Der Baufortschritt bei Oper, Schauspiel und Kinderoper ist extrem unterschiedlich. Die Politik fordert Sicherheit für die kommende Spielzeit.
„Entscheidung nicht leicht gemacht“Chefsanierer erklärt Verzögerung bei Kölner Oper – Politik ist entsetzt
Am Freitag kam die offizielle Bestätigung: Die Fertigstellung der Kölner Bühnen verzögert sich auf den 28. Juni 2024. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits am Donnerstag berichtet hatte, kann der Termin für die Schlüsselübergabe am 22. März 2024 nicht gehalten werden. Die Bauarbeiten an der Oper, Kinderoper, Kleinem Haus und dem Schauspiel sind dafür nicht weit genug fortgeschritten. Das teilten die Bühnen Köln mit.
„Uns ist bewusst, dass dies eine in vielerlei Hinsicht schwierige Entscheidung ist, die wir uns deshalb auch nicht leicht gemacht haben“, sagte Sanierungschef Bernd Streitberger. Zu viele Baumaßnahmen müssten noch nach dem 22. März stattfinden. „Eine Übergabe der Häuser mit so vielen Ausnahmen macht keinen Sinn, so dass wir hier leider keine andere Wahl hatten.“
Erst ein Bauabschnitt bei der Kölner Kinderoper fertig, Probleme mit der Haustechnik
Aus dem neuen Monatsbericht zur Sanierung der Bühnen geht hervor, dass der Baufortschritt an den einzelnen Häusern sehr unterschiedlich weit vorangeschritten ist. So sind beim Schauspiel anteilig die meisten Baumaßnahmen abgeschlossen, insgesamt 28 von 83. Bei der Oper sind 54 von 205 Bereichen vollständig fertig. Bei der Kinderoper ist es nur einer von zwölf, an den Opernterrassen ist noch keine der zwölf Maßnahmen beendet. An allen vier Häusern wird parallel gearbeitet. Probleme gibt es vor allem mit der Haustechnik. Genau dieses Gewerk hatte bereits bei der für 2015 geplanten und dann gescheiterten Wiedereröffnung eine tragende Rolle gespielt.
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Durch die Verzögerungen auf der Baustelle wird die Oper ein weiteres Mal teurer. Im Oktober lag die Kostenprognose bei 686 Millionen Euro. Diese werden nun nicht mehr ausreichen. „Durch die Verlängerung der Bauzeit entstehen höhere Kosten. Wir müssen deshalb nochmal eine Budgeterhöhung beantragen, was wir gerne vermieden hätten“, sagte Streitberger. Wie stark die Gesamtkosten durch die spätere Fertigstellung ansteigen werden, war am Freitag noch nicht klar. Man berechne die Kostenerhöhung noch und werde sie dann den politischen Gremien vorlegen, hieß es.
Unklare Auswirkungen auf Spielzeit 2024/2025 von Oper und Schauspiel
Ursprünglich sollte die Kölner Oper im November 2015 wiedereröffnen. Im Juni 2012 hatte die letzte Vorstellung am Offenbachplatz stattgefunden. Sollte die Fertigstellung im Juni 2024 dann tatsächlich stattfinden, wäre das zwölf Jahre später. 2012 hatte die Stadt die Kosten auf 253 Millionen Euro geschätzt. 2024 werden sie, die Kosten für die Interimsspielstätten im Staatenhaus (Oper) und den Depots in Mülheim (Schauspiel) sowie die Kreditzinsen mitgerechnet, eine Milliarde Euro überschritten haben.
Unklar ist aber noch, ob die verspätete Fertigstellung der Bühnen auch Auswirkungen auf die Spielzeit 2024/2025 haben wird. Eigentlich sollten Oper und Schauspiel ab kommendem Herbst ihre Stücke wieder am Offenbachplatz zeigen können. Die Spielzeiten beginnen üblicherweise Ende September oder Anfang Oktober. Ob ein Puffer von drei Monaten zwischen Schlüsselübergabe bis zum Spielbetrieb in den Häusern ausreicht, soll ein Lenkungskreis, zu dem auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) gehört, nun klären. Opernintendant Hein Mulders und Rafael Sanchez, der die Schauspiel-Leitung für die Spielzeit 2024/2025 übernehmen wird, wollten sich am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung nicht dazu äußern.
Politik fordert Klarheit für Oper und Schauspiel
Unmut war am Freitag von den Kölner Ratspolitikern zu vernehmen. Brigitta von Bülow (Grüne) sagte, es sei fraglich, ob die Eröffnung im September stattfinden könnte. „Die Verwaltung muss deshalb sofort handeln und mit den Intendanten an Lösungen für die nächste Spielzeit arbeiten sowie eine mögliche Verlängerung des Interims vorbereiten.“ Bernd Petelkau (CDU) sagte hingegen: „Wir gehen davon aus, dass es am geplanten Eröffnungstermin keine Änderungen geben wird.“ Trotzdem sei man „wenig begeistert, dass nochmal eine Verzögerung eintritt“.
Für Maria Helmis (SPD) wird die Opernsanierung damit „von der Unendlichen Geschichte zur Tragödie. Oberbürgermeisterin Reker und Bernd Streitberger müssen jetzt die Verantwortung für das erneute Scheitern übernehmen.“ Heiner Kockerbeck (Linke) nannte die Bühnen „das städtische Sorgenkind“. Lorenz Deutsch (FDP) forderte einen „„transparenten und verlässlichen Zeitplan, der für die Bühnenbetriebe ausreichende Planungssicherheit bietet“. „Zum Jahreswechsel muss belastbare Klarheit bestehen, wann die Baustelle fertiggestellt ist. Danach ist die Zeit für parallele Planungen – für Interimsorte und für den Offenbachplatz – abgelaufen.“
Dominik Schneider (Volt) zeigt sich frustriert „angesichts Herrn Streitbergers Aussage, die Planungen seien auf dem qualitativ höchsten Niveau“. „Doch offenbar besteht hier eine Kombination aus schlechter Bauplanung mit schlechter Bauleistung.“