Köln – Die ehemalige Kölner Juso-Chefin Lena-Marie Snelting will Parteichefin der Kölner SPD werden. Entsprechende Informationen aus Parteikreisen bestätigte die 28-Jährige am Mittwoch auf Anfrage. „Meine Kandidatur ist ein weiteres Angebot an die Partei“, sagte Snelting.
Der Parteivorsitz soll nach einer Satzungsänderung – die ebenfalls auf dem Parteitag beschlossen werden soll – zwischen zwei Personen aufgeteilt werden. Als Vorbild dient die Doppelspitze der Bundespartei. Die bisherige Parteichefin Christiane Jäger hatte angekündigt, sich nicht mehr bewerben zu wollen. Bislang gab es lediglich einen Vorschlag für das künftige Führungstandem.
Die ehemalige Landtagsabgeordnete Susana dos Santos Herrmann und der stellvertretende Parteivorsitzende Fabian Stangier sollten die neue Doppelspitze bilden. Die Wahl war ursprünglich für den Parteitag im November 2021 vorgesehen, wurde jedoch aufgrund der damals rasant steigenden Corona-Infektionen in Köln kurzfristig abgesagt.
Nachdem dos Santos Ende November ihren bisherigen Landtagswahlkreis Kalk/Innenstadt ohne Not aufgegeben hatte und stattdessen in Mülheim antreten wollte, war jedoch die Kritik an der 53-Jährigen gewachsen. Sie beharrte trotz des Widerspruchs der Mülheimer Genossen auf ihrer Kandidatur, unterlag aber bei der Wahlkreiskonferenz der SPD denkbar knapp ihrer Mülheimer Konkurrentin Carolin Kirsch.
Dos Santos’ Misserfolg bei der Landtagskandidatur nährt die Zweifel daran, ob sie als Parteichefin tatsächlich geeignet wäre, um die durch persönliche Ressentiments zerrissene Kölner SPD wieder zu einen.
Zweiter männlicher Bewerber möglich
Ob die Ankündigung Sneltings, den Parteivorsitz übernehmen zu wollen, dazu führen wird, dass sich dos Santos zurückzieht, ist noch unklar. Wie zu hören ist, soll sie zumindest darüber nachdenken. Dem Vernehmen nach könnte sich möglicherweise neben Fabian Stangier auch ein zweiter männlicher Bewerber finden – in diesem Zusammenhang fällt der Name Florian Schuster, der bei der zurückliegenden Landtagswahl anstelle von dos Santos im Wahlbezirk Kalk/Innenstadt antrat.
Lena-Marie Snelting hat sich unterdessen bereits klar positioniert, wie sie die Kölner SPD führen würde, falls sie beim Parteitag am 25. Juni gewählt würde. „Mein Ziel wäre es, die Konflikte innerhalb der Partei mit einer offenen Art der Kommunikation zu befrieden“, sagte sie im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Einen Konflikt zwischen Jung und Alt könne sie innerhalb der SPD nicht erkennen.
Inhaltlich klarer positionieren
„Wir müssen uns davon wegbewegen, uns übereinander zu ärgern, ohne es klar anzusprechen. Der Weg ist bei uns oft strittig, obwohl wir vom Ziel her eigentlich einig sind“, so Snelting, die kurz vor Abschluss ihrer Ausbildung zur Krankenpflegerin steht und sich stark gewerkschaftlich engagiert. Die SPD müsse sich aus ihrer Sicht inhaltlich klarer positionieren. Viele Menschen stellten sich angesichts hoher Wohnungspreise die Frage, wie sie in Zukunft überhaupt noch in Köln leben können. Die SPD müsse darauf Antworten finden.