Seit der gescheiterten Hubschrauber-Station auf dem Kalkberg ist das Gelände verwaist. Eine Machbarkeitsstudie zeigt, wie es wieder zum Leben erweckt werden könnte.
Verwaistes GeländeWird der Kalkberg bald Kölns neuer Sportpark?
„Kalkropolis“ hat das Zeug zum Wort des Jahres, zumindest in den Stadtteilen Kalk und Buchforst. Simon Hubacher vom Architekturbüro Neubig Hubacher verwendete es, weil er Parallelen zwischen der Athener Akropolis und dem Kalkberg sieht. „Oben ein Plateau, ansonsten Hänge, auf denen Prozessionswege hoch zum heiligen Berg führen“, sagte er augenzwinkernd. Und dann die Ruine, wobei Athen mit dem Tempel der Athene deutlich besser wegkommt als Kalk mit seiner vermurksten Hubschrauber-Station.
Aber das soll sich ja ändern, ein bisschen wenigstens. Das fordern nicht nur engagierte Bürger seit mehr als zehn Jahren, auch der Rat hatte das Experiment Rettungshubschrauber-Station für gescheitert erklärt und bei Neubig Hubacher eine Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung des Bergs in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden am Samstag von Hubacher, William Wolfgramm, Dezernent für Klima, Umwelt, Grün und Liegenschaften, sowie Christoph Hölzer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamts, beim Auftakt der Bürgerbeteiligung im Klarissenkloster rund 60 Teilnehmern vorgestellt.
Toxische Abfälle erschweren grüne Nutzung des Kalkbergs
Man habe es mit einer „schwierigen Gemengelage“ zu tun, sagte Simon Hubacher gleich zu Beginn. Denn die Wünsche der Bürger nach einem Park und nach Freizeitangeboten vertrügen sich nicht gut mit der Vergangenheit des Kalkbergs als Deponie der Chemischen Fabrik Kalk (CFK). Die entsorgte dort teils toxische Abfälle, mittlerweile ist der Berg von einer Kunststofffolie überzogen, damit die Gifte nicht durch Regenfälle ins Grundwasser ausgewaschen werden. Darüber liegt eine ein Meter dicke Erdschicht. „Da kann nichts angepflanzt werden, das tiefe Wurzeln bildet, die würden die Folie zerstören“, sagte Hubacher, dessen Büro Stellungnahmen unterschiedlicher Ämter eingeholt hatte.
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Vor allem die Hänge sind ein Problem. Sie müssen abgesperrt werden, weil es schon während der Bauarbeiten zur Hubschrauber-Station zu Erdrutschen gekommen war. „Deshalb sind keine kulturellen Veranstaltungen möglich, denn bei 1000 Besuchern könnte die Einhaltung des Betretungsverbots nicht mehr kontrolliert werden“, sagte Hubacher. Sein Büro schlägt daher vor, nur den benachbarten „kleinen Kalkberg“ in Buchforst, der zwar auch eine ehemalige CFK-Halde ist, die aber als unbedenklich eingestuft wird, zur klassischen Grünanlage umzugestalten, mit Bäumen und Erholungsangeboten. Der „große Kalkberg“ aber sollte zum „Sportberg“ für aktive Zeitgenossen werden. Mit der Hubschrauber-Station als Sporthalle, draußen wären Volley- oder Basketball möglich, an der Außenwand der Station auch der Klettersport Bouldern.
Schafe und Ziegen könnten Hänge beweiden – Umsetzung unklar
Barrierefreiheit soll eine Rampe garantieren, die mit sechs Prozent Steigung von der Kalk-Mülheimer Straße aus nach oben führt, großer und kleiner Kalkberg wären durch Brücken über die Karlsruher Straße miteinander verbunden. Aber auch für die abgesperrten Hänge hatte Christoph Hölzer eine Perspektive: „Wir untersuchen, ob eine Beweidung mit Schafen oder Ziegen möglich ist.“
William Wolfgramm versicherte, man sei schon mit dem privaten Besitzer des kleinen Kalkbergs zwecks Ankauf in Kontakt: „Im Januar werden wir uns mit Sportamt, Sporthochschule und Vereinen zusammensetzen und überlegen, was konkret möglich ist“, so der Dezernent. Im März 2024 werde die Bürgerbeteiligung fortgesetzt, um die noch groben Pläne zu verfeinern.
Von den Besuchern gab’s viel Lob für die Präsentation, in die zahlreiche Anregungen aus einem vorbereitenden Gespräch im Oktober 2022 eingeflossen seien. Befürchtet wird aber eine Blockade-Haltung der Feuerwehr, die das Sagen auf dem Kalkberg hat, zumal auch Wolfgramm „Widerstände“ andeutete. „Die Oberbürgermeisterin sollte die Zuständigkeiten ändern, wenn sie wirklich eine andere Nutzung des Kalkbergs will“, forderte Boris Sieverts von der Bürgerinitiative Kalkberg. Schließlich seien 2025 wieder Kommunalwahlen, da könnten sich die Mehrheiten im Rat ändern. Zum zeitlichen Rahmen einer Umsetzung wollte sich niemand äußern, aber bis zur Wahl ist das Verfahren ganz sicher nicht beendet.