Gelände am Brücker Mauspfad gesteckt, 2019 hatten die Arbeiten begonnen, 2021 wurden sie beendet: „Der Zeitplan wurde eingehalten – schön, dass ich das auch mal sagen darf“, so Reker.
Nachdem die Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtung der Stadt Köln (Kids) ihr Kinderheim in Sülz geschlossen hatte, entschloss man sich 2013, den Erlös aus dem Verkauf des linksrheinischen Geländes in den Ausbau und die Erneuerung des Brücker Standorts zu investieren. Aber vor allem entschied sich die Stadt für ein dezentrales Konzept: Die meisten der rund 600 Kinder und Jugendlichen, die von Kids permanent betreut werden, leben seither in Wohngruppen, die über das ganze Stadtgebiet verstreut sind.
70 Kinder und Jugendliche leben in Wohngruppen am Brücker Mauspfad
Das Gelände am Brücker Mauspfad ist nunmehr der einzige Standort, an dem mehrere Wohngruppen versammelt sind. Die insgesamt 70 Bewohner im Alter zwischen vier und 16 Jahren sind auf neun Gruppen verteilt. Allerdings vermittelt das Jugendamt jährlich bis zu 1600 Kinder und Jugendliche an das Kids, wenn ihre Eltern aufgrund von Problemlagen wie Trennung, Armut, eigene psychische Erkrankung, Gewalttätigkeit oder Sucht nicht für eine angemessene Erziehung sorgen können.
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„Wenn die Leute ‚Jugendamt‘ hören, dann denken sie gleich, wir wollten ihnen die Kinder wegnehmen“, erzählte Kids-Personalmanagerin Katharina Waszak. „Aber hier wird zunächst die aktuelle Situation geklärt, danach tun wir alles, um den Familien ein weiteres Zusammenleben zu ermöglichen.“ Zuweilen ist der Aufenthalt zeitlich begrenzt, als vorübergehende Schutzmaßnahme, andere Kinder und Jugendliche sind nur tagsüber auf dem Gelände. Auch Kinder im Säuglingsalter werden hier betreut.
„Familienwerkstatt“ nimmt ganze Familien für begrenzten Zeitraum auf
Neu hinzugekommen ist nun als Kölner Pilot-Projekt eine „Familienwerkstatt“, in der bis zu vier Familien für mehrere Wochen in eigenen Apartment-Wohnungen untergebracht werden können. Mit Kids-Mitarbeitern sprechen sie über Lösungsmöglichkeiten für ihre Probleme, anschließend ziehen sie zurück in ihre Privatwohnungen. Bei Bedarf werden die Familien erneut an den Mauspfad eingeladen – bis zu fünfmal kann sich das wiederholen.
„Das ist ein voller Erfolg. Wir beobachten, dass die beteiligten Familien auch voneinander lernen“, berichtete Ingo Völkel, bei Kids zuständig für die Baukoordination. Seine Abteilung hat mit Unterstützung des Generalunternehmers Friedrich Wassermann GmbH und dem Büro Heuer-Faust-Architekten vier der alten Gebäude aus den sechziger Jahren kernsaniert und modernen pädagogischen, aber auch energetischen Anforderungen angepasst. Fünf weitere Häuser mussten abgerissen und neu gebaut werden. Dafür verfügt der Standort nun über ein modernes Verwaltungsgebäude, über einen multifunktionalen Veranstaltungssaal und ein neues Therapiezentrum. „Es ist ja nicht leicht, zeitnah Termine bei Therapeuten zu bekommen, hier können wir alles in familiärer Atmosphäre bereitstellen“, so Waszak.
Jedes Kind hat ein eigenes Zimmer – Bäder werden geteilt
Sie erläuterte auch, dass das idyllische Außengelände in Teilen entsiegelt werden konnte und neue Spielplätze hinzugekommen sind. Stolz ist man aber vor allem auf die neuen, zeitgemäßen Wohngebäude: „Jedes Kind hat hier ein eigenes Zimmer, einen Rückzugsraum“, erklärte Kids-Direktor Jürgen Haas auf einem Rundgang. Und wo es früher große Waschräume gab, teilen sich nun je zwei Bewohner ein Bad. Jedes Haus ist zudem barrierefrei und mit einem Aufzug versehen, in dem sogar Platz für ein Krankenbett ist.
Neuerungen, die auch Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer auf Anhieb gefielen: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir im Veranstaltungssaal mal eine BV-Sitzung halten.“