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Zülpicher Viertel, Messerverbot, KVBWas Feiernde für den 11.11. in Köln wissen sollten

Lesezeit 4 Minuten
Sessionsauftakt Kölner Karneval
Zülpicher Straße

So voll wie im verganenen Jahr wird es am 11.11. im Zülpicher Viertel wohl nicht, Stadt und Polizei rechnen trotzdem mit großem Andrang.

Auch wenn der Sessionsauftakt auf einen Montag fällt, werden erneut tausende Jecken in der ganzen Stadt erwartet. Wie sich Stadt und Polizei vorbereiten.

Wie wird im Zülpicher Viertel gefeiert?

Im Prinzip so, wie im vergangenen Jahr auch schon. Auch wenn der Massenandrang dieses Jahr wohl kleiner ausfallen wird, hält die Stadt am gewohnten Sicherheitskonzept im Zülpicher Viertel fest, zum Unmut von Anwohnern und Naturschützern. Um eine Überfüllung der Zülpicher Straße zu verhindern und die Anwohner zu schützen, wird das Viertel ab sechs Uhr abgesperrt und der Zutritt über zwei Eingänge auf der Roonstraße und auf der Zülpicher Straße in Höhe der Unimensa geregelt.

Bei Bedarf öffnet die Stadt eine „Überlauffläche“ auf den Uniwiesen. Diese ist im Vergleich zu den Vorjahren allerdings um 15 Prozent kleiner. Es gebe diesmal auch keinen DJ und keine Bühne, sondern nur eine „Hintergrundbeschallung“ mit Musik, so die Stadt. Zu kaufen gibt es alkoholfreie Getränke. Das Wäldchen im Hiroshima-Nagasaki-Park und der Aachener Weiher werden aus Naturschutzgründen erneut mit Zäunen abgesperrt.

Dass das Zülpicher Viertel erneut abgeriegelt wird und sich voraussichtlich tausende, vor allem junge Feiernde, dort aufhalten werden, wollen viele Anwohner nicht länger hinnehmen. Sie fordern schon seit Jahren alternative Feierflächen. Auch Helmut Röscheisen von den Naturschützern vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sagt: „Der Schutz des Inneren Grüngürtels, die Lebensqualität der Anwohner und die wirtschaftlichen Interessen von Betrieben und Geschäften im Kwartier Latäng werden von der Verwaltungsspitze immer noch nicht ernst genommen.“ Der BUND bringt etwa den Rothgerberbach und den Blaubach als Feierflächen ins Spiel.

Wie bereiten sich Stadt und Polizei auf den Andrang vor?

Vor allem mit Kontrollen: An den Sperrstellen an den Karnevalshotspots sind hauptsächlich Einsatzkräfte eines privaten Sicherheitsunternehmens im Auftrag der Stadt im Einsatz – insgesamt mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und allein 800 im Zülpicher Viertel. Stadt und Polizei haben 4700 Personen überprüft, um sicherzustellen, „dass am 11.11. nur Personal im Einsatz ist, das die Anforderungen erfüllt“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Köln.

In diesem Jahr haben sich Polizei und Stadt zum Sessionsauftakt vor allem den Jugendschutz auf die Fahne geschrieben, er ist wesentlicher Bestandteil des gemeinsamen Einsatzkonzeptes. „Wir nehmen das Thema in den Fokus“, sagte Stadtdirektorin Andrea Blome. Bilder sturzbetrunkener Jugendlicher wie in den Vorjahren soll es diesmal möglichst nicht geben – oder wenigstens seltener. Polizei-Einsatzleiter Frank Wißbaum fand deutliche Worte: „Wir wollen weg vom Ballermann-Image hin zu einem geordneteren Karneval.“

Um das zu erreichen, sollen unter anderem minderjährige Testkäuferinnen und -käufer die Einzelhändler an den Karnevalshotspots auf die Probe stellen und versuchen, Alkohol und Tabak zu kaufen. Bis Donnerstag konnten in rund fünfzig Kiosken, die bisher getestet wurden, bereits 39 Verstöße festgestellt werden. Auch am 11.11. kontrolliert das Ordnungsamt.

Wie will die Polizei für Sicherheit sorgen?

Sie stockt zum einen das Personal auf: Im Vergleich zum Vorjahr sollen rund 200 weitere Beamtinnen und Beamte am 11.11. unterwegs sein, insgesamt rund 1400. Man wolle damit Messer- und Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum verhindern, kündigte Einsatzleiter Frank Wißbaum an. „Die starke Präsenz werden alle merken.“

Zum anderen gilt an dem Tag durch eine neue rechtliche Grundlage die gesamte Stadt als Waffenverbotszone. Sie erlaubt der Polizei anlasslose Kontrollen. Insbesondere in den Feierzonen im Zülpicher Viertel, in der Altstadt, der Südstadt und auf den Ringen sowie deren Seitenstraßen werde kontrolliert, so die Polizei. „Wer feiern will, braucht kein Messer. Gerade mit steigendem Alkoholpegel entstehen durch griffbereite Messer bei Auseinandersetzungen unkalkulierbare Risiken“, sagt Einsatzleiter Wißbaum. Die Bundespolizei kontrolliert in den Bahnhöfen der Stadt ebenfalls das Waffenverbot. Außerdem bewacht die Polizei erneut die Synagoge in der Roonstraße wegen der Eskalation im Nahostkonflikt in besonderem Maße.

Wie wird in der Altstadt gefeiert?

Wie schon seit 55 Jahren veranstaltet die Willi-Ostermann-Gesellschaft den Sessionsauftakt in der Altstadt. Hier stehen traditionell auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und das designierte Dreigestirn auf der Bühne. Auch Bands wie Kasalla, Cat Ballou und Brings treten auf. Für den hinteren Bereich gibt es noch vereinzelte Tickets mit Einlass zwischen 6.30 und 7.30 Uhr, ansonsten ist die Veranstaltung ausverkauft.

Wie fährt die KVB?

An der Haltestelle Barbarossaplatz wird ab Montag erneut ein zusätzlicher Bahnsteig aufgebaut. Der provisorische Bahnsteig soll das hohe Fahrgastaufkommen entzerren und für einen geregelten Ein- und Ausstieg sorgen.

Der 15-Minuten-Takt im Stadtbahn-Bereich wird bis 1 Uhr in der Nacht verlängert. Teilweise fahren die Linien aber auf geänderten Strecken. Die wichtigsten Änderungen: Ab 7 Uhr fährt die Linie 9 in beiden Fahrtrichtungen über die Aachener Straße und die Gürtelstrecke. Zwischen den Haltestellen „Sülz Hermeskeiler Platz“ und der Haltestelle „Universitätsstraße“ wird ein Pendelverkehr mit Bussen (Linie 109) eingerichtet. Die Linie 18 wird ab 8.30 Uhr zwischen den Haltestellen „Barbarossaplatz“ und „Weißhausstraße“ getrennt. Sollte es außerdem am Heumarkt zu voll werden, könnte die KVB die Haltestellen temporär sperren. Die Linien 1, 7 und 9 würden dann ohne Halt an der Haltestelle „Heumarkt“ durchfahren.