Neubrück – Fluglärm – besonders in der Nacht – macht vielen Menschen zwischen Mülheim und Porz zu schaffen. Eine der Einflugschneisen des Flughafens Köln-Bonn zieht sich über die rechtsrheinischen Stadtteile Mülheim, Buchheim, Merheim und Neubrück.
Der Bürgerverein Neubrück hatte nun Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn eingeladen. Der informierte über die Lärmbelastung, welche Entwicklung der Flugverkehr nimmt und welche Möglichkeiten der Lärmminderung es gibt.
Aktuelle Werte werden im Internet veröffentlicht
„Wir wollen die Einwohner unseres Stadtteils für das Thema sensibilisieren“, sagte die Vorsitzende des Bürgervereins, Sylvia Schrage. Der Fluglärm-Beauftragte Manfred Prante beschäftigt sich schon seit längerem mit dem Thema: „Die Leute sollen auch wissen, welche Neuerungen es gibt und warum in anderen Städten Nachflugverbote bestehen, bei uns aber nicht.“
Er weist darauf hin, dass sich auf dem Dach seines Hauses eine Messstation befindet und die aktuellen Werte im Internet-Auftritt des Deutschen Fluglärmdienstes (DFLD) veröffentlicht werden.
Entwicklungen seit den 90er Jahren
Hoffmann sprach zunächst über die Nachtflugentwicklung am Köln-Bonner Flughafen: „Etwa Mitte der 1990er Jahre stagnierte das Passagieraufkommen und der Flughafen setzte vermehrt auf Frachtmaschinen – die fliegen aber vornehmlich nachts.“ So sei der Nachtverkehr allein 1999 um 7,6 Prozent gestiegen, 2016 sogar um 8,18 Prozent.
Als Ende 1997 eine Neuregelung der Nachtflugbeschränkungen anstand, sei der damalige NRW-Verkehrsminister Wolfgang Clement damit gescheitert, gegen Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann eine Verschärfung durchzusetzen, was ein Nachtflugverbot für Köln zur Folge gehabt hätte.
Hoffmann: „Ein kleines Schlupfloch erreichte Clement dennoch: Für Passagierflugzeuge ist ein Verbot unter komplizierten Voraussetzungen möglich.“
60 bis 70 Prozent der Nachtflüge sind Frachtverkehr
Der Frachtverkehr macht aktuell etwa 60 bis 70 Prozent der Nachtflüge aus, der Passagierverkehr den Rest. Hoffmann: „Im Bereich Neubrück werden die Fahrwerke ausgefahren, und die Piloten müssen wegen des erhöhten Luftwiderstands noch mal Schub geben.“ Das führe zu erhöhten Lärmwerten.
Im Durchschnitt würden hier etwa 70 bis 73 Dezibel gemessen, in wenigen Fällen auch zwischen 75 und 80 Dezibel – und das bei etwa 220 Überflügen über Neubrück in 24 Stunden. Hoffmann: „Wenn wir bei einem Niveau von höchstens 73 Dezibel ankommen würden, hätten wir viel erreicht.“
Lautstärke hängt von Piloten und Flugzeugtypen ab
Der Fachmann weiß, wie solche Werte erreicht werden können. So komme es in vielen Fällen darauf an, wie die Piloten ihre Flugzeuge führen. Es komme aber auch auf die Flugzeugtypen an: „Passagierflugzeuge sind in der Regel lauter als Frachtflugzeuge.“ Hoffmann wünscht sich auch, dass die Gesellschaften besonders leise Flugzeuge einsetzen: „Die sogenannte Triple Seven – die Boeing 777 – ist das leiseste, wird aber nur von einem amerikanischen Paketdienst genutzt.“
Mehr Infos gibt es unter www.dfld.de/Mess/Mess1a.html.