Kalk – Das ist zum Jahresanfang schon ein richtiger Knaller für den Stadtbezirk: Markus Thiele (40), seit sieben Jahren Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk Kalk, gibt zum 31. Januar sein Amt auf. Der SPD-Mann, der bei der GAG beschäftigt ist, zieht sich ganz aus der Bezirksvertretung sowie der Kommunalpolitik zurück. „Aus persönlichen und in erster Linie aus familiären Gründen. Dieser Schritt ist mir wirklich nicht leicht gefallen“, sagt Thiele auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Hinter ihm liegt die Scheidung von seiner langjährigen Ehefrau, die mit den beiden Kindern bereits ins Ruhrgebiet umgezogen ist. Er habe in den vergangenen Monaten versucht, die verschiedenen Problemfelder abzuarbeiten, aber das sei ihm nicht gelungen.
Sein Abgang hat private Gründe
„Mein ehrenamtliches Engagement im und für den Stadtbezirk Kalk hat mein bisheriges Leben sehr stark geprägt“, erklärt er. „Doch private Umbrüche haben dieses Leben im vergangenen Jahr stark verändert, sodass dieser Schritt nun für mich naheliegend und richtig ist.“ Zudem werde er wohl in absehbarer Zeit seinen Wohnsitz auf die linke Rheinseite verlagern. Damit seien dann auch vom Kommunalrecht her nicht mehr die Vorgaben erfüllt, um ein Mandat im Kalker Stadtbezirk ausüben zu können.
Die Kölner wie auch die Kalker SPD danken Thiele für seinen engagierten Einsatz in den vergangenen Jahren. „Wir bedauern diesen Schritt sehr, haben aber großes Verständnis für seine Beweggründe. Das ist nachvollziehbar“, erklärte Kölns SPD-Chef Jochen Ott bei einer Sondersitzung der SPD. Am Montag hatte Thiele seine Entscheidung nochmals als „lange und reiflich überlegt“ dargestellt.
Letzte Bürgersprechstunde geplant
Thiele: „Insgesamt zwölf Jahre in der Bezirksvertretung waren reich an Erfahrungen. Ich bin froh und glücklich, so viele engagierte Menschen kennengelernt zu haben. Sie werden mir fehlen.“ Um sich von den Kalkern zu verabschieden, hat er für den 26. Januar in seinen Amtsräumen nochmals eine Bürgersprechstunde angesetzt: von 17 Uhr bis 20 Uhr.
Eine Woche später soll dann bei der Sitzung der Bezirksvertretung ein Nachfolger gewählt werden. Als Bezirksvertreter wird – das steht schon fest – Marcel Hagedorn nachrücken, Dieser war einige Zeit Vorsitzender der Jusos in Köln und leitet nun die SPD im Stadtbezirk. Für die Neuwahl des Bezirksbürgermeisters wird die SPD in den nächsten Tagen Gespräche mit den weiteren demokratischen Parteien suchen.
Marco Pagano wittert seine Chance
Aussichtsreichster Kandidat ist derzeit der bisherige Vorsitzende der SPD-Fraktion Marco Pagano, der seit 2009 der Bezirksvertretung Kalk angehört – zunächst als Stellvertreter, dann als Chef der Fraktion. Pagano ist 36 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit der Familie in Rath-Heumar. Angestellt ist er bei den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln. Nun will er versuchen, die Mehrheit mit der Thiele im Juni 2014 wiedergewählt worden war – mit den Stimmen von SPD (7) und Linken (2) sowie von FDP-Vertreter Fardad Hooghoughi – ebenfalls hinter sich zu bringen.
Zunächst reagierten die anderen Parteien-Vertreter überrascht, aus den Medien über die neue Situation erfahren zu haben . „Es ist ja bekannt, dass die Linke Thiele nicht leichten Herzens mitgewählt hat“, führte deren Fraktionsvorsitzender Heinz Peter Fischer an. „Dennoch bedauern wir, dass sich seine private Situation so veränderte, dass er sich zu diesem Schritt gezwungen sah. Der Mensch Thiele ist wichtiger als der Bürgermeister Thiele.“ Allerdings sei die Wahl des möglichen Nachfolgers aus Reihen der SPD mit der Unterstützung der Linken „kein Selbstläufer. Das will bedacht und diskutiert werden.“
Ähnlich reagierte Daniel Bauer-Dahm von den Grünen, dessen Partei damals Thiele nicht mitgewählt hatte, sondern genau wie die Christdemokraten mit einer eigenen Liste angetreten war. „Dennoch haben wir im Laufe der Zeit eine angemessene Ebene der Zusammenarbeit gefunden. Für seinen Rücktritt zollen wir ihm Respekt und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute.“ Als Nachfolge wünschen sich die Grünen eine Persönlichkeit, mit der alle Beteiligten vertrauensvoll zusammenarbeiten können.
Die SPD ist am Zug
Den guten Wünsche für Thieles Zukunft schießt sich auch die CDU an. „Wir haben seine Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis genommen. Er war ein engagierter Kommunalpolitiker.“ Der Rücktritt bedeute für die CDU, so Jürgen Schuiszill, „zunächst einmal gar nichts. Der Ball liegt im Feld der SPD. Wir warten ab und sehen dann, wie wir reagieren.“
Ob die CDU dann am 2. Februar erneut die derzeit stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Daniela Topp-Burghardt ins Rennen um das oberste Amt schicken wird, ist fraglich. Diese hatte zuletzt zwei Sitzungen der Bezirksvertretung geleitet und dabei sowohl bei der Tagesordnung als auch bei Abstimmungen leicht den Überblick verloren. Auch bei öffentlichen Auftritten gab sie als Repräsentantin des Bezirks nicht immer eine gute Figur ab.
Kalker Verhältnisse
In der Bezirksvertretung Kalk bildet die SPD seit der Kommunalwahl 2014 mit sieben Vertretern die stärkste Fraktion. Die CDU stellt fünf, die Grünen und die Linken jeweils zwei Bezirksvertreter. Mit je einem Einzelvertreter sind die FDP, die AfD und Pro Köln dabei. Allerdings ist von der als rechtsextrem geltenden Pro Köln schon seit zwei Jahren kein Vertreter mehr zu den Sitzungen erschienen. (NR)